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RE: NVA

#451 von Kehrwoche , 21.11.2011 07:11

Naja, er hat ja noch einige Baustellen hier, wo Antworten (über)fällig wären. Lassen wir ihn doch erstmal ausschlafen.


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RE: NVA

#452 von Atze , 21.11.2011 08:27

Zitat von Weilheimer

Zitat von Atze


Nenn mir drei Privilegien, die nicht jeder andere Bürger der DDR auch hatte, wenn er am gleichen Ort gewohnt hat.




Na gern doch

an der Offizierhochschule hast du so um die 400 Mark im Monat bekommen, der zivile Student bekam nur 190 Mark und musste das Wohnheim noch extra zahlen, du hast kostenlos während der Ausbildung gewohnt, was Privileg Nummer 2 ist. Dann hattest du durch die Militärhandelsorganisation eine bessere Versorgung in der Kaserne, dort gab schon mal Dinge, die man außerhalb nicht so leicht bekam.
Du hast bei gleicher Ausbildung mehr verdient als jemand im zivilen Leben, hättest auch mehr Rente bekommen, wenn der Staat DDR nicht vorher zusammengebrochen wäre. Deine Gesundheitsversorgung war durch die Militärkrankenhäuser besser. Nach 25 Jahren Militärdienst wärst du in irgendeinen seidenweichen Sessel in der Wirtschaft gefallen und hättest weiterhin mehr verdient, als die Zivilisten. Wenn ich noch eine Weile überlege, dann fallen mir noch mehr Privilegien ein, aber das waren mehr als drei. So sehen Sieger aus.




Das nennst Du Privilegien? Daran erkennt man, dass Du "Null Ahnung" hast.

Ich hätte 100 x lieber, in einem normalen Wohnheim gewohnt, wo man tun und lassen konnte was man wollte, hätte das eine oder andere Mädchen kennen gelernt, hätte meine Studienzeit so eingeteilt, wie ich es gerne gehabt hätte, hätte lieber in Rostock oder Berlin studiert als in der untersten Ecke der Republik, hätte gerne Nachts durchgeschlafen als auf dem Schießplatz zu stehen oder taktische Übungen zu laufen oder gar im 24 Stundendienst in einem Kabüffchen zu sitzen oder gar mit der Knarre auf dem Gefechtspark oder einem anderen Postenbereich, mir bei etlichen Minusgraden den Ar... abzufrieren oder am Sonnabend um 13.00 Uhr zum Bahnhof zu hetzen um den Zug noch zu erreichen, was ja auch nur alle 6 Wochen der Fall war. Und meinst Du nicht, dass ich auch viel lieber bei Muttern gewohnt hätte oder in einer Bude mit Komilitonen, als mit rauhen Männern. Wenn das Privilegien sind, na ich weiß ja nicht. Außerdem bekam ein Offz Schööler meinerzeits keine 400 Mark, sondern 300 Mark. Und warum, das habe ich Dir ja eben erklärt. Würdet Du das alles auf Dich nehmen, wegen 110 Mark (oder vom mir aus auch für 210 Mark) mehr im Monat? Dann frage ich mich, warum Du es nicht getan hast?

Was gab es denn in der Militärhandelsorganisation, was es im Konsum oder im Schreibwarenladen oder anderen, entsprechenden Läden nicht auch gegeben hat ? Richtig, die MHO war ein Gemischtwarenladen wo es eben neben der Cola, das Schreibheft oder die Kragenbinde gab. Ist das etwa ein Privileg. Lachhaft!

Wenn man in die FZR eingezahlt hat, dann bekam man wohl auch mehr Rente. Damit habe ich mich allerdings zu jener Zeit noch gar nicht beschäftigt, da es noch in weiter Ferne lag. Hättest Du das auch getan, wäre Deine Rente auch höher als eben ohne diese monatlichen Einzahlungen. Das ist doch kein Privileg. Das ist eine Zuzahlung, die sich irgendwann vielleicht mal gelohnt hätte. Wissen tut man das nicht. Denn wer weiß schon wann er das Zeitliche segnet. Das nennst Du ein Privileg? Ich kann mich schon gar nicht totlachen. Das habe ich oben ja schon getan.

Ich hätte nach 25 Jahren nicht aufgehört. Bei Militärakademikern war das nicht üblich.
Und selbst wenn. Nach 25 Jahren als z.B. Ingenieur oder Betriebsleiter, wird wohl keiner, der es bis in diese Ebene gebracht hat, in der Gosse enden. Das hat doch nichts mit Privilegien zu tun, wenn man aus seinem Arbeitsleben etwas gemacht hat. Hättest Du studiert, vielleicht hast Du es ja, dann wäre es Dir wohl ähnlich ergangen wie den Offizieren, die nach 25 Jahren aus dem Dienst ausgeschieden sind. Das ist also kein Privileg der Offiziere der NVA, sondern eine Normalität für Menschen, die eine gewisse Stufe erreicht haben. Also wieder kein Privileg für Offiziere der NVA. Ich habe Dir da echt bessere Argumente zugetraut. Bisher nur heiße Luft.

Militärkrankenhäuser? Was ist denn das? Es gab Lazarette in bestimmten Standorten und den Med-Punkt im Truppenteil, wie es den Betriebsarzt gab. Und dorthin gehen zu müssen war ganz gewiss kein Privileg. Eher im Gegenteil. Wenn Du bettlägerig warst, dann hattest Du, bis einschließlich Dienstgrad Hauptmann, ins Lazarett einzuziehen und konntest nicht Zuhause, vor dem Fernseher, die Krankheit auskurieren. Öde Zimmer, mit (na ja) nicht besonders gutem Essen. Das soll ein Privileg sein. Du hast doch keine Ahnung mein Guter.

Auf mein mit 18 Jahren bestelltes Auto habe ich 14 Jahre gewartet, war also 32 Jahre alt und im letzten Studienjahr an der Militärakademie. Wo ist da ein Privileg zu erkennen? Ich war ganz einfach dran. Und ich kenne auch keinen anderen Offizier, dem dies anders erging, es sei denn, er hat sich selber auf dem Privatmarkt ein Auto besorgt.

Wohnung - ist gefallen. Ich schrieb bewußt in meiner Aufforderung zum benennen von Privilegien, das man welche benennen möge, wenn man im gleichen Ort wohnt. Ich habe meine erste Wohnung bekommen (in Bergen auf Rügen, diente in Prora) als Oberleutnant, also nach 4 Jahren, wo mein erster Sohn bereits geboren war. Mit drei Personen eine Zweiraumwohnung. Wir waren damals sehr glücklich darüber. Ob das nun ein Privileg ist, kann ich nicht einschätzen. Aber ich bin mir sicher, dass Du sicherlich nicht gerne in Goldberg oder in Drögerheide gewohnt hättest. Da wäre Dir die Wohnung sicherlich egal gewesen.
Als ich nach Rostock ging, da hatten wir schon drei Kinder (dabei waren Zwillinge) wohnte ich nochmal 1 Jahr im Ledigenwohnheim. Und nur wegen der drei Kinder, bekam ich nach einem Jahr eine Wohnung in der Südstadt. Ist das ein Privileg? Ich denke nicht.

Also alle "Privilegien", die hier aufgezählt wurden, dürften damit wohl ad absurdum gestellt sein.
Ich warte also immer noch auf drei richtige Privilegien, die ein Offizier der NVA, gegenüber der anderen Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik hatte. Eure Enten wurden allesamt abgeschossen.

In diesem Sinne - quo quisque stultior eo magis insolescit

Salve

Edit: Übrigens in Rostock die Wohnung - mit 5 Personen, dabei drei Kinder, war eine Dreiraumwohnung. Wenn das ein Privileg war, dann habe ich ein Privileg in Anspruch genommen, so wie es wohl jeder bürger der Deutschen Demokratischen Republik getan hätte


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RE: NVA

#453 von reporter , 21.11.2011 10:30

Zunächst ist es unserem sich humanistisch gebenden intimen Kenner der lateinischen Sprache offensichlich nicht in den Sinn gekommen, daß die Installation von kasernierter Militärstudenten doch eigentlich Ausdruck einer deformierten und durchmilitarisierten Gesellschaft sein könnte.

Als ich hier den Beitrag von Ätzchen gelesen hatte, wo er aufoperungsvoll für Unsere Republik den schwierigen Anforderungen als Militärstudent gerecht zu werden versuchte, mußte ich mir gleich ein Taschenbuch holen. Zumal er das entsagungsreiche Leben als Militärmönch 'mit rauhen Männern' aus reinem Idealismus machte, während die zivilen Studenten sich dem üppigen Verlustierungsangebot Unserer Republig hingeben konnten.

Offenbar ist unserem Militärmönch entgangen, daß es auch bei den Zivilstudenten in Unserer Republik nicht so üppig zuging, bekanntlich war es ja schon für einen VEB-Schaffenden mit Familie schwierig eine Wohnung zu finden, wo es nicht durchgeregnet hat.
Und so kam es, daß etwa die Studenten der Hochschule für Verkehrswesen Dresden in einer Sammelunterkunft, 'Studentenwohnheim' genannt, in Vier-Bett-Zimmern ihr Studentendasein bewältigen mußten.

Bei all dem Wortgeklingel von Ätzchen bleibt es bei der schlichten Tatsache, daß Angehörigen der 'Bewaffneten Organe' im Rahmen des abgestuften Günstlingssystems der Diktatur je nach Dienstgrad durch entsprechende Privilegien bei Laune gehalten wurden, die schlicht das Motiv waren, bei diesem Laden hauptberuflich tätig zu werden.

Entsprechend war das Gehaltsgefüge bei den hauptamtlichen Mitarbeitern bei der Stasi, die im Internet verfügbaren Stasilisten weisen die vergleichsweise üppigen Gehälter aus, und für die NVA kann man auf einen Beitrag vom Spiegel zurückgreifen, den Link hatte ich angegeben, der das so ausdrückt:

Zitat
Die Offiziere und Unteroffiziere galten etwas im Staate Erich Honeckers. Sie wurden besser besoldet als ihre Bekannten in der Wirtschaft, im Bildungswesen und in der Verwaltung. Hauptleute und Majore konnten es mit Zulagen auf 2000 Mark (Ingenieur: 1000, Professor und Arzt: 1500) bringen, Obristen und Generale gar auf 3000 bis 6000 Mark im Monat. Berufsoffiziere waren zwar, anders als ihre Bundeswehr-Kameraden, jederzeit kündbar, durften aber auf Übergangshilfe und zivile "gleichwertige Arbeitsverhältnisse" vertrauen: Personalleiter, Verwaltungsangestellter, Wehrkunde-Lehrer, Ausbilder in der Zivilverteidigung und der "Gesellschaft für Sport und Technik", die für die vormilitärische Ausbildung der Schüler und Lehrlinge zuständig war.

Generale und Obristen des Verteidigungsministeriums hatten Privilegien, von denen alle wußten, über die aber niemand sprach: Es gab Einkaufsgutscheine für die mit West-Waren belieferten Diplomaten-Läden in Ost-Berlin, Gäste- und Ferienhäuser in den schönsten Gegenden der Republik, Autos mit Fahrer, herrschaftliche Dienstwohnungen.


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RE: NVA

#454 von Atze , 21.11.2011 11:03

Der Spiegel schreibt die Unwahrheit.

Ganz am Rande, an der OHS waren auch Vier Offz-Schööler auf der Bude. An der Akademie je nach Zimmergröße, zwei oder drei.

Ich habe während meiner 16 Jahre Armeezeit in der NVA, keinen einzigen Bezugsschein für irgendwelche Waren gesehen, geschweige denn bekommen. Sowas gab es nicht. Der Spiegel spintisiert. Es gab einen einzigen Sonderladen der MHO hörte ich, der in Strausberg auf dem ehemaligen ASK - Gelände (ASK war die Armeesportvereinigung) gelegen sein sollte. Ich war nie drin, denn dort durfte man erst ab Generalleutnant rein. Das aber habe ich nur gehört. Ob es stimmt, entzieht sich zur Gänze, meiner Kenntnis.

Majore, die 2000 Mark in der NVA als Sold bekommen haben, waren eher Mangelware. Ich denke da in erster Linie an das fliegende Personal und an die Korvettenkapitäne, die auch gefahren sind. Jedoch hält deren Gehalt, dem der Gleiches in der BW tat, nicht im entferntesten stand.

Ich kam knapp an die 2000 Mark heran, weil ich eine Reihe von Zulagen bekam, die der normale Major eben nicht hatte, wie z.B. den Fallschirmjägerzuschlag und das Sprunggeld. Und ich hatte als Major bereits eine Oberstplanstelle, was auch nicht die Regel war. Nur deshalb konnte ich diese Zahl erreichen. Ob Dus glaubst oder nicht, ist mir eigentlich schnurz.

Fein, dass Du mir zubilligst, dass ich mich auszudrücken weiß. Für den Puhlitzer Preis wird es nicht reichen (den kriegen, glaube ich, sowieso nur Amerikaner).

Gästehäuser ist schon mal falsch. Der Minister hatte ein Gästehaus, dass Schloß Wilkendorf. Dort empfing er seine Gäste. Ausländische Militärs oder was weiß ich. Ist das ein Privileg? Hm, ich denke nicht. Das hat was mit Repräsentation zu tun. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch heutige Minister solche Gästehäuser haben oder aber Verträge mit bestehenden Hotels, die jederzeit hohe Gäste für das jeweilige Ministerium unterbringen können. Das ist glaube ich, das Normalste der Welt, bei einem Staat, der sich Ministerien leisten kann

Ja, da wir, als Angehörige der NVA nicht im FDGB waren, hatte die NVA eigene Ferienheime. Die waren nicht schlecht. Ich war zweimal in solchen Heimen. Aber die Zimmer waren da vermutlich nicht anders als beim FDGB. Zu meiner Zeit hatten wir zwei Zimmer. Eines für die Kinder mit einer Aufbettung und eines für meine Frau und mich. Kein Fernseher auf der Hütte, kein WC sondern nur ein Waschbecken. Duschen und WC auf dem Gang, Fernsehen im Gemeinschaftsraum. Also nichts besonderes oder Priviligiertes. Ich vermute mal ganz kühn, dass man auch anders hätte entdecken können, wenn man einen gewissen Dienstgrad erreicht hätte. Aber für den normalen Offizier der NVA eben nichts anderes als soeben geschildert.

Als ich mich entschloss in der NVA meine Brufung zu finden, war das mit nichten irgendwelchen, zu erwartenbden Privilegien, geschuldet, Mäuselchen.
Ich wollte ganz einfach Soldat sein und eine interessante Tätigkeit ausüben, wo ich viel Sport treiben kann, wo ich als Mensch und Mann gefordert werde, wo ich mit Menschen zu tun habe und ein klein bißchen mein persönliches Ego ausleben kann. Und all das habe ich vorgefunden. Dass dann, im Laufe der Jahre auch noch die Einsicht hinzu kam, etwas sinnvolles zu tun, wird Dich nicht erfreuen aber es war so.


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RE: NVA

#455 von Dresdner Pflanze , 21.11.2011 12:49

Gut Atze, ich möchte nur mal ein kleines Beispiel aus meiner Zeit als Zivilbeschäftigte bei der NVA erzählen, dass einmal im Monat in unserem Lazarett ein Sonerverkauf stattfand. Wir durften dort einkaufen, natürlich gab es auch kleine Schnäppchen wie z. B. Tonbandgeräte und Radios, Bekleidung und gute Lebensmittel usw. (das war in der Zeit von 1972 bis 1975)


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RE: NVA

#456 von reporter , 21.11.2011 15:30

Zitat von Atze
Der Spiegel schreibt die Unwahrheit.

..
Ich habe während meiner 16 Jahre Armeezeit in der NVA, keinen einzigen Bezugsschein für irgendwelche Waren gesehen, geschweige denn bekommen. Sowas gab es nicht. Der Spiegel spintisiert.



Hier noch mehr Spintisiertes:

Zitat
Die speziellen Auftragsformulare der NVA mit roter Markierung und dem Aufdruck LVO (Landesverteidigungsorganisation) verpflichteten Industriebetriebe, aber auch das Handwerk dazu, den Auftrag mit Vorrang zu erfüllen, ohne daß wegen der militärischen Geheimhaltungspflicht näher nachgefragt werden konnte – im Prinzip ein auch für private Zwecke nutzbares Selbstbedienungssystem.
...
Obwohl sie an sich leicht nachprüfbar sein sollten, sind Aussagen zum Gehalt der NVAOffiziere höchst umstritten. Laut Angabe eines ehemaligen NVA-Divisionskommandeurs verdiente ein Kompaniechef ca. 1300 Mark, ein Regimentskommandeur ca. 2100 Mark netto, Generäle zwischen 3000 und 6000 Mark (K.-H. Marschner, Dienen bis zum Ende, in D. Farwick (Hrsg.), Ein Staat - Eine Armee, a. a. O., S. 218). Anderen, offensichtlich "amtlichen" Quellen zufolge, waren die Bezüge eines Kompaniechefs mit 2629.- Mark doppelt so hoch wie die einer Lehrerin an einer POS und ca. 1000 Mark höher als die eines Leitenden Klinikarztes. (R. Volk/T.Squarr, Zum inneren Zustand der NVA, in D. Farwick, Ein Staat..., a.a.O., S. 247, vgl. auch die in der Dokumentation angefügte Tabelle der Dienstbezüge, S. 266 f).

Unter dem Strich bleibt, daß ein ca. 27-jähriger Kompaniechef jedenfalls unverhältnismäßig viel mehr verdiente als ein gleichaltriger Akademiker im Staatsdienst üblicherweise verdienen konnte. Zusätzlich gab es im übrigen Geldprämien. Selbst in höheren Stäben war es durchaus üblich, sich mehrfach im Jahr relativ großzügige "Leistungs"-Prämien zu genehmigen. Überdurchschnittlich hoch war auch der Urlaubsanspruch, vom 16. Dienst-jahr an 46 Kalendertage (abzüglich 4 anzurechnende Sonn-/Feiertage).
Es war bekannt, daß die NVA über besonders günstige und landschaftlich reizvolle Urlaubsquartiere verfügte. Bei der Wohnungsvergabe dürften –was oft bestritten wird– die Berufssoldaten vorrangig berücksichtigt worden sein. Daneben wurde dafür Sorge getragen, daß bei Versetzungen die Ehefrau ohne Verzögerung einen adäquaten Arbeits-Zusammenfassend gesehen zeigte sich wie bei der politischen Nomenklatura die Tendenz, daß sich, je höher der Rang war, umso ungenierter Sonderrechte in Anspruch nehmen ließen.

Abgesehen davon, daß sich auf diese Weise zweifellos komfortabler leben ließ als in der DDR sonst üblich, ging es weniger um die Ausstattung der Privilegien als darum, sie zu haben. Wer einen privat nutzbaren "Wohnungsdienstanschluß" besaß, noch dazu im Staats-Sondernetz, verfügte damit nicht über ein gewöhnliches Telefon, sondern über ein Privileg, das dem Normalsterblichen nicht zugänglich war.
Die "Privilegien" waren insofern nicht nur nach ihrem materiellen Wert zu beurteilen, sondern als Attribute der Macht auch als Statussymbol zu sehen. Sie dokumentierten die Rangunterschiede zwischen dem "Volk" und seiner Führung, in der "klassenlosen" DDR-Gesellschaft das Entscheidende.




heißt es in einer meines Erachten sorgfältig recherchierten Doktorarbeit,
http://epub.uni-regensburg.de/10188/1/Di...%20Teil%201.pdf


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RE: NVA

#457 von Weilheimer , 21.11.2011 19:37

Zitat von Atze

Ich kam knapp an die 2000 Mark heran, weil ich eine Reihe von Zulagen bekam, die der normale Major eben nicht hatte, wie z.B. den Fallschirmjägerzuschlag und das Sprunggeld.



Deine Offenheit ehrt dich, ein Facharbeiter hatte um die 800 Mark, meine Großmutter konnte wegen des Krieges keinen Beruf lernen, später hatte sie dann 6 Kinder, sie musste nach dem Tod meines Großvaters Hilfsarbeiten ausführen, die Witwenrente war in der sozialen DDR auf 2 Jahre begrenzt. Sie bekam nur 500 Mark im Monat.

 
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RE: NVA

#458 von Atze , 21.11.2011 19:55

Weili, ich schrieb ja auch nicht, dass ich gehungert habe.
Aber die Dienstzeitbelastung war dermaßen hoch, dass ein normaler Facharbeiter, bei der gleichen Stundenanzahl, vermutlich nicht weniger verdient hätte, als ein Offizier.

Was da der Spiegel schreibt über einen Kompaniechef mit über 2000 Mark im Monat, ist absoluer Quark. Daran erkennt man mal wieder, das es nicht ordentlich recherchiert ist, was eigentlich beim Spiegel untypisch ist.

Das ein Regimentkommandeur im Dienstgrad Oberst also auch mit den entsprechenden Dienstjahren über 2000 Mark bekam, ist realistisch.

Ihr könnt hier schimpfen soviel wie ihr wollt, es ändert nichts daran, dass es so war. Und wer selber Soldat in der NVA war, da reicht schon der Grundwehrdienst, wird, wenn er ehrlich ist, bestätigen, dass die Offiziere, gerade in den Einheiten und Truppenteilen, einen Arbeitstag hatten, den kein Facharbeiter und kein Ingenieur und schon gar nicht ein Leherer hatte. Meine Schwester ist Lehrerin in Berlin und das nun schon seit 1974. Da sie alles schon 40 x gemacht hat, hat sie es drauf wie es wohl jeder nach sovielen Dienstjahren. Das war schon zu Zeiten der Deutschen Denokratischen Republik so. Da war sie sogar noch Stellv. Direktorin einer Sonderschule. Das macht sie heute nicht mehr (also Stellv. Direktorin). Ist ihr zu streßig.
Und wenn man da Urlaub hat wie die Schulkinder, muss das ja auch irgendwo ausgedrückt werden, finde ich. Wobei ich nichts schlechtes über Lehrer sagen will. Wir hatten ein gute Schulbildung auch wenn Mäuselchen jetzt gleich wieder die "Blauhaarige" ins Feld führen wird, und die ach so geknechteten Kinder, die da in die Pionier- und FDJ-Organisation gepreßt wurden.

Gruß


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RE: NVA

#459 von Atze , 21.11.2011 20:05

Mäuselchen,

Aufgaben, die durch private Betriebe im Interesse der Landesverteidigung auszuführen waren, waren sofort auszuführen. Da spintisierst Du mal ausnahmsweise nicht. Aber das ist wohl in jedem Staate so. In der BW werden ja sogar die Kasernenanlagen von privaten Firmen bewacht und die müssen auch jeden Tag ran. Stell Dir mal vor, da steht plötzlich keiner mehr Wache.

Mäuselchen, ich denke, Du solltest weniger googeln als mal aus Deinem eigenen Leben berichten. Du weist ja, dass ich Dir abgesprochen habe, erwachsen zu sein. Und durch Dein gegoogeln bestätigst Du das jedesmal aufs Neue, da Du nicht in der Lage bist, aus eigenem Erleben zu berichten. Somit hast Du wohl noch nichts erlebt außer mal mit Mutti und Vati, im Auto hinten sitzend, ein paar Länder besucht zu haben. Das ist ja nichts Schlechtes und soll auch nicht abwertend sein aber es beweist, dass Du nicht in der Lage bist, ohne vorher zu googeln, eine eigene Meinung zu haben und eine Diskussion zu entwickeln. Eigentlich auch für einen 16-Jährigen, eine schwache Leistung. Aber seis drum - google weiter.

Und noch ein Sprüchlein von meinem alten Latainlehrer, der immer zu mir sagte "... Gramatik ist bei Dir Glückssache ... " Wie recht er hatte, der alte Herr (lebt leider nicht mehr. War übrigens Testpilot in den Fokkerwerken und konnte die dollsten Leuschen erzählen.

Adeo in teneris consuescere multum est.


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RE: NVA

#460 von reporter , 21.11.2011 20:30

Zitat von Atze
und die ach so geknechteten Kinder, die da in die Pionier- und FDJ-Organisation gepreßt wurden.



FDJ-Oberfunktionäre der SED-Vorlauf-Organisation waren bekanntlich SED-Chef Honecker und sein Nachfolger Krenz.

Alles andere an Jugendorganisationen im SED-Staat war verboten, nur die SED-Vorfeld-Organisationen "Junge Pioniere" und und FDJ waren erlaubt.
Was sie gesellschaftlich Wert waren, zeigte sich, als der Zwang da mitzuwirtschaften, nicht mehr gegeben war. Sie wurden nämlich nach der Wende von Niemandem verboten.
Der FDJ Chef Aurich, SED-ZK Mitglied, war zur Wende so schnell von der Bildfläche verschwunden, so schnell konntest du gar nicht sehen. Es war ihm offensichtlich peinlich. 2003 hatte die FDJ ca. 150 Mitglieder, gegenüber 2,3 Millionen im Jahr 1989.

Daran kannst du erkennen, daß vorher die Kinder mit den bewährten Mitteln Unserer Republik dort durchaus 'reingeschoben wurden, und deine Analyse durchaus zutreffend ist.

Der Kampfauftrag der FDJ war, nach dem Mauerbau die Zahl der Freiwilligen für die Nationale Volksarmee (NVA) zu erhöhen. Die NVA verteilte bei der FDJ den üblichen Propaganda- und Hetz-Dreck unter Berufung auf eine angebliche Kriegsgefahr, um insbesondere nach dem Mauerbau über die Rekrutierung junger Männer genügend Schießprügel sicher zu stellen.


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RE: NVA

#461 von Buhli , 21.11.2011 21:27

Zitat Reporter/Spiegel:"Probleme mit Ersatzteilen gab es nie." Welche Erfahrung hast Du denn aus Gesprächen mit Privilegierten persönlich gemacht. Ist vielleicht hilfreicher als Zeitungszitate, die sich nachweislich widerlegen lassen. Warum wohl haben, wie schon von Usern beschrieben, so viele Fahrzeuge in den Kasernen kampfunfähig rumgestanden? Ihr widersprecht Euch doch selbst. Vom Spiegel mal ganz zu schweigen.
Zitat Atze:"Eigentlich auch für einen 16-Jährigen, eine schwache Leistung." Neee. Eigentlich ne Klasse Leistung.
Zitat D.P.:"Tonbandgeräte und Radios, Bekleidung und gute Lebensmittel usw." Waren das damals Schnäppchen? In der Dresdner BEPO Kaserne hat das niemanden angehoben. Auch mich als Otto normalo Wehrpflichtigen nicht.
Zitat Weili:"meine Großmutter konnte wegen des Krieges keinen Beruf lernen, später hatte sie dann 6 Kinder, sie musste nach dem Tod meines Großvaters Hilfsarbeiten ausführen," War das nur in der DDR so Das wag ich mal stark anzuzweifeln.
Zitat Reporter:"Daran kannst du erkennen, daß vorher die Kinder mit den bewährten Mitteln Unserer Republik dort durchaus 'reingeschoben wurden," Da wirst Du sicher auch ne Erklärung dafür haben, warum die mich, weder zu den Jungpionieren, noch in die FDJ reingeschoben haben. Thälmannpioniere durfte ich Komme mir aber nicht mit Einzelfall oder Kirchenmitglied. Nichts von beiden trifft zu.
"Aufgaben, die durch private Betriebe im Interesse der Landesverteidigung auszuführen waren, waren sofort auszuführen." Galt das "Im Interesse der Landesverdteidigung" auch bei verstopften Toiletten nur bei Kasernen, oder auch in den außerhalb von Kasernen stehenden Gebäude? Die Tois durften wir in der SA-Kaserne DD-Nickern mal säubern. Da war allerdings nicht mehr die Toi verstopft, sondern der darunter liegende Raum bis unter die Decke mit Sch... gefüllt.


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: NVA

#462 von Atze , 16.12.2011 11:32

Außerdem stimmt das mit der sofortigen Leistung durch zivilen Firmen im Interesse der Landesverteidigung nicht.

Auch in der Deutschen Demokratischen Republik, gab es einen Haushaltsplan (wer weiß das nicht?) und da wurde auch für die Landesverteidigung bilanziert. Und wenn für eine bestimmte Einrichtung etwas nicht vorgesehen war, dann war auch kein Geld dafür da und es wurde nicht erledigt oder vor sich hergeschoben. Es gab eine Ausnahme, dass war die Gefechtsbereitschaft. Da wurden keine Abstriche zugelassen. Deshalb ist es in meinen Augen auch unwahr,
was hier so viel publiziert wird, dass Gefechtstechnik nicht einsatzbereit war. Sicher, es kam leider vor, das Gefechtstechnik (keine Lehrgefechtstechnik) sich "kaputt gestanden" hat. Aber wenn sowas bekannt geworden ist, dann wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, diesen Mangel zu beseitigen. Un dinnerhalb eines Monats wurden solche Mängel bekannt, weil die Gefechtstechnik einmal im Monat angelassen wurde.

Da ich nicht in der Lage bin, "persönlich erlebtes" zu widerlegen, lass ich es auch. Ich kenne jedoch die Befehle und Vorschriften und da brannte 24 Stunden lang das Licht, wenn es um die Gefechjtsbereitschaft ging.

Gru0


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#463 von reporter , 16.12.2011 12:32

Zitat von Buhli

Zitat Reporter:"Daran kannst du erkennen, daß vorher die Kinder mit den bewährten Mitteln Unserer Republik dort durchaus 'reingeschoben wurden," Da wirst Du sicher auch ne Erklärung dafür haben, warum die mich, weder zu den Jungpionieren, noch in die FDJ reingeschoben haben.



Buhli, ich weiß doch, du bist ein ganz besonderer Fall.

Nicht so gut ging es beispielsweise besagtem Eppelmann. Nach Wikepedia hat man ihm im SED-Staat wegen der Weigerung, "freiwillig" in die FDJ einzutreten, den Erwerb des Abiturs verweigert.

Zitat
Wegen Nicht-Mitgliedschaft in der FDJ war es ihm in der DDR nicht möglich, Abitur zu machen. Deshalb konnte er seinen damaligen Berufswunsch, Architekt zu werden, nicht verwirklichen.

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#464 von reporter , 16.12.2011 13:08

Zitat von Atze
Da ich nicht in der Lage bin, "persönlich erlebtes" zu widerlegen, lass ich es auch. Ich kenne jedoch die Befehle und Vorschriften und da brannte 24 Stunden lang das Licht, wenn es um die Gefechjtsbereitschaft ging.

Gru0



Und da bist du auch noch stolz, dieses hirnrissige Gewirtschafte jahrelang nicht nur mitgemacht sondern inszeniert zu haben. Nach dem in Berlin die Mauer gefallen war, haben viele Sprutzen diese Idiotie einfach nicht mehr mitgemacht. Sie haben erkannt, daß es den Gegner, der nur lauerte, den SED-Staat zu überfallen, garnicht gab, der eine "ständige Gefechtsbereitschaft" erforderlich machte.

Selbst härteste Verdummungs- und Zensor- und Abschottungsmaßnahmen, kein Westkontakt zu haben, keine freie Presse lesen zu können, konnten nicht verhindern, daß durchgesickert ist, daß die Bundeswehr keineswegs der bösartige Feind ist, sondern eine Armee ist, die ihre Soldaten am Wochenende nach Hause schickt.

Die Sprutzen haben erkannt, daß sie jahrelang von einer völlig überbesetzten SED-Offizierskaste aufgehetzt wurden und sie nur Opfer einer überspannten Inszenierung sind. Denn genau so wie es keine 'Spione' gab es auch keine aktuelle militärische Situation, die es erfordert hätte, eine 'ständige Gefechtsbereitschaft' aufrecht zu erhalten.


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RE: NVA

#465 von Buhli , 17.12.2011 00:58

Reporter hat allerdings auch noch nichts dazu geäußert, wo er seine militärischen "Erfahrungen" her hat. Da hat Atze uns nun mal einiges vorraus. Die 18 Monate die wir dienten, sind da nicht vergleichbar. Es gibt ja auch Typen die jetzt gerade mal 30 sind und uns die DDR erklären wollen.



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