Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum


RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#106 von altberlin ( gelöscht ) , 21.07.2010 16:25

Ich hatte mir vor 20 Jahren auch gedacht, ok, die Mauer ist weg. Aber das sie heute noch in etlichen Köpfen besonders hier im Südwesten existiert, ist erschreckend. Wenn der Chef einen Leiharbeiter aus Thüringen , der jahrelang gute Arbeit gemacht hat, wenn auch "scherzhaft" immer wieder mit Ossi anredet, ist das typisch für ein Überlegenheitsdenken . Im Innern merkt Chef, hoppla, die können auch alles, manchmal noch mehr, aber zugeben ist nicht. Die "Ossis" sind ja im Westen, weil sie im Osten nichts geworden sind, so die Denkweise. Und dieses " Wissen wurde an den Junior, 21 Jahre alt, weitergegeben. Da kommen die gleichen Worte.
Es ist sicher nicht überall so, und mit mir macht Chefe das auch nicht, bin 10 Jahre älter.
Von mir aus können wir uns gern alle als Deutsche bezeichnen, aber bitte ohne Ossi und Wessi. Ich glaube, wir aus deen "Neuen Bundesländern", auch so ein Spruch, wie lange noch, sind dazu viel eher bereit als viele Alteingesessene im Westen, die anscheinend Angst haben wir könnten ihnen etwas wegnehmen.
Sieht man aber die "Transitautobahnen" am Wochenende, wird klar, das die Wirtschaft Gestronomie und Gesundheitswesen ohne uns sogenannte Ossis im Westen schnell am Ende wäre.
In diesem Sinne Augen zu und durch, wir beweisen, was wir können. Oder "Vorwärts immer, rückwärts nimmer" (E.Honecker)


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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#107 von delta , 21.07.2010 17:15

Zitat von altberlin
@ delta
Ich als Berliner kann dir sagen, warum Berlin eine so hohe Arbeitslosigkeit hat.
Handwerk (bin selbst Handwerker): Weil nach der Wende die westd. Firmen "geholfen" haben, die Wohnsiedlungen recht schnell zu sanieren. Jetzt ist alles fertig und auf Jahre nicht viel zu tun..........................................................................
...........................
.................
Industrie Westberlin:
Wofür haben Politiker studiert, wenn sie das nicht begreifen ?




In allen punkten pflichte ich Dir bei, den auch ich sehe das so.
Wir sind von der Politik und Wirtschaft ausgenutzt worden.
Ich habe mit sogenannten Ossi´s kein Problem, wenn sie leiblich vor mir stehen,
jedenfalls bis zum heutigen Tag, anders sieht es halt hin und wieder im
Internet beziehungsweise in den Foren aus. Da hakelt es hin und wieder.
Hier im Forum habe ich die vorurteile weitgehend ausräumen können. Natürlich
gibt es ein paar hartnäckige die immer wieder mal versuchen zu beisen, aber ich denke man kann
über alles reden.
Das es unverbesserlich Wessis gibt, das glaub ich dir aufs wort, das ist aber die Sorte die ich
auch nicht mag.
Nur wer zu erkennen gibt das er Angst hat, wird auch immer Angriffe ausgesetzt sein.
Einen tip hab ich für Arbeitnehmer, zweifelt nie an die fachliche Kompetenz euerer Vorgesetzten
( es sei denn Ihr könnt das sofort belegen )auch wenn sie berechtigt sind. Ihr müßt sie beim EQ
packen, hier sind sie im nachteil und das muß man Ihnen unmissverständlich klar machen. So hab
ich immer meine Chefs gepackt.


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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#108 von Björn , 21.07.2010 19:49

Zitat von Smithie23
Ich bin Baujahr 1985 und habe die DDR nur in meiner Kindergartenzeit mitbekommen und habe keine schlechten Erinnerungen an die Zeit. Ich habe aber viel mit meinen Eltern über die Zeit gesprochen und für mich war die DDR ein Unrechtsstaat. Die Leute, die sich die DDR zurückwünschen, sind die, denen es damals besser ging als heute - weil sie entweder die entsprechenden Kontakte hatten oder in den entsprechenden Abteilungen gearbeitet haben.


Du hörst dich an, wie mein 23jähriger Kollege hier aus der Region, der auch nur alles durch Erzählungen seiner Verwandtschaft und der Medienberichterstattung kennt, aber keinerlei tatsächliches Wissen über die DDR hat!!!
Du unterstellst ganzen Menschenmassen der Ex-DDR, daß es ihnen nur durch entsprechende Kontakte und Beziehungen früher besser ging als heute!
Ich glaube nicht, daß alle die heutzutage schon zu kämpfen haben, daß sie ihre Grundkosten (Lebensmittel, Miete, Bekleidung etc.) trotz Vollzeitjob überhaupt gedeckt kriegen, früher nur durch Beziehungen normal leben konnten
Natürlich waren Farbfernseher, Haushaltsgroßgeräte, Autos usw. im Verhältnis zum Lohn teuer, diese braucht man aber in der Regel nur alle 10-15 Jahre. Was zu essen, anzuziehen und ein trockenes Dach über den Kopf braucht man dagegen täglich. Der Lohn war in der BRD teilweise höher, aber die Waren des täglichen Bedarfs haben auch das 3-5fache gekostet und ein Farbfernseher in den 80er Jahren auch noch bedeutend mehr wie Ende der 90er die asiatischen für 200-300 DM.
Im übrigen haben in den 80er Jahren auch viele Facharbeiter in der DDR schon 1200-1500 Mark in die Lohntüte oder auf das Konto gekriegt (bei qualitätsbezogenem Leistungslohn konnte man die Höhe sowieso selbst beeinflussen).
In der Landwirtschaft z.B. wurden in den alten Bundesländern Anfang der 90er Jahren nur Monatslöhne von 1300-1800 DM brutto gezahlt. Als Lediger hatte man dadurch bloß ca. 1000-1300 DM netto raus. Ich spreche nicht nur aus eigener Erfahrung! In unserer LPG hatten wir Facharbeiter+ Melker einen qualitätsabhängigen Leistungslohn von 1200-1700 Ostmark/später DM raus! Alles nur eine Frage der Qualität (und auch des vielen Tier-Exports nach Frankreich ).


Schlawine ihrem Beitrag kann ich nur zustimmen!!! Es gibt überall solche und solche, daher sollte man aber auch mal vorurteilsfrei den Leuten gegenüber treten


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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#109 von Weinböhlaer , 21.07.2010 21:19

Du hörst dich an, wie mein 23jähriger Kollege hier aus der Region, der auch nur alles durch Erzählungen seiner Verwandtschaft und der Medienberichterstattung kennt, aber keinerlei tatsächliches Wissen über die DDR hat!!!

Lieber Björn,

Du warst beim Ende der DDR 18 Jahre, also maximal Schule oder Lehre beendet.
Was weisst Du denn aus eigener Erfahrung vom Leben in der DDR.
Sicher hast Du auch noch zu Hause gewohnt und Deine Eltern haben Dir den Rücken frei gehalten,
so wie wir das mit unserer Tochter gemacht haben.
Der Shmithie23 hat in vielen Dingen nicht so unrecht.
Ich wollte zu den ganzen Streitereien (OST gegen WEST) nichts mehr sagen, aber wenn Leute, die 1989
gerade mal 18 Jahre waren, heute erzählen wollen wie wunderschön es in der DDR war, geht mir doch der Hut hoch.
Ich habe auch mit 49 nach der Wende hier neu angefangen. Wem es interessiert der kann meinen Beitrag dazu lesen.
Mit Ausnahmen liegt es an jeden selbst wie man bei anderen Leuten ankommt, auch ohne sich zu verbiegen.
Etwas muß ich aber noch bemerken: Ich war auf meiner letzten Reise auch in allen ehemaligen Hafenstädten der DDR,
der Kontakt ist schneller hergestellt und der Umgang miteinander ist wärmer. Man fühlt sich da auch unter eigendlich Fremden
wohl.

Grüße von der südl.Weinstrasse
Jürgen


 
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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#110 von Björn , 21.07.2010 22:28

Ich habe mit keiner Silbe erwähnt, wie wunderschön alles in der DDR war! Ich laße mir auch weiterhin von keinem das Wort im Mund rumdrehen, wie es hier schon öfters versucht wurde. Mich stört aber, wenn es von solchen Leuten (die überhaupt nicht in der DDR gelebt haben oder wenn doch, noch im Kindergartenalter waren) immer wieder heißt, es konnten dort nur die einigermaßen leben, die Beziehungen überall hin hatten oder Kontakte zu Behörden,Stasi etc. hatten. Dann werden teilweise noch Geschichten über völlig leere Kaufhallen und nicht zu kriegende Lebensmittel in den letzten Jahren der DDR erzählt und immer noch Stories darüber, daß man sich jedesmal bei der Polizei abmelden mußte, wenn man seinen Wohnort verlassen wollte und bei Rückkehr wieder anmelden
Es gab zwar selten Rouladen beim Fleischer und auch verschiedene Fischsorten von heute gab es nicht zu kaufen, aber ist deswegen von schlechter Lebensmittelversorgung zu sprechen??
Wir mußten uns auch nie irgendwo abmelden, wenn wir in den Harz zum Wandern, jemanden besuchen oder in den Urlaub gefahren sind. Das hat aber nichts mit Schönfärberei zu tun! Wir haben auch bloß in Mietwohnungen gewohnt und waren in keinerlei Hinsicht privilegiert.
Ich bin im zentralen Lehrbetrieb auch einige Male mit 2 Lehrern und der LWH-Leiterin angeeckt. Außer einem negativen Eintrag in meine Lehrunterlagen gab es nichts weiter. Meine Bekanntschaft mit den heutigen "Diensten" sah da schon ein bißl anders aus.
Ich habe einen sehr guten Bekannten, der ist am Sonntag 97 Jahre geworden. Von ihm habe ich auch von Schikanen durch einzelne Leute bei ihm auf Arbeit erfahren, da er auch immer gesagt hat, was ihm nicht passte. Von ihm weiß ich auch vieles aus seiner Zeit im Widerstand gegen das 3.Reich, die deutsche Teilung und die Verlogenheit auf beiden deutschen Seiten bis zur Wende.
Das gehört hier aber nicht zum Thema!!!

Ich wünsche mir jedenfalls nicht die alte DDR zurück, habe aber auch vieles am heutigen System zu kritisieren! Aber besser wird es auf keinen Fall, wenn man sich weiterhin vor den Karren der gegenseitigen Vorwürfe und Vorurteile spannen läßt!
Ich habe auch nicht von vornherein Probleme mit bestimmten Bevölkerungsgruppen, egal ob aus N-S-W-O oder dem Ausland! Bei mir geht es nach der Person selbst!
Unter den Personen, die ich meide bzw. die bei mir durch sind, befinden sich genauso "Ossis" wie "Altbundesbürger" oder einzelne Ausländer, aber bei allen liegt es an den Personen direkt!


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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#111 von Schlawine , 21.07.2010 22:35

Na ja Björn, ich kenne viele die in den 80ern die schlechte Versorgungslage in der DDR beklagten.
Der Unmut darüber war schon sehr groß. Das heißt ja nicht dass gehungert werden musste.
Mit dem An- und Abmelden haben die Unwissenden wohl mit den Westbesuchern verwechselt.
Die mussten sich innerhalb von 24 Stunden ab und vor Abreise wieder abmelden.

Ansonsten bleibe ich dabei dass wir jetzt alle Deutsche sind und die Vergangenheit gegessen ist.


Schlawine
--------------------------

"Es ist eine andere Welt, in der man zwischen »Freiheit« und »Freizeit« nicht unterscheiden kann, »Gesellschaft« sagt und »Zielgruppe« meint, von einem »Konzept« spricht und nicht einmal eine »Idee« besitzt, von einer »Idee« spricht und nicht einmal einen Einfall hat."
Roger Willemsen

 
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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#112 von kirschli ( gelöscht ) , 21.07.2010 22:40

Björni rege dich nicht auf. Das bringt nichts. Ich kenne Dich und weiß das Du eine offene und ehrliche Haut bist .Geben wir unser Leben in der DDR an unsere Enkel ehrlich weiter,das ist das Beste. Zur Zeit wird viel verbogen es gab Negatives und Positives aber das wollen einige Überhaupt nicht wissen!!!




"Gib jedem Tag die Chance,
der schönste deines Lebens zu werden"
Mark Twain
http://www.youtube.com/watch?v=bD6d-4HxPQU

kirschli

RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#113 von altberlin ( gelöscht ) , 21.07.2010 23:01

Zitat von Schlawine
Na ja Björn, ich kenne viele die in den 80ern die schlechte Versorgungslage in der DDR beklagten.
Der Unmut darüber war schon sehr groß. Das heißt ja nicht dass gehungert werden musste.
Mit dem An- und Abmelden haben die Unwissenden wohl mit den Westbesuchern verwechselt.
Die mussten sich innerhalb von 24 Stunden ab und vor Abreise wieder abmelden.

Ansonsten bleibe ich dabei dass wir jetzt alle Deutsche sind und die Vergangenheit gegessen ist.




Es ist trotzdem niemand verhungert, niemend lief unfreiwillig nackt rum, alle hatten ein Auto und ferngesehen haben abends auch alle. So schlecht wars also.

Alle sollen wir Gesamt-Deutsche sein, ich glaube , wir Ossis können damit gut umgehen, einige von der anderen Seite bis heute nicht. Denn wir stehen jetzt auf einer Augenhöhe. Trotzdem darf die Vergangenheit mit allen schönen und schlechten Seiten nicht vergessen werden. Sie ist Teil im Leben vieler Deutscher, in Ost und West.


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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#114 von Björn , 22.07.2010 06:04

Das es bestimmte Produkte öfters nicht gab, egal ob Südfrüchte oder gefragte Textilien, Autoteile oder .... ist kein Geheimnis. Hier kam auch schon mehrmals zur Sprache, daß es große regionale Unterschiede gab.

Mir haben schon Leute aus Hessen und BaWü partout weiß machen wollen, daß man sich vom Wohnort nur nach Abmeldung bei den Behörden/ der Polizei mit Angabe des Ziels entfernen durfte

Ich bin auch dafür, daß wir uns alle als ein Volk sehen und nach vorne schauen, ohne die Vergangenheit zu vergessen!


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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#115 von BautznerSenf , 22.07.2010 06:40

Moin!

Habe den Thread mit Interesse verfolgt.
Er zeigt mal wieder, dass es "die" richtige Antwort nicht gibt - die Einen sagen so, die Anderen so.

Es bestaetigt aber das, was ich durch meine Partnerin, deren Familie und auch durch Freunde und Kollegen (alle aelter, d. h. mit Erwerbs-Biografie in der DDR) gelernt habe. Sicher gab es auch regionale Unterschiede (so soll die Versorgungslage in Berlin und Magdeburg deutlich besser als in der Lausitz gewesen sein.

Sicher hatte man Arbeit und wurde man satt. Aber wenn man hoert, das man im Sommer eben nicht "mal eben so" 'nen Kasten Bier kaufen konnte, sondern dann nur wenige Flaschen je Person bekam (oder nur 1-2, wenn's Radeberger sein sollte), man eben keine Suedfruechte bekam, wenn man wollte, sondern mit Glueck irgendwann einmal 3-4 Bananen (ueber die man sich dann aber richtig freute), wenn die Familie ueber Jahre mit dem Lastentaxi und der Bahn an einen rund 50 km entfernten Urlaubsort reisen musste, weil man eben kein Auto (und kein Telefon) bekam, wenn man fuer Jobs nicht geeignet war (und einem das auch gesagt wurde), weil man nicht in der Partei war etc. pp.

Auch sind z. B. die Buecher von Erich Loest aufschlussreich: Das Leben in den 50er und 60er Jahren war sicher anders als das in den 70er und 80er Jahren (im Westen ja ebenfalls), beruecksichtigt man dann noch regionale Unterschiede und natuerlich auch persoenliches Glueck (manch einer wurde z. B. verpfiffen, manch einer nicht usw.), dann kann das schon sein, dass Menschen ganz andere Eindruecke von der DDR haben.

Weiter kommt hinzu, dass sich auch in der DDR ein Handwerker durch "Nebenarbeit" sein Leben gut gestalten konnte - wer wollte, konnte immer irgendwo nach Feierabend noch "etwas schaffen gehen" - und hat dann eben davon profitiert (ist doch legitim).

Fakt ist aber auch (und das gilt wohl fuer jede Zeit und jede Gesellschaftsform): Wer sich anpasst, hat es leichter. Und wer nicht nur toleriert, sondern mit den Woelfen heult, schwimmt oben...

Was mich ein bisschen am Thread stoert, ist die Aussage, dass "die Wessis" immer noch eine Mauer in den Koepfen haetten: DAS Denken gibt es wohl bei einigen wenigen Menschen auf beiden Seiten... Und Bemerkungen wie "Ossi" wuerde ich da nicht zu hoch bewerten (okay, wenn die Haut duenn ist, faellt's einem auf), denn vor der Wende war "Ossi" die allgemein verbreitete Bezeichnung fuer Ostfriesen - und Ossi ist nun mal kuerzer als Thueringer, Brandenburger oder Sachsen-Anhaltiner... ;-)
Gleichzeitig gibt es das doch zwischen anderen Landesteilen auch (im Osten wie im Westen) - bewertet es nicht ueber.
Ich habe inzwischen in NRW, Niedersachsen, Sachsen, Brandenburg, Bayern (bzw. Unterfranken, die behaupten ja, sie waeren keine...), Wuerttemberg und der Pfalz gelebt bzw. gearbeitet und festgestellt, dass es ueberall "solche und solche" gibt - dumme und schlaue Ossis und dumme und schlaue Wessis natuerlich auch.

Gruss

B. S.


Besten Gruss

BautznerSenf

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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#116 von kalteschnauze , 22.07.2010 06:46

Zitat
alle hatten ein Auto

na, dem war wohl nicht so..... die straßen waren weder mit staus verstopft, noch hast du parkplatzprobs gehabt wo du deinen trabbi abstellen konntest . und so gut verdienten längst nicht alle, das sie sich ein auto leisten konnten, wer mit 600 ddr mark nach hause ging (z.b. anfangsgehlt von ingenieuren, was auch nach jahren z.t. seeehr langsam stieg) der konnte sicher lange auf ne rennpappe sparen.
deine grundlegende existenz war 110pro abgesichert in der ddr, was z.t. mehr, aber auch z.t. wieder weniger sachen beinhaltete wie heute. du hattest satt zu essen, ne wohnung und liefst nicht nackt rum, durftest aber wenig ansprüche an die auswahl von lebensmitteln zu haben und keine ansprüche an mode, und musstest z.t. auch wohnverhältnisse in kauf nehmen, da würde heute kein sozialhilfeempfänger mehr wohnen wollen - hattest einen job, deine kulturelle teilhabe am leben war gesichert, da eintritte für alles mgl. sehr preiswert - heute ist das nicht mehr so, ausser du stehst auf dauer tv trash-tv, konntest dich KOSTENLOS bilden studieren etc. öhm ja? die fehlende banane war doch mit auslöser für die auflösung der ddr? ansonsten hätte ich mir gewünscht, das uns nicht ein system übergestülpt wird und auch mal positive aspekte aus ddr zeiten mit in das neue deutschland mitgenommen worden währen, vielleicht hätten wir "ossis" da mehr für kämpfen sollen... den kuriosesten wunsch sagte mir vor jahren mal ein bayer, der fand in der ddr das "abzeichen und ordensystem" so toll, so als belobigungen für gute sachen im job ect. was weiss ich kollektiv der arbeit.... sowas hätte er sich auch jetzt gut vorstellen können, als motivation für gute arbeit...... also meiner tochter war neulich die handfeste sonderprämie von jefe lieber als wenn sie nen stück blech in die hand gedrückt bekommen hätte .
persönlich habe ich nicht den typ "besserwessi" kennenlernen dürfen, eher das wir uns im bekanntenkreis ab und an auch mal locker austauschen was so vor der wende los war, was einer vom anderen nicht weiss.

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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#117 von Smithie23 , 22.07.2010 07:31

Nach meinen bisherigen Erfahrunge nacht gehen mehr Ossis vorurteilsfreier auf andere Menschen zu, als Wessis. Kurz gesagt: ich habe in meinem Leben bisher mehr dumme Kommentare der Wessis über Ossis gehört, als umgekehrt.

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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#118 von kalteschnauze , 22.07.2010 08:11

vorurteilsfreier? naja? bestimmte vorurteile haste auch im kopf, nur sagst du die nicht laut posaunend raus, sondern denkst dir deinen teil und gut ist. oder versuchst mal die hintergründe zu erkunden warum das und das so ist.... be imanchen themen tun sich welten auf, da merkste echt, das wir 40 jahre nen geteiltes land waren.
als wir umzogen ins tiefste süddeutschland, also nen leichten kulturschock hatte ich am anfang auch andere sprache (dialekt), straßenbilder landschaften anders, andere essgewohnheiten, denkweisen der einheimischen etc. aber damit musste klarkommen (oder wieder zurückziehen).

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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#119 von delta , 22.07.2010 09:07

Mir als Wessi sind von Ossis viele varianten des DDR lebens erzählt worden,
und alle finden sich hier in den Kommentaren wieder.
Daraus immer das richtige resultat zu ziehen ist für einen Wessi nicht gerade leicht.
Aber ich denke, in allem liegt ein körnchen Wahrheit.Ich kann meinen Kommentar nur dadurch
ergänzen, das wir uns von den Machern aus Politik und Wirtschaft nicht fertig machen lassen
sollen.
Wir können nicht ändern was gewesen ist, aber wir können das ändern, was uns in Zukunft blühen
kann und das verheißt nichts gutes.




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RE: "Man ist sich die ganzen Jahren über fremd geblieben"

#120 von Smithie23 , 22.07.2010 09:10

Wahre Worte !

Der krasse Unterschied zwischen Denkweise West und Ost in einem Beispiel: Typ ruft zu unchristlichen Zeiten an und verlangt, dass er 5.000 € ausgezahlt haben will, obwohl er nicht vor Ort bei seiner Bank ist. Dann wird so getan, als wüsste er nicht, dass die Banken in Deutschland nicht alle zusammen vernetzt sind. Dann der Hammer: Als er in China war, war das ohne Probleme möglich !!
Und dann der nächste Hammer: Wenn er der Meinung ist, er will sich spontan ne Uhr für 5.000 € kaufen, dann muss das Geld - unabhängig von welcher Tageszeit - verfügbar sein.



Bildungsarmut lebe hoch !!

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