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Wird die Jugend im Beitrittsgebiet dumm gehalten?

#1 von herman ( gelöscht ) , 16.01.2009 00:47

Der Forschungsverbund SED-Staat an der Freie Universität Berlin machte eine Untersuchung über das DDR-Bild von Schülern in Berlin.

Zwischen dem Herbst 2005 und dem Frühjahr 2007 wurden zu diesem Zweck in vier Bundesländern – Bayern, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen – insgesamt 5.205 Schüler befragt.

Leider waren die rot-roten Vertreter in der Lotto-Stiftung nicht bereit, das Projekt zu unterstützen. Anscheinend besteht seitens der Berliner Regierungskoalition kein Interesse an einer derartigen Untersuchung.

Die Befragung stieß in einigen Ost-Berliner Bezirken und Schulen auf entschiedene Ablehnung, so dass die Wissenschaftler an einigen ursprünglich vorgesehenen Ost-Berliner Schulen die Befragung nicht durchführen konnten.

Auszug:

Die Gesamtschule "N" in Marzahn (knapp 1180 Schüler) ist in einem relativ modernen und sehr großen Neubaukomplex untergebracht, der in einer Plattenbausiedlung liegt.

Weiter hei�t es in dem Bericht:

Ingesamt fiel uns ein unfreundlicher und schroffer Umgangston der Lehrer gegenüber den Schülern auf.
Noch schärfer waren die Umgangsformen am Gymnasium O (ca. 570 Schüler), das ebenfalls in Marzahn in einem heruntergekommenen Gebäude in einer Plattenbausiedlung liegt. An dieser Schule dominierte von der Schulsekretärin bis hin zu den Lehrern ein kasernenartiger, eisiger Umgangston. Besonders auffällig war dies, als wir versehentlich in die falsche Klasse geschickt wurden, die offensichtlich auf unseren Besuch nicht vorbereitet war. Die diese Klasse unterrichtende Lehrerin war von der Situation anscheinend so überfordert, dass sie auf unsere Anwesenheit mit Sticheleien uns und den Schülern gegenüber reagierte.

Sie kontrollierte die Antworten der Schüler in den Fragebögen, indem sie durch die Klasse schritt, den Schülern über die Schulter schaute und ihre Antworten mit Sprüchen wie „Fang doch mal an, logisch zu denken!“ kommentierte.

Auch die anderen Lehrer dieser Schule fielen durch einen barschen Ton den Schülern sowie uns gegenüber auf. Eine Lehrerin griff zudem in die Auswertung der Wissensfragen ein, indem sie behauptete, die Lebenserwartung in der DDR sei nichtniedriger gewesen und Stasi-Mitarbeiter hätten kein höheres Einkommen als die übrige Bevölkerung gehabt. Auch bestritt sie die Existenz der Todesstrafe in der DDR – deren Ausübung sei nicht erwiesen. Insgesamt hinterließ diese Schule bei uns einen nachdenklich machenden Eindruck; dort scheinen sich Relikte des DDRSchulsystems bis heute gehalten zu haben.

Um sowohl die angedeuteten Unterschiede zwischen den beiden Ortsteilen Kreuzberg und Friedrichshain als auch ihre Geschichte zu berücksichtigen, wollten wir
Schulen aus dem ehemaligen Ost- und dem Westteil befragen. Leider konnte dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden, da sich insgesamt vier der fünf im Ostteil ausgesuchten Schulen weigerten, an der Umfrage teilzunehmen. ...Eine Schule gab offen zu, dass das Lehrerkollegium sich weigere, eine Umfrage zu diesem Thema zuzulassen.

...Neben diesem Lehrerverhalten, das wie im Westen einherging mit einer relativ lockeren Klassenatmosphäre und einer respektvollen Schüler-Lehrer-Interaktion, gab es in den Ostbezirken jedoch auch zahlreiche Lehrer, die versuchten, das Verhalten ihrer Schüler und deren Antworten zu kontrollieren oder in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Die überwiegende Zahl der Gespräche zeigte weiter, dass die meisten der befragten Schüler nur äußerst vage Vorstellungen von der DDR haben. Weder sind ihnen Abkürzungen wie zum Beispiel SED oder FDJ geläufig, noch haben sie eine Vorstellung, was für ein Staat die DDR gewesen sein könnte. Unterschiede zwischen beiden deutschen Staaten konnten sie kaum benennen: „Die hatten doch auch Wahlen, das ist ja dann eigentlich demokratisch.“ Kritischere Geister vermuteten, die SED habe es „irgendwie“ geschafft, immer eine Mehrheit zu bekommen.

Ein weiteres Beispiel für die Unkenntnis der meisten Schüler waren ihre Mutmaßungen, wann die Mauer gebaut wurde. Diese erstreckten sich auf einen Zeitraum von 1945 bis 1968. Als Erbauer wurden oft auch die Alliierten genannt.

Der Vergleich der Lehrergespräche in Berlin mit denen in den anderen Ländern hat uns verdeutlicht, wie stark die Teilung Deutschlands in Berlin in der Schule und bei Lehrern mit unterschiedlicher Herkunft nachwirkt.


herman

RE: Wird die Jugend im Beitrittsgebiet dumm gehalten?

#2 von Björn , 16.01.2009 02:17

Da fällt mir doch gleich eine Frage ein: wer weiß schon was die Stasimitarbeiter
verdient haben? :-o Außerdem, welcher Schüler weiß was die Geheimdienstler heute verdienen? ;-)


BJ

 
Björn
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RE: Wird die Jugend im Beitrittsgebiet dumm gehalten?

#3 von Schlawine , 16.01.2009 06:44

Da frage ich mich jetzt aber:Worüber sprechen die Jugendlichen zu Hause mit ihren Eltern ? -Meine 13 jährige Tochter hat über die DDR in der Schule noch nichts gehört und trotzdem weiß sie ganz gut bescheid weil wir zu Hause oft darüber gesprochen haben.
Zu meiner Geburt 1961 durfte die Oma zum letzten Mal zu Besuch kommen (bis zum Eintritt des Rentenalters) und zur Geburt unserer Sarah 1990 ist die halbe Verwandschaft angereist. Darüber spricht man doch. Wir sind alle Zeitzeugen und wenn wir unseren Kindern nicht erzählen was wir erlebt haben dann ist das traurig und da können die Schulen auch nicht viel wieder gut machen.
In der Schule werden Fakten und Daten vermittelt.Zu meiner Schulzeit hat mich der Unterricht über den zweiten Weltkrieg eher gelangweilt.Es wurde auswendig gelernt, weil es sein musste. Was aber meine Eltern und Großeltern erzählt haben über Bombenangriffe, die Flucht aus Königsberg nach Hannover, die Trennung meiner Mutter von meiner Oma usw., das war spannend und die Geschichten weiß ich heute noch und habe sie meinen Kindern auch wieder erzählt.


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RE: Wird die Jugend im Beitrittsgebiet dumm gehalten?

#4 von herman ( gelöscht ) , 16.01.2009 10:00

Man kann förmlich drauf warten.

In Antwort auf:
welcher Schüler weiß was die Geheimdienstler heute verdienen?


wird herumgenölt. Statt sich mit dem gravierenden Sachverhalt zu beschäftigen daß offensichtlich in weiten Teilen der Lehrerschaft im Beitrittsgebiet das Personal sich heute noch wie das ehemalige Täterpersonal der Diktatur geriert.

Mal ganz abgesehen davon daß man den Schnüffelstaat der 100000 hauptamtlichen Stasis der SED-Diktatur schlecht mit vom Parlament überwachten und notwendigen Nachrichtenorganisationen heute vergleichen kann, der BND ist Öffentlicher Dienst und die Besoldung erfolgt nach dem Bundesangestellten-Tarif den jeder nachlesen kann.

Und die Behauptungen der zitierten SED-Lehrerin in Ostberlin, hauptamtliche Stasi-Spitzel hätten nicht mehr verdient als der normale VEB-Schaffende wäre schon zu Ostzeiten als dreiste Lüge erkannt worden. Nur zu Ostzeiten wäre es eine derartige Behauptung eine verständliche Lüge, aber heute ist es Unverschämtheit. Es ist wirklich schade daß man im Schuldienst zum großen Teil das alte Personal übernommen hat.

herman
zuletzt bearbeitet 16.01.2009 10:12 | Top

RE: Wird die Jugend im Beitrittsgebiet dumm gehalten?

#5 von Björn , 16.01.2009 10:49

Schlawine, genauso sehe ich das auch!
Die Schüler im gesamten Deutschland haben oft genauso wenig Wissen über den 2.Wk und die DDR/ BRD wie über die Geschichte 100 Jahre davor! Das Wissen und die erlebte Geschichte(n) lernt man auch von Eltern, Bekannten usw.! Wieso haben viele jetzige Schüler auch in den alten BL kein Wissen über die Zeit von 1945-90 und können oft nicht mal die Bundeskanzler oder sogar Bundesländer nennen, geschweige Großstädte zuordnen? Welcher "alte" Lehrer der ABL hat neutrales Wissen?


BJ

 
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RE: Wird die Jugend im Beitrittsgebiet dumm gehalten?

#6 von Björn , 16.01.2009 11:05

Zu den Geheimdiensten nur soviel: ich verteidige KEINEN von denen!!! Aber auch heutzutage erfährst du nicht, wer alles bei einem der 3 deutschen angestellt ist (vielleicht sogar irgend ein Nachbar) und was die verdienen! Außerdem sind den ihre Auslandseinsätze bei der Regierung/Bundestag auch meistens nicht bekannt (siehe unlängst Irak, Ukraine, Kosovo usw.), bis sie dort auffliegen oder verhaftet werden!!
Alle sollten hier realistisch sein und nicht nur Storys der einen oder anderen Seite wiedergeben.


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zuletzt bearbeitet 16.01.2009 | Top

RE: Wird die Jugend im Beitrittsgebiet dumm gehalten?

#7 von mutterheimat , 16.01.2009 12:15

@ Herman, worüber wunderst du dich eigentlich. Es mußte doch so kommen. Hier in diesem Forum wirst du Antworten finden, welche kein Lehrer wiedergeben darf. Ich erinnere mich an Frontepisoden meines Sportlehrers (Offizier der Wehrmacht), welche er eigentlich gar nicht erzählen durfte. Das gleiche bei meiner Deutschlehrerin (BDM-Jungvolk). Worüber regst du dich also auf? Lies alles hier, wenn du willst und sich mit dem Thema beschäftigt, dir gehen "Lichter" auf. Und zwar in "Divisionsstärke". Was erwartest du von Schülern, welche zu blöd sind, die Anzahl der Zeitzonen der UdSSR zu nennen. Wie hieß das größte Land der Welt, einstmals und jetzt. Und so kannst du alles fortsetzen. Und schuld ist ausschließlich die Bildungspolitik. Die "harte Hand" der Lehre finde ich zum guten Teil richtig, bei mir wäre sie sogar noch härter. Aber die Kinder würden auch etwas wissen, garantiert!!!!!!!!


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