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Streiks

#1 von Renate , 06.04.2006 20:54

Hallo,

mich würde mal Eure Meinung zu den Streiks interessieren. Ich kann es schon nicht mehr hören. Und wenn ich jetzt sehe, das Verdi wegen 30 Minuten 9 Wochen gestreikt hat, dann bekomme ich einen dicken Hals. Müllberge, Kindergärten geschlossen....! Der Kindergarten in Mannheim, in den unser Enkel geht, hatte 4 Wochen am Stück zu. Unsere Tochter hat bald nicht mehr gewußt, wie es weiter gehen sollte. Sie war nach dem Erziehungsurlaub noch in der Probezeit. Nur mit der Hilfe der Familie und Freunde hat sie es geschafft, dass sie nicht ausgefallen ist. Aber das hat Nerven gekostet.

Jetzt streiken ja die Metaller. Die verdienen doch bei Daimler, Porsche... schon ein Schweinegeld. Davon kann man ja in der freien Wirtschaft nur träumen. Und manch Arbeitsloser würde für viel weniger Geld und auch noch mehr Stunden arbeiten. Ich glaube, denen geht es allen zu gut. Oder sehe ich da was falsch?

Wir hätten sicher alle gern mehr Geld am Lohntag auf dem Konto. Aber unser Chef kann es sich nicht leisten, und uns ist unser Arbeitsplatz auch mehr wert. Ob sich der Verzicht mal auszahlt, mal sehen.
Die Ärzte kann ich ja noch verstehen. Die leisten wirklich unwahrscheinlich viel, und es ist nincht immer zu verantworten, wieviel Stunden sie am Tag oder besser an Tagen im Dienst sind.

Also, ran an die Tasten. Ich bin echt auf Eure Meinung gespannt.

Viel Grüße
Renate


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RE: Streiks

#2 von Mona , 07.04.2006 07:42

Hallöchen Renate,

ich glaube, das ist ein ganz schön brisantes Thema, das Du da ansprichst. Bei uns hat es innerhalb der Familie auch schon sehr viel Streit um das Thema Arbeit gegeben, weil viele in der Verwandtschaft seit der Wende mit Arbeitslosigkeit gebeutelt sind.

Also zuerst mal finde ich die Streiks auch ziemlich daneben. Wenn man Leute auf der Straße gehört hat, haben auch viele gesagt, die sollten doch alle froh sein, dass sie einen Arbeitsplatz haben und genauso sehe ich das eigentlich auch. Die entstandenen „Schäden“, wie durch liegengebliebene Müllberge, geschlossene Kindergärten, oder die geschlossenen Praxen bei den Ärztestreiks haben sich wieder nur auf die "kleinen Leute" ausgewirkt, denen es oft noch schlechter geht. Diejenigen, die für die ganze Misere verantwortlich sind, haben wahrscheinlich ihr Kindermädchen und einen privaten Arzt…
Da wird sich aufgeregt weil die schöne 38/39-Stunden-Woche wegfällt und gefeilscht um jede Minute. Bei meinem Mann steht für einen durchschnittlichen Verdienst nicht einmal eine konkrete Arbeitszeit im Vertrag, d.h. so wie der Chef bestimmt... und was das heißt, z.Bsp. direkt nach 12 Stunden Arbeit noch die 4 Stunden Autobahn nach Dresden auf Dienstreise. Und wem’s nicht gefällt, das wird offen ausgesprochen, kann ja gehen.

Die Ergebnisse mancher Streiks wie z.Bsp. die "leistungsabhängige Arbeitszeit" wird zu noch mehr Zank und Misstrauen unter den Leuten führen und die Menschen unserer Gesellschaft immer weiter voneinander entfernen.

Sicher verdienen die Arbeiter bei Porsche etc. sehr viel Geld, aber ich kann auch verstehen, dass man verärgert ist, wenn das Unternehmen seinen Gewinn verdreifacht, der Lohn an die Mitarbeiter aber gleich bleibt. Da sind nicht die Leute ausverschämt, sondern die Unternehmer und Vorstände, die sich über die zusätzliche Million in den eigenen Taschen freuen können. Und dann überlegen sie, wie sie noch mehr verdienen könnten und planen Entlassungen.

Allerdings muss ich auch noch anfügen, dass ich auch kein Freund der Aussage "Arbeit um jeden Preis" bin. Es gibt wahrhaft Arbeiten, bei denen man noch draufzahlt, wie ich im eigenen Bekanntenkreis erfahren habe, 50km Anreise zu einem Callcenter und da 4 Euro die Stunde, bei Krankheit muss Urlaub genommen werden. Da kann man verstehen, dass die Leute sagen, sie nehmen (erstmal) lieber das Geld vom Staat und suchen weiter.
Ebenso aus familiärer Situation heraus. Meine Mutter ist seit 15 Jahren arbeitslos und hoch dekoriert mit Umschulungs-Zertifikaten und Ablehnungsschreiben und hat trotz allem Jobangebote im Westen abgelehnt, einfach weil mein Vater in 3 Schichten rollende Woche (7 Tage am Stück) arbeitet und sie sich dann nur noch ein Wochenende im Monat gesehen hätten.
Ich habe meinen Job in der Heimat aufgegeben, weil ich nach 15 Monaten der Pendelei, meiner Arbeit und 1000 Wochenkilometern sehr oft fast am Steuer eingeschlafen bin.
Viele die sagen, Sch... auf meine private Situation, Hauptsache ich habe Arbeit, tragen zu der verkorksten Situation in Deutschland bei und dass irgendwann doppelt soviel Rentner der neuen Generation gegenüber stehen.

Alles Ansichtssache und situationsabhängig. In diesem Sinne

Viele Grüße
Mona

Weil die Erde eine Kugel ist, was man leicht beweisen kann, kommt jeder, der straff nach Westen marschiert, im Osten wieder an. (City, "Weil die Erde eine Kugel ist")


 
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RE: Streiks

#3 von Renate , 08.04.2006 19:37

Hallo Mona,

klar ist es ein brisantes Thema. Aber doch sehr aktuell. Gerade die Arbeitslosen kriegen bei dem Thema einen dicken Hals, und verstehen es nicht.

Ich glaube auch, dass die Verantwortlichen der Streiks keine Kinder im Kindergarten haben. Aber das war ja eigentlich nur noch ein Machtkampf und Gehirnwäsche. Die Leute bei der ÖTV waren sich ja selbst nicht einig. Viele konnten es sich auch aus finaziellen Gründen nicht leisten, an den Streiks teilzunehmen. Denn für die Zeit gibt es ja von der Gewerkschaft nur Streikgeld. Das heißt, keine Zuschläge...! Wer kann sich das eigentlich auf die Dauer leisten. Und die, die arbeiten wollten, die wurden boykotiert. Manche wußten garnicht, warum sie streiken sollten. Gerade im Kiga meines Enkels ist nicht eine Erzieherin vollbeschäftigt. Aber da der Kiga in einem Neubaugebiet liegt, indem größtenteils junge Familien wohnen, wurde der gleich für 4 Wochen geschlossen. Die Erzieherinnen wollten arbeiten, durften aber nicht. Und am Eingang vom Kiga hing ein Schild, dass man um Verständnis für den Streik bittet.

Ich kenne da nochmehr, die solche Arbeitsverträge wie Dein Mann haben. Und es kann sich keiner wehren, denn es gibt genug, die unter solchen Bedingungen arbeiten würden.

Die Löhne bei Porsche sind sehr gut, und werden auch dem Gewinn angepasst. Außerdem gibt es dort ein hohes Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und zusätzlich Gewinnauszahlung. Letztes Jahr waren es für jeden 3.000 €. Das steht hier in Stuttgart sogar noch in der Zeitung. (Ich habe während meiner Zeitarbeitszeit mal kurz bei Porsche gearbeitet, da hört man dann manches.) Dafür muss ich sehr lange arbeiten. Und arbeite auch 40 Std.! Allerdings stimmt es, die Vorstände und Unternehmer hauen sich selbst die Taschen voll. Aber wenn ich jetzt beim Daimler sehe, dass diejenigen, die Aufhebungsverträge unterschreiben, Hunderttausende als Abfindung bekommen, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Was bekommt ein Arbeiter in der freien Wirtschaft, wenn seine Firma pleite ist? Einen Tritt und wenns geht, nicht mal Lohn.

Ich bin auch gegen Arbeit um jeden Preis. Mir haben sie in Dresden auch 6.50 DM Stundenlohn angeboten. Und dafür hätte ich noch 1 1/2 Stdunden Weg jeden Tag gehabt. Da wäre nicht viel übrig geblieben am Monatsende, denn ich hätte das Auto gebraucht. Da habe ich auch lieber Arbeitslosengeld genommen. Allerdings war das ein Jobangebot vom Arbeitsamt. Da habe ich mich dann beim Vorstellungsgespräch so echt doof angestellt. Da haben die auf mich freiwillig verzichtet. Sonst hätte ich vielleicht noch eine Sperre reingekriegt. Aber ehrlich, auch doof anstellen ist ziemlich schwer.

Ich kann Deine Mutter voll verstehen. Sie wird ja sicher so in meinem Alter sein. Auch ich habe Lehrgänge, Umschulung ... gemacht. Die Hauptsache war doch eigentlich, es gibt Geld vom Staat und das war beim Lehrgang mehr als Arbeitslosenhilfe. Das Ende vom Lied war dann, dass ich als überqualifiziert galt. Verstehe, wer will.

Bei uns war die Situation eine andere. Mein Mann ist schon seit einigen Jahren durch Krankheit in Frührente. Unsere beiden Mädels waren schon in Mannheim und in Stuttgart und der Junge wollte auch noch weg. Da ich auch sehr lange arbeitslos war, haben wir den Versuch gewagt, und es hat geklappt.

Liebe Grüße


Renate


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RE: Streiks

#4 von Remputer ( gelöscht ) , 08.04.2006 21:57

Hallo,

Ich halte von Streiks nicht viel,weil unterm Strich, wie wir jetzt wieder sehen konnten, nichts rauskommt.Es kostet den Steuerzahler nur mehr und bringt nichts.
Jeder sollte doch froh sein einen Job zu haben.Klar sollte man sich jobmässig nicht alles gefallen lassen,aber deswegen gleich streiken?
Ich wäre froh wieder einen Job zu haben.Mein Job ist der betrieblichen Kostenfrage zum Opfer gefallen.Es ist halt einfacher befristete Verträge nicht zu verlängern,als einen langjährigen festangestellten Mitarbeiter zu kündigen.
Bevor ich völlig vom Thema abkomme, mache ich mal Schluß.
Bis neulich Veronika



Remputer

RE: Streiks

#5 von Schmusekatze , 11.04.2006 12:22

Ich weiß nicht, was ihr wollt!
Habt ihr eigentlich mal genau nachgedacht? Wenn jeder nur eine halbe Stunde umsonst zusätzlich arbeiten muß, dann sind das bei 1000 Beschäftigten 500 Stunden und dafür können wieder Leute entlassen werden, da diese 500 Stunden ja jetzt unbezahlt gearbeitet werden. Warum soll der Arbeitgeber also noch für diese 500 Stunden Leute bezahlt einstellen? Darum ging es den Gewerkschaften eigentlich, nicht um die zusätzliche Arbeit, sondern weil für diese unbezahlte Arbeit Leute entlassen werden können, die ja nicht mehr gebraucht werden, es schaffen ja die 1000 Personen (war nur ein Beispiel). Nun rechnet mal die ganze Sache hoch! Wieviel Leute entlassen werden können, wenn Arbeit ohne Lohnausgleich gefordert wird?
Wir im Osten kennen ja noch die 43 3/4 Stunden Arbeitswoche oder etwa nicht? Keiner hat sich über 8 3/4 Stunden am Tag beschwert, weil man es ja nicht anders kannte. Aber hier im Westen hat man mal um eine 35 Stunden-Arbeitswoche gekämpft und erhalten. Und jetzt soll es ein Schritt zurück geben????? Finde ich nicht in Ordnung! Man soll die Leute lieber weniger Arbeiten lassen, und dafür mehr neue Arbeitskräfte einstellen, das andere ist ja ein Paradoxum bei so vielen Arbeitslosen. Auf diese Art und Weise bekommt man nicht einen Arbeitslosen von der Straße.

Darum fand ich die Streiks voll in Ordnung, denn die haben nicht nur an sich, sondern auch an andere gedacht, denn bei täglich 600 Arbeitslosen mehr, muß doch endlich ein Schlußstrich gezogen werden. Aber was haben sie erreicht..... das steht auf einem anderen Blatt.

Das ist meine Meinung, auch wenn ihr nicht so denkt wie ich, aber auch ich kann die Arbeitslosen verstehen, war selbst 3 Jahre lang arbeitslos und habe bis heute noch keine Arbeit gefunden.

Kennt Ihr nicht auch das Motto "Jeder ist sich selbst der Nächste!" und das trifft im Westen eben mehr zu als im Osten!!


 
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RE: Streiks

#6 von Renate , 11.04.2006 21:07

Hallo Ramona,

irgendwie hast Du ja Recht. Aber denkst Du wirklich, dass dadurch die Arbeitslosen von der Straße geholt werden?
Da müssen ganz andere ran. Warum stellen viele Firmen nicht mehr Leute ein, sondern lassen die Leute, die sie haben mehr arbeiten. (Es heißt ja nicht umsonst, die einen möchten gern arbeiten, und die anderen arbeiten sich tod).

Ich kann es Dir sagen. Die Lohnnebenkosten, die von der Firma jeden Monat gezahlt werden müssen, kann sich kaum noch ein kleines Unternehmen leisten. Wenn ich sehe, was in unserer Firma monatlich an Krankenkassenbeiträgen, Lohnsteuer...weggeht, da könnten einige Leute davon bezahlt werden. Solange unsere Regierung da keinen anderen Weg findet (ohne die Kosten auf die Arbeitnehmer abzuwälzen), wird es kaum mehr Stellen geben. Bei uns arbeiten die meisten Kollegen 42,5 Std. in der Woche oder mehr. Wenn die für eine 40 Std.Woche streiken würden, könnten sie alle gehen.

Du reitest immer auf den DDR-Zeiten rum. Klar haben wir da mehr Std. gearbeitet. Aber haben wir das auch wirklich? So hart, wie jetzt musste ich da nicht arbeiten. Da gab es doch 2 Leute, die sich 1 Stelle teilten. So war es bei uns jedenfalls. Da wurde manchmal der halbe Tag verquatscht. Das kann sich heute keiner mehr leisten.

Klar kann man die Leute weniger arbeiten lassen, und dann? Weniger Lohn....! Das kann sich doch kaum noch jemand leisten. Wenn ich nur 35 Std. arbeiten würde, fehlten mir im Monat ca. 20 Std.(bei 20 Arbeitstagen). Das können sich doch die meisten nicht leisten, denn kein Arbeitgeber zahlt Lohn für Freizeit. Die Mieten ... bleiben ja.

Übrigens, ich war vorher auch sehr lange arbeitslos und weiß wie es ist.

Ich hoffe, Du redest weiter mit mir.

Liebe Grüße

Renate


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RE: Streiks

#7 von Matthes , 27.04.2006 20:56

Hallo Renate, bestreikt werden müsste zu erst die Bundesregierung,denn sie wissen nicht was sie tun.Minister werden
dürften eigentlich nur solche Leute,die vom Fach sind und reichlich Erfahrung haben.Ausserdem müsste man Politiker
für erwiesene Fehlentscheidungen zu Verantwortung ziehen können. Wie bei jedem normalen Arbeitnehmer auch.Vielleicht
muss mann mal darüber nachdenken,ob nicht der Porsche Chef Bundeskanzler werden sollte. Ich meine, die Fachkompetenz
ist erwiesen und schlimmer wie jetzt kann es eigentlich nicht werden.


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RE: Streiks

#8 von Renate , 27.04.2006 22:06

Hallo Matthes,

da gebe ich Dir unumstritten Recht. Und vielleicht wachen die Deutschen irgendwann mal auf, denn so kann es einfach nicht weitergehen. Unsere Abgeordneten stecken immer mehr Diäten in Ihre Tasche, und dem kleinen Mann wird immer mehr aus der Tasche gezogen.

Wem soll man da zuerst zur Verantwortung ziehen. Die Karre steck eh im Dreck und wird auch nicht wieder raus kommen.

Der Chef von Porsche weiß schon was er will. Aber ich glaube nicht, dass der Bundeskanzler werden will! Aber könnten ja mal anfragen! Da könnte es vielleicht besser werden! Warum schreibt Porsche solche Erfolgszahlen? Da gibt es auch keine Skandale wie beim Daimler!

Übrigens, wir haben einige Jahre in Heidenau-Süd gewohnt. Mein Mann stammt aus Dohna!

Viele Grüße
Renate


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RE: Streiks

#9 von Schmusekatze , 28.04.2006 12:54

Ich verstehe die Diskussion nicht ganz. Stehe ich vielleicht politisch auf dem Schlauch?
Bei uns regieren nicht die Personen sondern das Geld!
Warum wird den Arbeitgebern nicht per Gesetz verboten mit der Produktion ins Ausland zu gehen? Weil die oberen Bosse es nicht wollen und die Regierung macht, daß es so bleibt, denn die bekommen schließlich die Anweisungen von denen, die Geld und damit die Macht haben. Auch der Chef von Porsche gehört dazu, und da wollt Ihr, daß diese Leute an die Regierung kommen?
Jeder der viel Geld hat, will immer mehr und da nimmt er auch keine Rücksicht auf den "Kleinen". Warum also werden so viele Standorte in Deutschland geschlossen und woanders eröffnet? Damit der Profit größer wird, denn daß dabei mehr Arbeitslose in unserem Land werden, daß interessiert in diesem Falle eh keinen.
Von wegen die Arbeitslosigkeit muß bekämpft werde?
So auf keinen Fall, und wenn die Regierung das nicht begreift, wird es auch nicht besser, egal ob die Konjunktur steigt oder nicht!!


 
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RE: Streiks

#10 von Matthes , 28.04.2006 20:40

Hallo Schmusekatze! Du kannst den Firmen nicht verbieten ins Ausland zu gehen. Die Unternehmen werden immer dort
investieren ,wo ein Maximum an Gewinn zu erwarten ist.Diese Weisheit hat glaube ich schon Karl Marx heraus gefunden.
Und seit doch mal ehrlich: Wenn ihr genug Kohle zum anlegen hättet, würdet ihr auch auf die Rendite achten.Nichts anderes tun die Firmen und die Aktionäre. Dewegen müssten die Politiker aus Deutschland eine Steueroase machen. Friedrich März hat es schon einmal vorgeschlagen,15% Eingangssteuersatz und höchsten 35% Spitze.Und wenn mann alle heiligen Kühe schlachtet und sämtliche Subventionen streicht ist das auch finanzierbar. Nur ist das leider politisch nicht gewollt.Viele Grüsse,Matthes


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RE: Streiks

#11 von xlmoni46 ( gelöscht ) , 22.05.2006 20:23

Ich sehe das Ganze, ehrlich gesagt, mit gemischten Gefühlen. Einerseits weiß ich, wenn auch nicht aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, die Kinder unterzubringen, wenn der Kiga geschlossen ist und ich habe die Müllberge in Heidelberg gesehen, die einfach nur noch ekel erregend waren. Andererseits kann ich auch die Streikenden, die Ärzte sowieso, verstehen. Ich befürchte, das bei einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit, der Ein oder Andere seine Arbeit verliert, weil weniger Leute genausoviel schaffen und in meinen Augen ist es schon eine Art Ausbeutung, wenn die Leute länger für den gleichen Lohn arbeiten sollen. Die Bosse der Firmen machen Gewinne ohne Ende und die Arbeiter, die eigentlich die Gewinne einfahren, schauen immer in die Röhre und müssen trotzdem oft genug den Cent zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben und müssen am Ende auch noch um ihren Arbeitsplatz bangen. Nein, so wie es jetzt läuft, kann es nicht weiter gehen und deshalb sollten viele, ganz, ganz viele dafür eintreten, das sich arbeiten auch noch lohnt und das man von dem Geld vernünftig leben und sich auch etwas leisten kann.


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RE: Streiks

#12 von Hansrudi , 07.07.2012 09:22

Guten Morgen liebe Leut´s ,

das Thema ist nun sechs Jahre alt und was hat sich in den letzten Jahren geändert ??? Haben Streiks was erreicht ??? Wie sieht denn die heutige Realität aus ???
Bringen uns etwa Branchentarifverträge weiter ?? Werden in Zukunft die Autoschrauber von A dafür streiken , das die Schrauber der Firma B mehr verdienen ??
Müssen sich Gewerkschaften langsam einmal auch als politische Kraft sehen ?? Denn wem locken sie zum 1.Mai noch auf die Straße ?? Wieviele Menschen sind an solchen Feiertagen arbeiten , nicht nur wegen der paar Cent Feiertagszuschlag .
Wieviele ehem. städtische betriebe wurden in den letzten Jahren ausgelagert und privatisiert , neue Arbeitsverträge zu schlechteren Bedingungen vielleicht noch mit Ausgleichszahlungen zu den alten Lohngruppen ( Besitzstandswahrung ), welche bei jeder zukünftigen Lohnerhöhung abgeschmolzen werden , so das man unter Umständen in den nächsten 10-20 Jahren den gleichen Lohn hat ?!

Sind Streiks noch ein erfolgreiches Mittel in der heutigen Zeit oder müssen andere Wege beschritten werden ??? Denn warum sollen Dritte ( Kunden etc. ) leiden , wenn zwei Seiten (AG und Gewerkschaft ) sich streiten ?

Oder brauchen wir einfach nur dynamische Lohnsteigerungen wie z.B. die dynamischen Beitragssteigerungen bei Versicherungen ??? Oder auch eben bei Unterhaltszahlungen für Kinder , deren lebensansprüche ja mit steigenden Alter steigen . Dürfen denn die Eltern auch noch Ansprüche an Leben haben ??

Und von was sollen zahlende Eltern im Streikfall den Kindesunterhalt zahlen , wenn das Streikgeld ( bei läneren Streik ) nicht ausreicht zu Leben ??

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RE: Streiks

#13 von Strelok , 13.07.2012 16:39

Ich glaub langsam ich steh aufm Schlauch!
Der Streik ist das einzige Mittel des Arbeitnehmers, welches ihm ermöglicht, Druck auf den Arbeitgeber aufzubauen. Er kürzt hier mit der einzigen Ressource die er hat, der Arbeitskraft. Und man sollte die Schuld doch weniger bei den Streikenden suchen als bei denen, die derart asoziale Arbeitsbedingungen stellen, das ein Streik notwendig wird, und die sich ggü. allen anderen Forderungen taub stellen.

Streik ist eine der Formen des Arbeitskampfes, und der wird in anderen EU-Ländern wieder wörtlich genommen. Der Asozial-Kapitalismus macht es auch bitter nötig, Ich glaub langsam ich steh aufm Schlauch!
Der Streik ist das einzige Mittel des Arbeitnehmers, welches ihm ermöglicht, Druck auf den Arbeitgeber aufzubauen. Er kürzt hier mit der einzigen Ressource die er hat, der Arbeitskraft. Und man sollte die Schuld doch weniger bei den Streikenden suchen als bei denen, die derart asoziale Arbeitsbedingungen stellen, das ein Streik notwendig wird, und die sich ggü. allen anderen Forderungen taub stellen.

Streik ist eine der Formen des Arbeitskampfes, und der wird in anderen EU-Ländern wieder wörtlich genommen. Der Asozial-Kapitalismus macht es auch bitter nötig,
Beispiel Spanien. Hier sind Bergbauarbeiter in einem Sternmarsch auf Madrid gelaufen, um gegen die Schließung der Betriebe und damit die Verwahrlosung ganzer Gebiete zu protestieren. Der lange Arm des Kapitals schlägt da natürlich zu, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Im Gegensatz zum Ruhrgebiet, welches einen Strukturwandel vollzog und vollzieht, soll dort einfach dicht gemacht werden.

Setzt die sozialistische Traumbrille ab, der Staat als Garant für humane Arbeitsbedingungen ist Geschichte! Heute herrscht Kapitalismus, was das heißt konnte man auch wieder bei Monitor Nr. 636 vom 12.07.2012 sehen. Sehr interessant, was der Herr Mappus so 2nebenbei" machte...

Kapitalismus ist Krieg, von oben nach unten. Und solange man die Gewerkschaftsfahne und nicht den Stein in der Hand hat, sollte man mit dem Streik zufrieden sein. Denn jede Errungenschaft muss dauerhaft verteidigt und immer wieder neu erkämpft werden, wusste schon der olle Marx.
Anstatt zu meckern sollte man sich lieber mit den Streikenden solidarisieren und Druck (per Post oder Kundgebung/Demonstration) auf den Arbeitgeber ausüben.


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zuletzt bearbeitet 13.07.2012 | Top

RE: Streiks

#14 von altberlin ( gelöscht ) , 13.07.2012 16:47

Streiks werden nur dann Erfolg haben, solange nicht die Gewerkschaftsbosse mit Wirtschaft und
Politik kolaborieren.
In Deutschland war genau das zu lange an der Tagesordnung, deshalb auch der Mitgliederschwund
bei den Gewerkschaften.
Jeder Vertrauensverlust hat seine Ursachen.
Um bei uns "spanische, italienische oder französische Verhältnisse" erleben zu können, muß erst ein
Totalabsturz eintreten.

altberlin

RE: Streiks

#15 von Strelok , 13.07.2012 16:51

Zitat von altberlin im Beitrag #14
Um bei uns "spanische, italienische oder französische Verhältnisse" erleben zu können, muß erst ein
Totalabsturz eintreten.
Aber man arbeitet doch mit deutscher Gründlichkeit dran
Aber wehe hier macht jemand Krach, dann isser "Krawallmacher und Möchtegernrevoluzzer"

Naja, man gibt sich ja alle Mühe, es eskalieren zu lassen. ver.di bekommt durch die Basis einen Linksruck, und wenn der oben ankommt, dürfte es auch mal wieder ungemütlich werden. Hoffen wirs. Ich will arbeiten, aber ich will Geld und Achtung für meine Arbeit

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