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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#31 von Schlawine , 26.10.2009 07:00

Es ist mir auch völlig schnurz, was beispielsweise bei den Amis abgeht. Es geht hier um unser deutsches Bildungssystem und es geht um Eltern, die ihre Kinder aus Bequemlichkeit verblöden lassen, was selbstverständlich nicht auf alle Eltern zutrifft.

Zuerst kommt das Elternhaus und legt die Grundlagen, erst danach kommt die Schule mit ihrem Bildungsauftrag.
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Genauso sehe ich das auch. Alles auf die Lehrer und Erzieher abwälzen ist verdammt einfach. Was zu Hause versäumt wurde kann in der Schule nicht mehr ausgebügelt werden und schon gar nicht, wenn einige Eltern auch noch die Zusammenarbeit mit den Lehrern verweigern.


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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#32 von Minimal , 26.10.2009 07:47

Zitat von queeny
Ich lebe in keiner Traumwelt, Minimal. Es sind meine Gedanken zu diesem Thema. Basta. Die Realität ist nicht menschenfreundlich. Und wenn ich hier meine Gedanken nicht mehr formulieren darf, auch wenn sie etwas idealistisch sind, dann wäre es ja wohl weit genug.



Du schriebst "... dazu sind Medien da ..." Ich wies lediglich darauf hin, daß die Medien zu etwas ganz anderem da sind als für idealistische Wünscheleien.

Und was die Rolle des Elternhauses angeht:

"Aufs Gymnasium schaffen es in erster Linie die Privilegierten, nämlich Kinder gut betuchter Akademiker. Schüler aus einer niedrigen sozialen Schicht haben weitaus schlechtere Karten beim Schulübergang. Und zwar auch bei gleicher Leistung."

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wisse...,577485,00.html

 
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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#33 von Weilheimer , 26.10.2009 08:06

Queeny unterstellt das sich akademische Eltern mehr um ihre Kinder kümmern. Diese Eltern lassen meiner persönlichen Erfahrung nach "kümmern", denn sie haben einfach keine Zeit. Sind die Schulnoten mies engagieren die betuchten Eltern Nachhilfe. Ist das Kind aufmüpfig und "will" nicht, findet es sich in einem privaten Schule mit Internat wieder. Es wird vieles mit Geld geregelt.
Es ist so wie es Minimal beschrieben hat, Kinder reicher Eltern kommen trotz unterdurchschnittlicher Leistungen auf Gymnasium. Das deutsche Bildungssystem selektiert und grenzt aus, das ist genau das, was die OECD bemängelt hat und geändert hat sich bisher nichts.
Ich habe beruflich sehr viel mit Chefs zu tun und die berichten sehr oft, was so aus der Schule entlassen wird. Ein Azubi (Hauptschüler) wusste zum Beispiel nicht wie man 99 Cent an eine Preistafel schreibt, nämlich als 0,99 Euro. Die Allgemeinbildung ist gruftig, viele wissen nicht, wer momentan der Bundespräsident ist usw. usw. Es ist ein Drama und Trauerspiel. Deutschland wird sein Bildungssystem irgendwann auf dem Fuß fallen. Die Geburtenzahlen sinken und es wird schwer werden Positionen in der Wirtschaft mit geeignete Bewerbern zu besetzen.



 
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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#34 von Kehrwoche , 26.10.2009 09:20

Das man mit Geld vieles geregelt bekommt, ist ja unbestreitbar. Dennoch: Reichtum schützt vor Dummheit nicht. Wie heißt es doch so schön: "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" - Dumme Eltern dumme Kinder, so einfach ist das überspitzt ausgedrückt.
Das Bildungs- und Erziehungssystem der DDR wäre mit dem sozialen Sprengstoff von heute und dem hohen Migrantenanteil jämmerlich zusammengebrochen.
Soviele Jugendwerkhöfe hätten sie garnicht bauen können, wie sie dann gebraucht hätten...


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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#35 von DeutschLehrer , 26.10.2009 09:42

Zitat von Kehrwoche
Das Bildungs- und Erziehungssystem der DDR wäre mit dem sozialen Sprengstoff von heute und dem hohen Migrantenanteil jämmerlich zusammengebrochen.

Was ist denn der besondere soziale Sprengstoff heute ? Das ist doch eine Größe, die ebenfalls von Politik und Gesellschaft verantwortet wird. Sicher kann man mit solchen externen Einflüssen das beste Bildungssystem ruinieren, aber diese Einflüsse sind doch nicht naturgegeben !

Gruß DL

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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#36 von Weilheimer , 26.10.2009 17:17

Zitat von Kehrwoche

Das Bildungs- und Erziehungssystem der DDR wäre mit dem sozialen Sprengstoff von heute und dem hohen Migrantenanteil jämmerlich zusammengebrochen.



Das glaube ich nicht. Die DDR hatte das heute finnische System, leistungsschwache Schüler wurden individuell durch die Lehrer oder durch die Hortnerin betreut und weil man 10 Jahre zusammen lernte, brachten sich die Schüler auch gegenseitig voran. Kinder ausländischer Eltern wären durch das DDR Bildungssystem besser gefördert worden, als es heute gesamtdeutsche Realität ist. Es wurde niemand schon in der 4. Klasse ausgegrenzt und selektiert, die Dummen in die Hauptschule und die ganz Klugen aufs Gymnasium. Das Bildungssystem hätte nach der deutschen Einheit, so wie es war, in ganz Deutschland eingeführt gehört. Deutschland wäre heute Spitze in den PISA Studien.


 
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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#37 von joesachse , 26.10.2009 17:21

Zitat von queeny
Es geht hier um unser deutsches Bildungssystem und es geht um Eltern, die ihre Kinder aus Bequemlichkeit verblöden lassen, was selbstverständlich nicht auf alle Eltern zutrifft.
Zuerst kommt das Elternhaus und legt die Grundlagen, erst danach kommt die Schule mit ihrem Bildungsauftrag.



Das heisst im Klartext, dass alle Kinder, deren Eltern nicht in der Lage oder Willens sind, ihre vielleicht sogar begabten Kinder entsprechend zu erziehen, von vornherein verloren haben. Und dies entspricht genau der Realität, die wir heute erleben. Ich frage mich schon länger, ob dieser Ansatz richtig ist.

Viele Grüße
joeSachse


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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#38 von Weilheimer , 26.10.2009 17:37

Zitat von joesachse

Das heisst im Klartext, dass alle Kinder, deren Eltern nicht in der Lage oder Willens sind, ihre vielleicht sogar begabten Kinder entsprechend zu erziehen, von vornherein verloren haben. Und dies entspricht genau der Realität, die wir heute erleben. Ich frage mich schon länger, ob dieser Ansatz richtig ist.



Eigentlich kann es sich Deutschland nicht leisten, fähige Köpfe nicht zu fördern. Wo sollen die Ingenieure und Wissenschaftler herkommen, welche Deutschland in der Zukunft im internationalen Wettbewerb an der Spitze halten?. Als rohstoffarmes Land kann Deutschland im Wettbewerb nur durch Innovationen bestehen und genau die muss jemand entwickeln und erforschen.
Meine Nichte studiert gerade Mathematik, nach den ersten 2 Semestern sind nur noch 30% der Studenten an Bord, welche das Studium begonnen hatten, also eine riesige Abrecherquote. Bei technischen Studiengängen, wie Elektrotechnik oder auch in Physik sieht es nicht viel besser aus.
Ich finde es beschämend für Deutschland, das man begabte Kinder armer oder bildungsferner Schichten nicht besser fördert und diese Menschen im eigenen Saft schmoren lässt. Dort hätte man von der DDR lernen können, aber in den Augen vieler Altbundesbürger war alles Mist, was aus dem Osten kam.


 
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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#39 von Kehrwoche , 26.10.2009 17:56

Zitat von Weilheimer
... Es wurde niemand schon in der 4. Klasse ausgegrenzt und selektiert, die Dummen in die Hauptschule und die ganz Klugen aufs Gymnasium.

Natürlich wurde ausgegrenzt und selektiert.
Wer mit dem Lehrplan nicht mitkam, blieb sitzen. Schläger und aggressive, schwer erziehbare Kinder kamen u.U. in dem Werkhof. Kinder assozialer Eltern (im Sinne der sozialistischen Lebensweise) drohten Heimaufenthalte.
Wer dumm wie Brot war, sich aber lngfristig zur NVA verpflichtete, bekam einen EOS-Platz. Bei gleichen Leistungen wurden ebenfalls bei der Vergabe von EOS-Plätzen Kinder von Arbeitern u. Bauern Kindern von Akademikern vorgezogen. Jungs, die sich nicht für mindestens 3 Jahre verpflichteten, bekamen in der Regel keinen Studienplatz.

War das alles etwa keine Ausgrenzung?

Ich glaube nicht, daß das im heutigen finnischen System genauso gehandhabt wird.


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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#40 von kalteschnauze , 26.10.2009 19:39

in technischen studienrichtungen wurde auch zu ddr zeiten selektiert und aussortiert, nach dem ersten semester ing. studium, durften bei uns ca. 25% der klasse gehen, wer da in der ersten zwischenprüfung schon durchfiel, wurde "geext"....ich will nicht angeben, aber sowas ist ne andere liga, als z.b. irgendwelche "laberstudienrichtungen", wo es "interpretionsmglk." gibt, bei mathe gibts nur richtig oder falsch, bei nem ing. studium auch "hält" oder "hält nicht" .
wer die macht hat, bestimmt auch wer sich bilden darf.... zu ost-zeiten, sollte die arbeiter und bauernklasse gefördert werden.... jetzt die finanzstarken, die die sich eben auch nachhilfe leisten können, bei "angeborener doofheit" , der rest fällt durchs raster, oder hat solch einen biss, sich durchzukämpfen, oder ist eben nen kleiner einstein

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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#41 von DeutschLehrer , 26.10.2009 19:42

Ich fördere gerade ein hochbegabtes Kind aus einem sehr bildungsfernem Elternhaus und hoffe, dass das Kind (jetzt 2.Klasse) bis zur 4.Klasse trotz "Gegenwindes" zu Hause durchhält, um die Empfehlung zum Gymnasium zu bekommen. Es liegt nun mal zu 90 % an den Eltern, was mit ihren Kindern wird und es ist sehr schwer gegen die uninteressierte Haltung der Eltern als Lehrer anzukommen. Das DDR-System mit einer umfassenden Kinderbetreuung über den Tag, war da sicher besser geeignet.

Gruß DL


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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#42 von DeutschLehrer , 26.10.2009 19:48

Zitat von Kehrwoche
Bei gleichen Leistungen wurden ebenfalls bei der Vergabe von EOS-Plätzen Kinder von Arbeitern u. Bauern Kindern von Akademikern vorgezogen

Das macht aber gerade Sinn, dass man die Kinder der "bildungsferneren Schichten" im Zweifel bevorzugt. Erst dadurch kannst Du eine gerechte Bildungschance schaffen.
Du gleichst dadurch den Nachteil, den sie von zu Hause mitbringen, aus !

Gruß DL


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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#43 von Weilheimer , 26.10.2009 20:26

Das man den Kindern von Ingenieuren oder Ärzten in der DDR den Zugang zur EOS verweigert hat, gehört nun nicht gerade zum Positiven, was das DDR Bildungssystem hervorgebracht hat, wenn es auch in seiner Qualität recht gut war. Arbeiterkinder gingen dann irgendwo auf Kosten anderer Kinder zur erweiterten Oberschule. Das ist genau so ungerecht, wie heute, wo das (lernfaule) Kind eines großen örtlichen Unternehmers, der 100 Mitarbeiter beschäftigt und wichtig für einen Ort ist, eine Empfehlung des Klassenleiters der Grundschule fürs Gymnasium erhält und das Kind eines kleinen Angestellten bei gleicher Leistung eben nicht.


 
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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#44 von kalteschnauze , 26.10.2009 21:01

naja die empfehlung ist in den meisten bundesländern gottseidank auch nur eine EMPFEHLUNG, dh. der elternwille ist die letzte entscheidungsinstanz, na gut bei bildungsfernen schichten, da sehen die eltern dann evt. nicht den nutzen vom gymmi. ausser bayern (glaube auch baden würtemberg) da geht es streng nach notendurchschnitt wer bis zu welchen zensurendurchschnitt noch welche schule besuchen darf. wer kann, darf trotz schlechterer noten auch noch eine art 3 tages prüfung zum übertritt absolvieren, wer da endgültig durchfliegt, der muss halt erstmal auf die "niedere" schule gehen, kann sich dort aber wieder für die höhere schule "hochrappeln", wenn die noten stimmen.
klassenstärken waren auch zu ddr zeiten oft um die 30 kinder/klasse, das es daran liegen sollte, das heute die schule nix mehr taugt, ne glaube ich nicht. oder liegts daran, dass heute zuviele pippifax und rundumablenkung da ist und für jedes kind verfügbar... internet, zig tausend fernsehkanäle, videospiele etc, sowas hatten wir doch früher alles nicht, da war sicher zwangsläufig der fokus mehr richtung schule gerichtet.


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RE: War in der DDR wirklich alles schlechter

#45 von Kehrwoche , 26.10.2009 21:08

Zitat von Weilheimer
Das man den Kindern von Ingenieuren oder Ärzten in der DDR den Zugang zur EOS verweigert hat, gehört nun nicht gerade zum Positiven, was das DDR Bildungssystem hervorgebracht hat, wenn es auch in seiner Qualität recht gut war....

Genauso meinte ich es, Weili. Das DDR-Bildungssystem mag effektiv gewesen sein, gut für jedes Kind war es nicht. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo in der Mitte.
"Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten."
Gerade die DDR war doch Weltmeister im Selektieren... Was zählte das Individuum?
Aus meiner Klasse wurden frühzeitig 2 begabte Kinder "selektiert" und zur KJS (Kinder- und Jugendsportschule) delegiert. Dort wurde der erste von beiden nach ca. 2 Jahren wiederum ausgesiebt und zu uns zurückgeschickt, der andere einige Jahre später mit einem Wirbelsäulenschaden ebenfalls.
Meine Schwester wollten sie mit 10 Jahren auch haben, weil sie sich aufgrund ihrer Berechnungen besonders zur Schwimmerin geeignet hätte. Nicht auszudenken, was sie für ein Monster geworden wäre, hätten meine Eltern dem zugestimmt.
Was den Kindern damals alles ins Essen gemixt wurde, kam ja erst Jahre später alles ans Licht.
Aber erfolgreich war das System, es sprangen viele Goldmedaillen heraus...


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