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Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#1 von Ossilinchen , 24.07.2009 08:14

Ich werde immer mal wieder von Kollegen, Nachbarn und Bekannten gefragt, wie es damals war als wir die Heimat verlassen haben.

Wie habt ihr das organisiert? Habt ihr euch von zu Hause um einen Job, Wohnraum, Schule etc. gekümmert?
Seid ihr auf "gut Glück" losgefahren, hattet ihr schon Bekannte, Freunde, ehemalige Arbeitskollegen in der neuen Heimat, die euch ein wenig den Weg geebnet haben?
Ich kann mir gut vorstellen, dass es hier sehr interessante Begebenheiten gibt.

Also haut rein in die Tasten.

Ich bin ja ein Sicherheitsfanatiker, bei mir wurde alles schon ewig lange vorher abgecheckt und geregelt.
Den Fakt, dass es Niedersachsen sein wird, haben wir einem ehemaligen Arbeitskollegen zu verdanken.
Ein verlängertes WE hier oben und wir wussten, ja, das ist es. (Die Kinder waren damals noch anderer Meinung, man haben die uns dafür gehasst.)
Es folgte die Jobsuche im Internet, unzählige Anrufe bei Vermietern zwecks Besichtigungen etc.
Nochmals für ein WE hoch und es passte.
Jetzt werden es schon 11 Jahre und ich kann seit 8 Jahren sagen, das ist jetzt meine neue Heimat. Die Besuche in die alte Heimat beschränken sich mehr oder weniger auf größere Familienfeste, aber sonst? Die ersten drei Jahre sind wir fast jeden Monat runter gedüst.


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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#2 von svema , 24.07.2009 08:59

Ich hatte im März 2000 meinen Wehrdienst abgeleistet und fand in Nordhausen keinen Job, auch eine Bewerbung bei Contitech in Northeim wo meine Cousine und ihr Mann lebten war ohne Erfolg. Im September hatte ein Freund von mir hier in Stuttgart bei einer Leihfirma angefangen und an den Wochenenden wo er immer hoch gefahren ist hatte er mich gefragt ob ich nicht mit dabei sein wollte. Nach einem Anruf in seiner Firma war es dann am 01.10.2000 soweit, zusammen mit noch einem Freund habe ich mich um 5.00Uhr früh auf zu dem großem Abenteuer gemacht. Meine Wohnung hatte ich ja behalten weil wir da unten in einem Arbeiterwohnheim mit 4-5 Leuten auf einem Zimmer einquartiert waren. Fast jedes WE bin ich anfangs noch nach hause gefahren, 480km hoch und 480km runter. Da ich bald schon merkte das das Geld von einer Leihfirma hier unten viel weniger wert war als in der Heimat habe ich einen Monat später jeden Tag noch Pizza ausgefahren. Aber egal ob es nun 2 Leihfirmen oder 7 1/4 Jahre im Sicherheitsdienst waren, sie zahlen alle einen Hungerlohn.
Jetzt bin ich seit fast neun Jahren hier und stehe nun wieder vor der Arbeitslosigkeit.


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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#3 von peppe , 24.07.2009 09:24

Sehr gute Frage Ossinlichen; Auch ich werde immer wieder angehauen meine Geshichte zu erzählen........
Das ich weg wollte war mir relativ schnell klar; nach der Lehre wollte ich zur Handeslflotte die haben mich nicht genommen wegen der vielen Westverwandschaft.......das war der Punkt wo ich die Ausreisestellen im Kopf hatte!! Habe mit meiner Westverwandschaft drüber gesprochen als sie dadrauf wieder mal da waren und alle meinten ich soll nur zusehen das ich dort wegkomme, ich wäre ja noch jung.........
Im Kopf wollte ich nach Westberlin(Berlin hat mich schon damals gereizt) Aber ein Bekannter der in der CH lebte wenn ich die Ausreise bekäm sollte ich doch erst mal in die Schweiz kommen und ein Jahr zum Kohle verdienen dort arbeiten dann könnte ich ja allemal nach Berlin .........
Und das war für mich log.das ich dies tun muss, den das ich in der CH wie in D jeder Zeit in der Gastronomie arbeit hatte war klar!
Und so ging alles was die Planung ist i.O ausser die Jahre wo ich auf die Aurreise warten musste waren alles andre als schön

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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#4 von Minimal , 24.07.2009 09:50

Bei mir ging das ohne großes Federlesen ab: ich sah 2004 ein Stellenangebot einer Firma, deren IT Berater mir in meinem damaligen Job bereits über den Weg gelaufen waren, bewarb mich, wurde nach BaWü eingeladen zum Vorstellungsgespräch und bekam den Job. Mein damaliger Job war für Ost-Verhältnisse zwar schon sehr gut, aber ich wollte mal was aufregenderes machen und auch als Berater bei verschienden Kunden aufschlagen ;-) Von MD aus habe ich mir ein möbliertes Zimmer gesucht und als Zweitwohnsitz blind angemietet. Kurz darauf nahm ich ein anderes Zimmer und ein halbes Jahr darauf habe ich eine vernünftige Wohnung angemietet und meine Lebensgefährtin kam nach. Bis dahin war ich jede Woche gependelt. Seither fahre ich aber immer noch häufig in den Osten um Familie und Freunde zu besuchen. 2007 habe ich dann nochmal die Firma gewechselt und bin jetzt quasi inhouse Berater.


 
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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#5 von Björn , 24.07.2009 11:30

So war's bei mir:
Nach über einem (schönen) Jahr in der Landwirtschaft in SchleswigHlst. (aus gesundheitl. Gründen aufgehört), habe ich einen zweiten Berufsabschluß als Baugeräteführer in Magdeburg gemacht und bin anschließend jahrelang auf Montage gewesen. Dann beschloß ich aus persönlichen Gründen, etwas seßhafter zu werden und zog in die Nähe der Arbeit > erst in den Westharz nach Goslar und 2005 hier nach Gundelsheim in BaWü.
Hier in der Region habe ich auch vor zu bleiben, da es mir hier gefällt :-)


BJ

 
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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#6 von kirschli ( gelöscht ) , 25.07.2009 22:06

Bei mir war eine Umschulung und die Trennung von meinem Mann der Auslöser,mit der Absicht wieder eine feste Arbeit zu finden.Die Schule musste ich mir selber suchen und die war dann in Aalen.Wohnen konnte ich erst mal bei meinem Bruder der schon hier in Iptingen wohnte. Mein Praktikum absolvierte ich im Vaihingen /Enz. Als ich wusste das ich Übernommen werde, suchte ich mir eine Wohnung. Das war nicht so einfach,weil alle eine Einkommensbestätigung sehen wollten. So was kannte ich überhaupt nicht.Und seid dem bin ich halt hier in BW.


Wanderin zwischen zwei Welten http://www.youtube.com/watch?v=ztQYImOwY...laynext_from=PL

knuddel

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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#7 von kalteschnauze , 26.07.2009 16:24

wohlüberlegt, geordnet und laaaannnngssaaaaammmm.
ne war so ende der 90ziger wurde mann und ich arbeitslos, ich klickte mich ins multimediazeitalter rein, mann machte ne art auffrischungskurs in sachen cad.... dann bewarb er sich mal aus lust und laune im tiefsten (teuersten) oberbayern und bekam promt ne stelle zu top konditionen. da ich dann ziemlich lange krank war, nicht umzugsfähig, pendelte er erstmal mind. 1,5 jahre, dann kam auf der stelle das aus, weil er auch ernsthaft längere zeit erkrankte... mannohmann waren wir froh dort noch nicht hals über kopf hingezogen zu sein, sondern nur ne minizweitwohnung mitzufinanzieren hatten mit ner eindrucksvollen adresse.... wen ich nicht leiden konnte und wusste manche kann man mit sowas neidisch machen.... da liess ich öfters mal ne arrogante art raus wir wohnen u.a. "dort und dort"
nach nem halben jahr krankenstand ersuchte er das arbeitsamt dann direkt nach ner stelle hier im bayrischen (tagespendelbereich zu den alpen) und er wurde ziemlich schnell wieder fündig, bzw. zogen wir dann 2002 endgültig runter.

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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#8 von Minimal , 26.07.2009 23:23

Zitat von kalteschnauze
wen ich nicht leiden konnte und wusste manche kann man mit sowas neidisch machen.... da liess ich öfters mal ne arrogante art raus wir wohnen u.a. "dort und dort"



Haha, das läßt mich an den oft zitierten Ausspruch in Figth Club denken "...wir arbeiten in Jobs, die wir hassen, um Scheisse zu kaufen, die wir nicht brauchen..." ich glaube bei Precht sinngemäß fortgesetzt "...um Leute zu beeindrucken, die wir nicht leiden können, von Geld, daß wir nicht haben..."

Aber du hast es ja nicht selber gelebt und kannst mir deswegen nicht böse sein.


 
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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#9 von Kalli ( gelöscht ) , 27.07.2009 16:38

Nun ja, es war erträglich zumal ich meinen Dienst weiter in der Bundeswehr verrichtet habe. Umdenken war nätürlich angesagt.
Bislang habe ich es nicht bereut auch wenn ich inzwischen einen anderen Job verirchte, es geht uns gut, wir sind gesund und zufrieden.


Franki

Kalli

RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#10 von olibert ( gelöscht ) , 29.07.2009 13:29

hallo,
da hast du ja eine sehr interessante frage aufgetan-wenn man dann die antworten liest, ist doch bei allen nur aus der not eine tugend gemacht worden-wir wären doch alle lieber in der heimat geblieben!!!oder? bei mir war es vor 20 jahren genauso-ich war beim roten kreuz beschäftigt und das wurde nach der wende vom "west roten kreuz" mit möglichst wenig mitarbeitern übernommen-was mich als vater von 3 kindern bewog, nicht erst auf die entlassungspapiere zu warten sondern ich ging zu einem verwandten der schon im westen war. arbeit und wohnung war in dieser zeit wirklich kein problem, aber-fernab der heimat und den freunden-das war und ist bis heute ein problem- gut, ich konnte jetzt in den vorruhestand gehen,keine probleme mit jobsuche oder nörgeleien der wichtigtuer des AAs, das ist schon sehr schön, nur der kontakt zu gleichgesinnten, also leuten aus dem osten hier in NRW ist leider immer noch sehr wenig.vieleicht hilft ja diese forum, würde mich schon sehr freuen! aber vieleicht gehe ich auch wieder zurück nach chemnitz oder in meine geburtstadt buckow in der märkischen schweiz. na schauen wir erst mal
LG olibert


olibert

RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#11 von kalteschnauze , 29.07.2009 15:25

ja klar, wenn wir in der heimat die selben fin. mgl. gehabt hätten, hätten wir uns die knapp 5 stellige summe, die der umzug vom dübel bis zum möbelwagen gekostet hat, sparen können... aber netterweise gabs vom finanzamt ne ganze stange geld zurück und es gab noch versteckte nicht sehr bekannte fördertöpfchen, die man als ausreisewilliger ossi mit anzapfen konnte . bzw. die nerven, die der schulstress unseres kindes kostete, ziehe mal mitten in der 4. klasse nach bayern, das ist dein schulisches "todesurteil" , wenn du keinen elternteil hast, der das erste jahr sich voll in den schulkram mit reinknieen kann

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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#12 von Ossilinchen , 29.07.2009 17:40

Das Problem mit der Schule hatte ich in Niedersachsen auch, da das ostdeutsche Bildungssystem ja nichts taugte.
Komischer Weise waren wir da schon fast 10 Jahre Gesamtdeutschland, als wir hierher gezogen sind.


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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#13 von kalteschnauze , 29.07.2009 19:43

also bayern ist absolut verschärft was schule angeht, muss ich echt mal so sagen. ne eins gibts fast gar nicht, oder du musst mehr wissen wie der lehrer . meine rutschte dermassen ab (sicher auch weil der umzug noch seelisch schlauchte) ... früher bei uns war es normal wenn wer nen zeugnisdurchnitt 1,und hatte, hier gehörst damit schon zu den superschülern und wirst in der zeitung erwähnt... meine tochter, der ganze klassen-jahrgang waren ca. 130 kinder, davon hatten höchstens 12 schüler nen zeugnisdurchschnit von 1,....

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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#14 von Ossilinchen , 29.07.2009 19:57

Jepp, ich bin froh, dass meine Jungs aus dem Schulalter raus sind und ich mich nicht mehr mit den Lehrern streiten muss.


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RE: Wie war euer Weggang aus der Heimat?

#15 von Rolly , 02.08.2009 18:52

Als wir 1991 aus dem brandenburgischen Wesendahl nach Goch an den Niederrhein gezogen sind,
war das eine nicht sonderlich schwere Entscheidung.
Meine Mutter war schon im November '90 mit viel Herzklopfen hierher gezogen. Hier hatte die Verwandschaft ihres Bruders, der damals noch vor dem Mauerbau in den Westen gegangen und sich später in Goch niedergelassen hatte, für sie eine Wohnung besorgt und sie fand sofort Arbeit, obwohl sie schon über 50 war.
Nachdem wir nicht gerade die besten Zukunfts-Aussichten im Obstbau hatten und meine Mutter dann zu Weihnachten 1990 in Goch besucht hatten, war uns klar, dass wir auch in dieses Städtchen ziehen wollten.
Auch bei uns war die Verwandschaft behilflich bei der Wohnungssuche und bei unserer ersten Steuererklärung.
Meine erste Arbeitsstelle - damals noch vom Arbeitsamt vermittelt - war an einer Tankstelle.
Nach einer Woche war ich dann dort auch schon wieder weg, da ich mir nicht weiter vom Meister anhören wollte, dass ich ein "dummer Ossi" wäre.
Mit der nächsten Arbeit hatte ich mehr Glück - in einer zunächst fast familiär geführten Firma, die Klimaanlagen für Autos herstellte, bekam ich einen Job in der Produktion und hatte da fast 10 Jahre einen festen Stand.
Leider beschloss unsere Mutterfirma in Kentucky, die inzwischen die Firma übernommen hatte, den Produktions- und Entwicklungsstandort nach Stuttgart umzusiedeln.
Heute arbeite ich auch wieder in einem amerikanisch geführten Unternehmen, das sich mit Medizintechnik befasst.
Ende August des vergangenen Jahres war ich zum Klassentreffen in meiner Geburts- und Heimatstadt Müncheberg.
Ich hatte immer mal wieder so etwas wie Heimweh. Heute muss ich leider sagen - da möchte ich nicht begraben sein. Da ist mir Goch doch eher Heimat geworden.


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