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RE: Freiheit

#61 von reporter , 14.06.2011 12:37

Hallo Queeny,

vielen Dank für deine Schilderungen, die du bei der 'Ausreise' erlebt hast.

Aber dabei hattest du noch Glück. Es gab viele, die auch rauswollten und eingeknastet wurden.

Der Bundespräsident war neulich an einem dieser Orte, dem Frauengefängnis Hoheneck.

Zitat
Die meisten Frauen, die nach Hoheneck kamen, hatten nur ausreisen wollen. Hatten ihrem Freund in den Westen folgen, ein Leben in Freiheit leben wollen. Dafür gab es in der DDR eine Reihe von Strafparagrafen: „versuchte Republikflucht“, „illegale Verbindungsaufnahme“, „staatsfeindliche Hetze“ bis zu „landesverräterischer Agententätigkeit“.



http://www.tagesspiegel.de/zeitung/das-v...es/4281102.html

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RE: Freiheit

#62 von peppe , 14.06.2011 12:45

Bravo, Queeny Hast Du sehr gut beschrieben (auch ich habe es in soetwa erlebt, jedoch ohne Kinder und ohne das meine Angehörigen irgend etwas unterschreiben mussten )
Dein Bericht schreit nach mehr Wie waren die esten Tage, Wochen in der "Freiheit" und musstest Du auch nach Giessen?!
Freue mich auf den Anhang

@Reporter.......ich habe mir den Knast in Stolllberg auch angeschaut vor zirka 10Jahren gab es Führung.............mir läuft es jetzt noch Kalt den Rücken runter wenn ich daran denke



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RE: Freiheit

#63 von reporter , 14.06.2011 20:58

Zitat von peppe
Wie waren die esten Tage, Wochen in der "Freiheit" und musstest Du auch nach Giessen?!
Freue mich auf den Anhang



Ich würde mich auch freuen zu erfahren wie es dann weiterging. Auch würde mich interessieren, warum die "zuständigen Organe" dir überhaupt die Ausreise mit Kindern erlaubten. Denn normal war das nicht. Sonst hätte man ja kein Spitzelheer gebraucht, um Abgänge zu unterbinden.

Auch deine Schilderung

Zitat
Die Rentner glotzten alle wie blöd. Man sah ihnen die Schadenfreude an und das was sie dachten. Da ist ein Staatsfeind mit Kindern. Genau das dachten sie.



macht mich sehr nachdenklich. Glotzen denn alle wie blöd auch noch, als der Zug im Westen war?

Daß insbesondere die weiblichen Kontrolletties besonders stinkig und frustriert waren deckt sich auch mit meinen Kenntnissen.


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RE: Freiheit

#64 von peppe , 14.06.2011 21:40

@Reporter.....Ich hatte das Glück nur eine Nacht in Giessen zu übernacht zu müssen es war wie im Pionierlager Doppelstockbetten ect. alles quer Beet...........mit Kindern dies duchhalten zu müssen wäre für mich damals wie heute unvorstellbar
Das was Queeny schrieb mit den ossi*** Omis ect. habe ich auch erlebt........mein Gedanke war damals der: Shit ich bin nicht mehr Jung sonst würde ich auch ........... Eben der Neid



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RE: Freiheit

#65 von Ilrak , 15.06.2011 11:11

Danke , quenny , für Deine Worte .
Über dieses Thema habe ich bisher nichts gewußt .
Gut , für mich war dieser Weg ohnehin nur die allerletzte Option ,
ernsthaft erwogen habe ich das nie .
Aber ist schon krass .


Revolution ist das Morgen schon im Heute,
ist kein Bett und kein Thron für den Arsch zufriedener Leute.
(Renft - Zwischen Liebe und Zorn )

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RE: Freiheit

#66 von queeny , 16.06.2011 05:07

Ja, ich schreibe die Tage noch was zu dem Thema. Aber nicht heute. Bin im Moment gesundheitlich etwas angeschlagen. Zwar nicht EHEC, aber doch so ähnlich.

queeny


Wenn Ihr Eure Augen nicht braucht um zu sehen, werdet Ihr Sie brauchen um zu weinen.

Jean-Paul Sartre

 
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RE: Freiheit

#67 von peppe , 16.06.2011 09:49

Oje, dann wünsch ich Dir liebe Queeny Gute Besserung



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RE: Freiheit

#68 von Smithie23 , 16.06.2011 13:20

Freiheit bedeutet für den Einen, zu verreisen und sich seinen Wohnort und seinen Job auszusuchen. Für Andere, die Freiheit für selbstverständlich nehmen, ist es auch Freiheit, sein Auto zu parken wo man will, sich wie die Axt im Walde aufzuführen und den Nachbarn anzuschwärzen, wenn er nach 22 Uhr noch etwas laut ist.

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RE: Freiheit

#69 von WELLO , 17.06.2011 00:14

Zitat von queeny
Ja, ich schreibe die Tage noch was zu dem Thema. Aber nicht heute. Bin im Moment gesundheitlich etwas angeschlagen. Zwar nicht EHEC, aber doch so ähnlich.

queeny



"Freiheit, die ich meine..."!
Es ist spannend, was Du da scheibst, queeny! Authentisch - und auch im Nachhinein noch bedrückend. Real existiert habende Diktatur - des Proletariats! Morgen jährt sich der 17. Juni 1953 zum 58. Mal - der hatte ebenso elementar mit Freiheit zu tun - und bald gibt es den 50. Jahrestag des Mauerbaus.. Ja, man soll diese alten Geschichten lebendig erhalten - damit sie sich nicht wiederholen! Das war nach der Nazizeit ganz ähnlich.
Bei derartigen Vorgängen, wie Du sie schreibst, zeigte dieser Unrechtsstaat sein wahres Gesicht - und vor allem seine Schwächen. Wären die Protagonisten ihrer Sache so sicher gewesen, wie sie in ihrem Propagandagetöse immer taten, hätten sie sich nicht zu diesem würdelosen Verhalten gezwungen gesehen! Eine Erkenntnis, die einem in diesen Momenten sicher nicht gekommen ist.

Ja, ich erinnere mich auch noch daran, als ein Großonkel von mir von der Straße weg verhaftet wurde - und zum Glück "nur" 3 Wochen irgendwo bei der "Firma" untergetaucht wurde... Sein Vergehen: er redete mit einem Arbeitskollegen kurz nach dem 17. Juni 1953 über dessen Folgen - Panzer, Verhaftungen, Schüsse auf die Arbeiter; "...ja ja, das ist unsere Freiheit-" bemerkte er zu seinem Kollegen auf einem öffentlichen S-Bahnhof in Berlin. Ein Agent der "Firma" (>>VEB Horch & Guck") hatte seine Ohren gespitzt und sogleich dessen Verhaftung veranlasst. Wie gesagt - Diktatur des Proletariats...

Gruß Wello


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RE: Freiheit

#70 von Volker Zottmann ( gelöscht ) , 12.01.2012 19:44

Am 11.11.1989 kletterten erste mutige Bürger aus Ost und West in Stapelburg/Harz ohne jede Erlaubnis auf die Beton-Grenzmauern. Ich hätte das nie getan, denn bis dahin wurde das mit tödlichen Schüssen geahndet. Und einseitig belichteten Militärs habe ich noch nie getraut.

Doch wurde die Grenzöffnung am 11.11.1989, 17:00 Uhr, zum Glück auch hier friedlich erzwungen.

Da schlürfte der niedersächsische Ministerpräsident Albrecht schon sein erstes Ostbier “widerrechtlich” in Stapelburg. Er hatte keinerlei Einreisepapiere. ;)

Über die Nachrichtensendungen erfuhren wir davon. Über Nacht noch wurden von westlicher Seite zwei Holzstege und eine Ponton-Überquerung über die “Ecker” gebaut.

Gut, dass der kleine Harzfluss zur Hälfte im Westen lag. Wäre der Osten allein zuständig gewesen, hätte niemals so schnell eine Querung errichtet werden können. Denn bei uns fehlte es doch an Allem, auch am Nötigsten.

So fuhren wir 4 Zottmänner frühmorgens am 12.11.1989 nach Stapelburg. Abertausende taten das Selbe. Darum war schon 2 km vorher, auf einem zum Parkplatz degradierten Acker, im Sperrgebiet Schluss. Nie wieder sahen wir so viele geparkte PKW auf den Äckern im weiten Harzvorland. Egal wohin man nord/nordöstlich auch sah, überall standen Autos. Tausende und abertausende.

Die paar fehlenden Kilometer liefen wir gerne. Menschenmassen bewegten sich jetzt erstmals seit mindestens 28 Jahren wieder im Sperrgebiet bis an den Todesstreifen und erlebten dort voller Ungeduld die Öffnung eines neuen Grenzüberganges im Harz.


Ein unbeschreiblicher historischer Moment!

Wir waren dabei!

Ein ganzes Volk war in kollektiver Trance …

Mein ganzes bisheriges Leben lang habe ich mir diesen Augenblick ausgemalt …

Witze kursierten diesbezüglich bereits seit Jahren in der DDR. Was solle man wohl tun, wenn die Grenze unvermittelt geöffnet wird? Antwort: Auf einen Baum klettern, um nicht totgetreten zu werden.

So war es dann auch fast. Nur die Bäume fehlten … zumindest die letzten 100 Meter bis zum Metallgitterzaun.

So viele Tränen, wie zu all den einzelnen Grenzöffnungen innerhalb weniger Tage vergossen wurden hatte Deutschland seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gesehen. Doch diesmal waren es überwiegend Freudentränen. Tränen angestauter Wut und der grenzenlosen Erlösung.

Allein dieser Anblick hätte Leuten wie Honecker und Krenz die Schamesröte aufsteigen lassen müssen. Spätestens jetzt, wo sie “ihres” Volkes wirklichen Willen sahen, hätten sie einsehen müssen, wie verbrecherisch und falsch ihr Tun über Jahrzehnte war.

Für den uneinsichtigen Krenz sind wir aber heute noch konterrevolutionäres Pack!
Er hätte wohl lieber sein Volk gemeuchelt, als die DDR aufzugeben, so wie er die rund 3.000 Toten in China auf dem Tian’anmen-Platz, dem “Platz des himmlischen Friedens” 5 Monate zuvor noch gut geheißen hatte. Das ist die durch Fernsehberichte belegte Einstellung von Krenz gewesen, die wird das denkende Volk auch nie vergessen!

Unsere beiden Kinder sollten hier, an diesem historischen Ereignis unbedingt teilhaben!

Obwohl bereits provisorisch seit dem Abend des Vortages Autos und Menschen durchgelassen wurden, wurde just als wir an der Grenze ankamen ein breiterer neuer Durchlass geschaffen.

Endlich wurde in unserem Beisein das letzte Stück Streckmetallzaun zerschnitten und bei Seite gezogen. Schon schoben sich etwa 7.000 wartende, sich stauende Ostdeutsche im Glückstaumel Richtung Eckertal.

Das waren für mich Glücksmomente wie nie zuvor erlebt.

Das alles ist nachzulesen unter : http://mein-ddr-leben.de/


Volker Zottmann
zuletzt bearbeitet 12.01.2012 19:48 | Top

RE: Freiheit

#71 von peppe , 12.01.2012 20:35

Na Volker und was hast du aus dieser Freiheit gemacht, neuesenteckt,gereist..........was ist heute im Moment aus deiner Sicht positiv und negativ geworden durch dieses Ereigniss Leider hast du diesbezüglich nichts geschrieben in deiner Hompage SCHADE



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RE: Freiheit

#72 von Volker Zottmann ( gelöscht ) , 12.01.2012 21:16

Peppe, das ging auch nicht, denn die beschreibt NUR meine DDR-Zeit, wie der Titel schon verrät.
Mir geht es prima. Ich hatte schon zu DDR-Zeiten meine Selbständigkeit aufgebaut und nach der Wende erweitert mit einem Bauelementehandel. Ob man sein Geld verdient, oder wegen der enormen Handeslspanne nur bekam? Egal. damals war Goldgräberzeit.
Heute bin ich Rentner, aus unseren Kindern ist etwas geworden, aber teils eben auch in der Fremde. Und meine frau und ich machten dass, was ich schon immer wollte. Weltweit Reisen. Canada, USA, Hawaii, Kanaren- ja unsere Welt ist schön. Aber ebenso erfreue ich mich , wenn ich durchs Bodetal im Harz wandere.

Heute ist vieles im Argen. Allein die ganzen Kriegseinsätze regen mich auf. Immer wieder rasselt der Deutsche mit seinem Säbel.
Mit der Vereinigung war mir klar, dass Kohl zeitlich irrt! Das dauert 2 Generationen-mindestens.

Aber: Wem es nicht passt in Deutschland kann sein Land verlassen, OHNE Kugel im Rücken.


Volker Zottmann
zuletzt bearbeitet 12.01.2012 21:20 | Top

RE: Freiheit

#73 von peppe , 12.01.2012 21:25

Mit der Vereinigung war mir klar, dass Kohl zeitlich irrt! Das dauert 2 Generationen-mindestens.

Aber: Wem es nicht passt in Deutschland kann sein Land verlassen, OHNE Kugel im Rücken.

Klare Ansage und auch meine Ansicht, naja ich sage sogar 4. Generationen braucht es Ein schlauer Mann in meiner Familie sagte mal vor Jahrzehnten: Es gibt noch mal ein Krieg aber nicht mit Waffen die Menschen vernichten sich selbst............
Und wenn ich das Weltbild so beobachte denke ich immer mehr an diese Person die leider nicht mehr lebt..................



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RE: Freiheit

#74 von Smithie23 , 12.01.2012 21:52

Immer wenn im Fernsehen Originalaufnahmen kommen, verschlinge ich das Thema regelrecht. Ich hab damals wenig davon mitbekommen und es berühert mich, wie in dieser Zeit "meine" Landsleute zueinander gefunden haben. Ähnliche Emotionen habe ich in ähnlicher Weise erst richtig erlebt, als Fußball-WM 2006 in Dt. war und als die Solidarität bei den Anschlägen 9/11 bekundet wurde. Ich finde es schade, dass von dem Damaligen Gefühl nicht viel übrig geblieben ist und der Deutsche im Allgemeinen immer nur "Saisonal" aus sich herauskommt und Gefühle zulässt.


Auch der kleine Mann kann von der Krise profitieren !

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RE: Freiheit

#75 von Volker Zottmann ( gelöscht ) , 12.01.2012 22:06

Mir geht das heute noch so, können viele auch nicht nachvollziehen. Wenn ich an die dusseligste Pressekonferenz denke, und dann von den Grenzöffnungen schreibe oder davon zum X-ten Male Berichte anschaue, spüre ich immer wieder die erlösende Beklemmung, den Kloss im Hals und muss schlucken. Obwohl ich da bereits 4 x im Westen war, bereits 1954 und dann 3 x nach 1987.
Jetzt brauchte keine Geisel mehr zu Hause bleiben. Alle, auch meine Kinder durften ab sofort reisen.
Durch den Kloss im Hals merke ich immer noch, wie wir geknechtet wurden, wie das mich belastet hat, um wieviel Lebenszeit fleißige Arbeiter von Honecker und CO. gebracht worden.


Volker Zottmann
zuletzt bearbeitet 12.01.2012 22:08 | Top

   

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