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Was ist eigentlich der Unterschied?

#1 von Schmusekatze , 04.03.2006 14:54

Ich als waschechter Ossi habe einen Wessi geheiratet. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, aber in einem unterscheiden wir uns immer sehr. Das ist die Vergangenheit und die Erziehung. Ich habe damit große Probleme, denn mein Mann ist politisch genau anders gepolt als ich. Das kommt von der Kindheit, ich habe andere Ansichten als er und da geraten wir immer aneinander. Ich habe mit Politik nicht viel am Hut, aber meine Meinung laß ich mir auch von einem Wessi nicht nehmen, schließlich hatten wir früher keine Meinungsfreiheit und ich laß mich auch nicht umpolen.
Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht, oder kann eine Ehe zwischen Ossi und Wessi nicht gut gehen? Sagt mir Eure Meinung, denn momentan stehe ich mit meiner Ansicht ganz allein da.
Freue mich auf Eure Meinungen.
Gruß Ramona


 
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RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#2 von Anke ( gelöscht ) , 04.03.2006 20:25

Hallo Ramona,
ich bin zwar nicht verheiratet, aber ich kenn das Problem auch. Viele Wessis können sich überhaupt nicht vorstellen, wie das Leben im Ossi-Land so wirklich war. Deshalb haben sie kein Verständnis für manche Dinge. Und manche Menschen haben grundsätzlich ein Problem damit, andere Meinungen zuzulassen. Aber Kopf hoch, bei ner Ehe kommt es ja nicht nur darauf an. Ihr müßt doch nicht immer die gleiche Meinung haben, nur weil ihr verheiratet seid. Wär ja bissel langweilig, wenn man keine Reibungspunkte hat.
Also laß dich nicht unterkriegen!!

Gruß Anke


Anke

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#3 von Jörg , 05.03.2006 02:07

Vorab vielen Dank. Die Qualität und das Niveau dieser Beiträge gefallen mir.

Zitat: "Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, aber in einem unterscheiden wir uns immer sehr. Das ist die Vergangenheit und die Erziehung."
An beidem könnt Ihr jetzt nichts mehr ändern. Jeder von euch beiden sollte vielleicht ein bisschen mehr Interesse an der Vergangenheit und der Erziehung des anderen zeigen. Missverständnisse beruhen oft auf Halb- oder Unwissen. Wie Anke bereits geschrieben hat, können sich viele Westdeutsche gar nicht vorstellen, wie es bei uns so war. Ich denke mal die Geisteshaltung beider deutscher Staaten war 40 Jahre lang nicht unbedingt freundschaftlich und informierend gegenüber der anderen Seite. Die Medien haben dazu ihr weiteres getan. Was sie heute leider manchmal immer noch tun. Ich wünsche Dir Ramona, daß Ihr mehr aufklärende Gespräche über eure Vergangenheit führt und dabei feststellt, daß Ihr diese Vergangenheit nicht mehr ändern könnt, sondern nur eure gemeinsame Zukunft.


Jörg  
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RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#4 von Schmusekatze , 05.03.2006 08:23

Danke für Eure ehrlichen Ansichten. Wieviele Jahre werden erst ins Land gehen müssen, damit Ost und West eine Einheit wird, auch in den Köpfen. Meine Tochter wohnt immer noch im Osten und manchmal merke ich, daß sie auch denkt wie ein Ossi. Hat es nicht für 16 Jahren geheisen, "wir sind ein Volk", aber das ist nicht so. Mancher Ossi wünscht sich die Mauer, und wie ich hier im Westen festgestellt habe, mancher Wessi auch. Was ist da eigentlich schief gelaufen? Das kann doch nicht nur an der anderen Erziehung gewesen sein? Hat der Ossi nicht gewußt, worauf er sich einläßt, als er 1990 auf die Straße ging, um für die Einheit zu kämpfen? Man wußte doch schon vorher, daß es Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Drogen gibt. Wollte der Ossi das wirklich alles haben? Was nutzen mir offene Grenzen, wenn ich kein Geld habe, um irgenwohin fahren zu können?
Der Ossi und der Wessi sind und bleiben zwei verschiedene Spezies und ich glaube nicht, daß diese sich wirklich verstehen wollen!!


 
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RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#5 von schnatterinchen ( gelöscht ) , 05.03.2006 10:14

Du hast recht, die meisten oder sogar alle Wessis können sich das Leben im Osten nicht vorstellen. Sollen sie auch gar nicht. Aber dann sollen sie gefälligst auch nicht mitreden wollen. Aber wenn es um Thema Osten geht mischen alle Wessis kräftig mit.Vor allem die, die mal ein paar Tage im Osten(nach der Wende) gelebt haben. Die Medien tun ihr übriges dazu indem sie sticheln und blöde Sachsen-Beiträge senden.


schnatterinchen

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#6 von otherkey ( gelöscht ) , 05.03.2006 11:37

das problem besteht darin das die medien überhaupt, deutschland trennen
"neue- alte bundesländer"
sogar die politiker!


otherkey

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#7 von Renate , 05.03.2006 14:52

Hallo Ramona,
klar gehen auch Ossi-und Wessi Ehen gut. Meine Töchter sind mit "Wessimännern" sehr, sehr glücklich verheiratet. Meine große Tochter ist gleich nach der Wende gegangen und hat in BW ihr großes Glück gefunden.
Lass Dich nicht unterkriegen. Auch ich vertrete meine Meinung eisern. Die meisten Wessis wissen doch nicht, wie es bei uns wirklich war. Ich habe ja fast alles "Wessis" als Kollegen. Aber die fragen mich ziemlich oft, wie es eigentlich bei uns war. Und wenn ich dann erzähle, da staunen sie ganz schön. Ich rede da aber auch wirklich Klartext.
Das schlimme ist aber jetzt, dass viele im Osten denken, hier ist Schlaraffenland. Von einer sehr guten Bekannten höre ich immer, na Euch gehts ja jetzt super. Klar gehts uns jetzt besser (aber nicht super), denn ich kann endlich wieder arbeiten, und die Arbeit macht auch großen Spaß. Aber auch hier muss man für sein Geld Leistung bringen und man bekommt sein Gehalt nicht geschenkt. Und gebratene Tauben habe ich auch noch keine fliegen sehen.
Also, Kopfhoch und werde mit Deinem Mann glücklich. Lass Dich aber nicht unterkriegen!
Viele Grüße
Renate aus Stuttgart
Renate


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RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#8 von LarsFreiburg ( gelöscht ) , 05.03.2006 16:29

Also, ich finde, es ist kein Problem zwischen "Wessi" und "ossi". Ich mag diese Bezeichnungen nicht. Aber was solls. Es ist immer mehr ein Problem in den Köpfen, der Druck der allgegenwärtigen Politik, Sorgen um das Geld und politische Ansichten die sich unterscheiden etc. Vielleicht liegt das Reizthema in der Erziehung und in den persönlichen Umständen, in denen auch politische Stücke mit einspielen. Man darf nicht vergessen, vielen hier in BaWü geht es noch gut (Freiburg hat so 6,5 % Arbeitslose) nix im vergleich zu Demin, Zittau oder anderen Gegenden. Das kennen die Eingeborenen hier nicht. Eine Ehe etc. hat selbstverständlich eine Chance und wird nicht am Ost/West scheitern, eher an anderen Dingen, die jetzt auch ein anderes Thema wären.

Mach dich deswegen nicht kirre.


LarsFreiburg

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#9 von kmochtStefan ( gelöscht ) , 19.03.2006 23:05

Ich glaub die Lebenseinstellung. Krieg es oft von Freunden gesagt, das meine Einstellung ganz anders ist, als die von denen. Auch wenn ich andere Freunde von mir vergleiche, die ebenfalls im Osten geboren und groß gezogen wurden... sie leben einfach anders in den Tag hinein.


kmochtStefan

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#10 von aufbauwest85 ( gelöscht ) , 27.05.2006 11:06

habe persönlich die erfahrung gemacht das ossis viel menschlicher sind das was se machen auch fertig machen oder lange drum herum reden gibts ne so unbedingt.bin seit knapp drei jahren in münchen und man merkt immer wieder das hier was fehlt ...abe4r dei dümmste frage ist immer noch WIE IST ES EIGENDLICH IN DER DDR habe das gefühl das hier das motto herscht kenner wees besched alle machen mit


aufbauwest85

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#11 von jutta , 01.06.2006 19:21

Ja....was ist der Unterschied....sollten wir nicht vor allem einfach nur Menschen sein????!!!


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RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#12 von Bello ( gelöscht ) , 04.06.2006 09:38

Zitat:
Du hast recht, die meisten oder sogar alle Wessis können sich das Leben im Osten nicht vorstellen. Sollen sie auch gar nicht. Aber dann sollen sie gefälligst auch nicht mitreden wollen. Aber wenn es um Thema Osten geht mischen alle Wessis kräftig mit.Vor allem die, die mal ein paar Tage im Osten(nach der Wende) gelebt haben. Die Medien tun ihr übriges dazu indem sie sticheln und blöde Sachsen-Beiträge senden.

hallo,

diese meinung finde ich auch sehr schwarz-weiss, wobei ich niemanden angreifen möchte! meine erfahrungen als ossi in bayern sind ganz anders. erstens müssen und mussten die wessis viel geld in den osten pumpen - da ist es doch verständlich und normal, dass mitgeredet wird. es kann ja nicht nur bezahlt werden, ohne sich mit dem thema ostaufbau zu beschäftigen. da zb nur jeder zweite euro an finanzmitteln zum aufbau ost zweckmäßig verwendet wurde, ist natürlich gerade in schlechteren wirtschaftlichen zeiten der unmut gross. und zum thema, die wessis sollen nicht mitreden - das würde doch im umkehrschluss heissen, wir ossis haben in west- bzw gesammtdeutschland auch nicht mitzureden.


Zitat:
habe persönlich die erfahrung gemacht das ossis viel menschlicher sind das was se machen auch fertig machen oder lange drum herum reden gibts ne so unbedingt.bin seit knapp drei jahren in münchen und man merkt immer wieder das hier was fehlt

also ich lebe auch im raum münchen, es ist eine herrliche stadt mit atmosphäre, originalität, gelebter tradition und kultur. gerade die bayern empfinde ich als sehr warmherzig, ich habe so viele liebe und nette menschen kennengelernt! leider muss man sich doch oft dafür schämen, ein ossi zu sein. in meinem wohnort gibt es etliche ossis und viele sind integriert (ich auch). das problem sind doch die ossis, welche die ddr noch im kopf mit sich herumtragen. leider könnte ich viele beispiele liefern. der hausmeister von bekannten im ort ist ossi, furchtbar. zb stand ein carport leer, da die dazugehörige wohnung unvermietet war und ein nachbar stellte sein moped vorübergehend ab. da musste gleich die hausverwaltung mitsamt vermieterin zum herrn hausmeister. das moped musste weg, aber in der nachbarschaft schütteln alle den kopf, denn ein einheimischer oder ein "normaler" ossi hätte gesagt "stell das moped doch ab, juckt doch keinen!" es hätte ja keinem geschadet. jetzt steht der carport wieder leer und das moped auf der strasse. oder die typischen besserwisser ossis, die nervig auf hausordnungen oder paragraphen herumreiten. fakt ist doch, dass wenn man nett und freundlich zu den wessis ist, die wessis auch freundlich zu einem sind. man kann nicht erwarten, in münchen klein-leipzig vorzufinden, die menschen sind doch nicht weniger warmherzig, doch gerade die bayern nicht! aber sie haben eine andere art, und zu der muss man zugang finden bzw sie verstehen. natürlich geht es in münchen anders zu als in meiner ostdeutschen heimat. aber ein umzug bedeutet veränderung, deshalb muss ICH mich anpassen. und gerade die ossis, die das im westen nicht machen schaden unserem ruf in westdeutschland. am weitesten kommt man noch immer mit offenheit, defensivem verhalten und humor, oder nicht? dann klappts auch mit den nachbarn, oder?


gruss

bello


Bello
zuletzt bearbeitet 04.06.2006 10:02 | Top

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#13 von jutta , 06.06.2006 12:02

Hallo Bello,
schade erstmal, dass man aus deinem Profil nichts über dich erfährt!
Ich habe (lebe in einem kleinen Ort bei Augsburg) hier die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten, welche über das Leben in der "DDR" so Bescheid wissen, noch nie im Osten waren. Wobei ich allerdings feststellen muss, dass diejenigen, die uns ernst nehmen im Prinzip nicht viel anders gelebt haben. Das mit dem Anpassen ist Quatsch. Ich lebe hier nicht anders als vorher 46 Jahre in der DDR, nähmlich als Mensch! Der Unterschied ist nur, dass ich nach einem Jahr nicht weiss, wer alles in meinem Haus wohnt (21 Wohnungen). In Erfurt wusste ich das nach einigen Wochen und jeder hat gegrüsst und ich musste nie ein Paket bei der Post holen, weil es immer jemanden gab, der für die Nachbarn Post entgegengenommen hat. Die Menschlichkeit ist hier schon etwas anders...leider.

Gruss Jutta


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RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#14 von inkoofen ( gelöscht ) , 06.06.2006 23:43

Danke Jutta,
daß Du mir zuvorgekommen bist... ich hätte sicher etwas intensiver auf bello's beitrag geantwortet.
wie kommt man eigentlich auf den namen "bello"?


inkoofen

RE: Was ist eigentlich der Unterschied?

#15 von Seelenfeuer ( Gast ) , 07.06.2006 18:51

Hallo Ramona,

auch ich bin aus Liebe zu einem Schwaben nach BW gezogen. Seit 4 Jahren lebe ich in einer sehr diskutierfreudigen Beziehung. Mein Lebensgefährte hat oft eine andere Meinung als ich, aber er ist auch sehr an mir und meiner Vergangenheit interessiert. Da meine Tochter noch im Osten lebt, fahren wir 2-3x im Jahr für einige Tage oder den Sommerurlaub dahin. So lernt er mich besser verstehen. Ich möchte die Zeit nicht missen, endlich kann ich mich ausdrücken, zu meiner Meinung stehen und eine andere Meinung erfahren. In meiner Ehe kam ich mir immer wie eine Alleinunterhalterin vor... (mein Ex ist ein Ossi - aber letztendlich kommt es meiner Meinung nach in der Liebe eben nicht darauf an)

In meinem Fall klappt es halt echt gut. Ich hoffe, ihr habt keine grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten zum Leben, dann könnte es schwierig werden.

Tschüß Petra


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