Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: NVA - 35
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Gesundes und erfolgreiches neues Jahr wünsche ich allen Lesern.
Trennung
Generalleutnant Gemert, war zu jener Zeit Chef der Militärakademie der NVA, die ja bekanntlich in Dresden war. Ich hatte selber die Ehre, dort mein Studium 1988 zu beenden. Wenn man so will, ein Jahr vor Toresschluss.
Generalleutnant Gemert hat diesen "Trick" nicht selber erfunden. Er befolgte Befehle. Das diese Befehle nicht mit der Verfassung der DDR konform gingen bestreite ich in keinster Weise. Zum Glück kam es zu keinem Einsatz von Soldaten der DDR gegen die eigene Bevölkerung, denn dass hätte nicht nur die Soldaten sondern auch die befehlenden Offiziere in eine Zwangslage gebracht. Es gibt genug Publikationen, dass die befehlenden Offiziere diese Maßnahmen sehr widersprüchlich sahen aber ich denke, in letzter Konsequenz, hätte die Masse der Offiziere, die Befehle ausgeführt. Für die Soldaten normaler Linieneinheiten würde ich da meine Hand nicht ins Feuer legen. Deshalb wurden sicherlich dazu auch nur ausgewählte Truppenteile heran gezogen und selbst dort gab es große Ablehnungen, gegen das Volk zu handeln.
Sir W. Churchill
"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."
Jeder, der noch alle Tassen im Schrank hatte, wusste in jenen Tagen, dass es mit der Ostrepublik zumindest in der klassischen Form der SED-Diktatur zu Ende ging. Und mithin jeder NVA Befehler damit rechnen mußte, daß er ggf. vor ein Gericht gestellt wird, welches nicht mehr der Regie von Honecker und Mielke folgen würde, sondern die Verfassung beachtet.
Zwar hätten sie schon Glück gehabt, die Todesstrafe im SED-Staat ist zwei Jahre vorher abgeschafft worden, aber bis zum Lebensende hätten sie mit Knast rechnen müssen.
Deswegen bat Genosse NVA Streletz um "Weisung" bei dem Genossen NVA Kessler
Zitat Generaloberst Streletz: Aktennotiz für den Minister v. 11.11.1989:
In dieser Aktennotiz heißt es unter Punkt 6
In der Nationalen Volksarmee und den Grenztruppen der DDR befinden sich gegenwärtig 178 Hundertschaften in 2 bis 3 - Stundenbereitschaft, davon
- in den Landstreitkräften 138 - in der LSK/LV 13 - in der Volksmarine 7 - in den Grenztruppen der DDR 12 - in den dem MfNV unmittelbar unterstellten Truppen 8
Ich bitte um Kenntnisnahme bzw. Ihre Weisung
Streletz Generaloberst
Zunächst ist berichtet, "Mit der Auslösung der erhöhten Gefechtsbereitschaft wurde die Weisung zur Ausgabe von 30 Schuß Munition für MPi und 12 Schuß für Pistole gegeben".
Doch dann bekam der Genosse Minister kalte Füße, man stellte um von Kalaschnikow- auf Prügelbewaffnung
"...durch den Minister für Nationale Verteidigung der Verbleib von Waffen und Munition in den Objekten befohlen und gleichzeitig mit der Zuführung von Schlagstöcken zu den Einheiten begonnen"
"Eine dieser Hundertschaften wurde gemeinsam mit der Volkspolizei zum Freimachen zweier VP-Fahrzeuge als Räumkette eingesetzt". Wer da wen "freimachte" und wie das technisch geschah und ob die Schlagstöcke dann vorher beim diensthabenden Boiler abgegeben wurden, ist dem offiziellen Abschlußbericht des NVA-Genossen Mader nicht zu entnehmen.
Da es offensichtlich auch etliche Zeugen und Aufnahmen von NVA-Greifertrupps gab, musste man diesen Aspekt wenistens minimalistisch in dem Abschlußbericht auch unterbringen, wo gedämpft eingeräumt wird
"Aus dieser Hundertschaft wurden später zwanzig Angehörige des Fernaufklärungszuges herausgelöst, um unter Leitung ihres Zugführers auf Weisung eines VP-Offiziers 4-5 Personen, die von der Polizei bezeichnet wurden, aus der Menge zu greifen und hinter die Sperrkette der VP zu bringen."
Oberst Mader, der diesen Bericht schrieb, war Stellvertredender Chef (zum Schluss hin, glaube ich sogar, der Chef) der Rechtsabteilung im Ministerium f. Nationale Verteidigung. Insofern hatte der Mann schon großes Wissen und Einsichten. Nun geht zwar nicht expliziet aus der Textstelle hervor, dass die Jungs des Fernaufklärungszuges gegen Bürger eingesetzt wurden aber auf jeden Fall waren sie bereit dazu. Und das räumte ich ja bereits mehrfach ein.
Ich denke, ich hätte erfahren, wenn Soldaten den Schlagstock eingesetzt hätten. Hatte ich aber nicht und es gibt auch keine Fotobeweise oder anderes zu solchen Handlungen. Du merkst also Mäuselchen, wieder nur Gerede.
Aber auch hier komme ich dir ein bißchen entgegen. Durch Angehörige der Spezialaufklärungskompanie des FuFuTAB-5, wäre es beinahe zum Einsatz gegen das Volk gekommen, als ein paar angetrunkene Randalierer, deren Objekt besetzen wollten. Es waren schon komische Zeiten. Aber auch da ging alles unblutig ab.
Sir W. Churchill
"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."
Dort ein Eintrag von Volker Zottmann der zur NVA Zeit sagt:
[quote]Hallo, schön wäre, es brauchte diese Seiten nicht. Gut aber, dass es sie gibt.
So kann brutal erlebte Vergangenheit nie vergessen werden. Ich war Baupionier in Torgau/Neiden in den Jahren 1970/71, also im Zenit der DDR... Wir bauten Kasernen und wurden dabei bitter behandelt. Wir waren die Arbeitssklaven der NVA. Und schufen letztendlich Ruinen Auch ich habe meine Erinnerungen niedergeschrieben, für meine Kinder und Enkelinnen. Diese Verbrechen, die Quälereien und Erniedrigungen, ja die Freiheitsberaubung junger Männer darf nicht vergessen werden. Ein Jeder kann meine erlebte NVA-Zeit unter
#515 von
Volker Zottmann
(
gelöscht
)
, 09.01.2012 11:29
@Atze, Der obige Beitrag wurde von Reporter eingestellt. Ohne mein Wissen. Das ist aber völlig in Ordnung, weil ich grundsätzlich nur sage, was ich vertreten kann.
Wer meine gesamte Niederschrift chronologisch liest, bemerkt sicher, dass man sich das Erlebte niemals aus den Fingern saugen kann. Es soll Dich, Atze ehren, wenn Du ein Vorgesetzter der anständigen Kategorie warst. Ich beschreibe ja nicht nur negative Details, sondern auch die anderen, gar lustige Episoden. Dennoch habe ich aus meiner Abgrundtiefen Ablehnung gegenüber jeden Militärs nie ein Hehl gemacht.
Einige Passagen nach der Seite 24 dieses Forums äußerst Du Dich recht abfällig gegenüber Schreibern wie Tannhoff und Zottmann. Du solltest aber akzeptieren, dass in Deiner NVA auch skupellose Genossen Dienst taten:
Können Leute wie ein Stabschef Major R., ein Bataillonskommandeur Oberstleutnant M., oder ein Bataillonspolitnik Oberstleutnant M. noch in einen Spiegel sehen, ohne sich in Grund und Boden zu schämen?
Die saßen täglich, besonders im kalten Winter, hinter den Gardinen ihrer beheizten Messe und ließen sich von ihrer Ordonanz bedienen. Sahen aber gleichzeitig das Heer der frierenden Soldaten, die bei Wind und Wetter an derem Fenster im Gänsemarsch vorbeirückten, um 2 Fenster weiter ihr Essen nach draußen auf den Teller gekleckst zu bekommen. Dann aßen wir unsere "warme Mahlzeit" bei teils minus 15°C im ungeheizten zerissenen Essenszelt. Oftmals wurde die Einnahme vom gehirnlosen Spieß V. nach 2, 3 Minuten für beendet erklärt. Die Letzten waren dann gezwungen, ihr Essen in die Tonne zu kippen. Diese Stabsoffiziere, in meinen Augen Sadisten, ließen solche Leute, wie V., wissend frei agieren! Und aus diesem gefühlten Strafgefangenenlager ging es dann frühestens nach 12 Wochen auf Kurzurlaub. Leute wie R., weideten sich dann daran, beim Bataillonsappell gleich etwa für 20% Aller Urlaubssperren und Ausgangssperren zu verhängen. Ich höre heute noch seinen fiesen gebrüllten Satz: "Gnadenlose Härte wird sie treffen"
Oft wegen geringster Nichtigkeiten.
Und das Unerträglichste für mich ist, dass diese Steigbügelhalter des DDR-Regimes heute fette Renten kassieren und oftmals noch von ihrem gelobten Sozialismus faseln.
Danke Volker für Deinen Beitrag - endlich ein Zeitzeugenbericht und keine Links.
Kannst Du mir bitte noch zwei Fragen beantworten: War "Baupionier" ein üblicher Dienst? Soweit ich mich erinnere hieß es bei uns damals: wer den Wehrdienst verweigert, kommt zu den Baupionieren (wohl auch mit der von Dir beschriebenen Behandlung, bis auf den KA, den gabe es bei uns max. alle 6 Wochen). Bin aber nicht ganz sicher, ob meine Erinnerung hier richtig funktioniert und falls ja, das ganze eher nur ein Gerücht war. Zur zweiten Frage: unser reporter benutzt häufig das Wort "Sprutz" als genereller Ersatz für Angehörige niederen Dienstgrads bei der NVA, bei uns war das der ausschließliche Ausdruck für die Neuen im 1. Halbjahr, so wie "Glatte" oder dergleichen, zweites Halbjahr dann "Zwischenpisser" und im letzten "EKs"=Entlassungskandidaten. Danke für eine Erleuchtung.
#517 von
Volker Zottmann
(
gelöscht
)
, 09.01.2012 12:34
Hallo Paule, Du hast fast recht. Ich war erst Soldat, dann Gefreiter. Baupionier war die Dienststellung. Also arbeitende Soldaten. Und hier liegt der große Irrtum vor: Die Baupioniere waren normale Wehrdienstleistende! Was Du meinst, die Waffenverweigerer, sind BAUSOLDATEN, die wurden in meiner Zeit (1970/71) noch mit goldenem Spaten auf den Schulterstücken beglückt. Später nur noch graue Spaten. Ich habe mich ausführlich recherchierend mit diesen Verweigerern auseinandergesetzt. Dabei festgestellt, dass deren Dienst unserem ähnlich war. Nur hatten die damals eine Woche Arbeit, eine Woche Innendienst. (Hörensagen). Die hatten aber eine Lobby als Beistand, die Kirche. Wir aber waren absolut rechtlos. Sprutz ist der das 1. Halbjahr Ableistende bei den Verweigerern gewesen. Bei meiner Truppe war das der Spritzer! Dann Vize und danach EK.
Geniale Idee Volker Zottmann es niederzuschreiben für deine Kinder ect.pp Habe echt lachen müssen über ein paar Fotos und paar Zeilen beim überfliegen der Hompage
ich weiß jetzt nicht welches Buch Du über die NVA geschrieben hast. Es gibt da ja einige Machwerke, die ich nicht aus meinem eigenen Erleben bestätigen kann. Leider gibt es kaum Bücher, die (für meine Begriffe) ehrlich geschrieben sind. Das es in der NVA Negatives und Mängel gab bestreitet keiner aber alles in Bausch und Bogen für schlecht, die Vorgesetzten für dumme Trottel und sich selber als den Gralsbringer und Heiligen darzustellen, kotzt mich an, weil nicht wahr. Nicht von mir stammt die Einschätzung, dass die NVA bis 1988/89 eine gefechtsbereite, kampfstarke Armee mit hervorragend ausgebildeten Soldaten und Führerbestand war. So schätze uns der damalige Gegner ein. Ganz sicher ist aber auch, dass gerade die jungen Leutnants (22-23 Jahre alt) nicht immer die weisesten Entscheidungen trafen, wenn es um die menschliche Führung ging. Militärisch waren sie allemal gut ausgebildet und beherrschten ihr Fach. Und gerade bei den Ingenieurbaubataillonen waren die Zugführer und Kompaniechefs, absolute Profis, was ihr Handwerk betraf.
Mir ist es nicht ein einziges mal untergekommen, dass Soldaten der NVA ihr Essen draußen zu sich nehmen mußten, während Offiziere in beheizten Räumen gesessen haben. Richtig, in Feldlagern gab es Speisezelte, die nicht für die Mannschaften waren, sondern nur für Berufssoldaten. Das aber sehe ich nicht als verbrecherisch an. Für die einen war es eine Lebensaufgabe, für andere war es mehr oder weniger, ein "Muss", immer eingedenk der Tatsache, dass die Berufssoldaten in jener Zeit, als sie eben noch keinen höheren Dienstgrad hatten, ebenfalls aus dem Alunapf ohne Zelt über dem Kopf, essen mußten.
Lauft Vorschrift, standen dem Soldaten 20 Minuten Essenszeit bei Abendbrot und Frühstück zu und 25 Minuten zum Mittag, wenn es normaler Dienstbetrieb war, also nicht bei Übungen oder erhöhter Stufe der Gefechtsbereitsschaft. Wenn der Hauptfeldwebel der Kompanie Euch diese Zeit gekürzt hat, hätte eine Beschwerde gereicht und man hätte diesem Mann das "Schwänzchen geringelt".
In welchem IBB warst Du? 40 oder 41 ?
Deine Ausführungen zu den Bausoldaten und den Baupionieren sind richtig, bis auf eines, was Du aber sicher verwechselt hast. Ein Politstellvertreter eines Bataillons war nie Oberstleutnant. In dieser Dienststellung konnte er höchstens Major werden.
Und richtig, ich war die meiste Zeit meines Truppendienstes bei den Fallschirmjägern aber auch gut ein Jahr als Stabschef des I. MSB des MSR-28 tätig. Bei den Fallschirmjäger (in Prora und Lehnin) ging es ganz sicher nicht zu wie in einem Mädchenpensionat sondern eher härter, als in anderen Einheiten und Truppenteilen der NVA. Der große Unterschied jedoch war der, dass man bis einschließlich Kompaniechef, genauso im Dreck lag wie die Jäger, genauso im Schnee geschlafen hat, dass gleiche Essen, neben den Jägern genossen hat und bei jeder Ausbildung, bei jeder Übung vorne weg gekeult ist und die Jäger einem folgten. Ganz sicher auch deshalb war das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Unterstellten ein bißchen ein anderes, als es bei Linieneinheiten üblich war. Und nicht nur deshalb gibt es heute den Fallschirmjäger Traditionsverband Ost e.V. und die IG Fallschirmjäger, wo alle, egal ob Oberst oder Stabsgefreiter, zusammen am Lagerfeuer sitzen oder springen, tauchen, schießen oder Berge bekraxeln usw.
Am Vorabend der Entlassung der Jäger, waren wir als junge Offiziere, auf deren Buden und haben uns persönlich für deren dreijähriges Engagement bedankt. Und am letzten Morgen sind wir gemeinsam mit den Jungs nochmals in der Ostsee baden gewesen, wie wir das jeden Morgen (ob Sommer oder Winter) getan haben und haben noch eine Flasche, in der Ostsee stehend, geleert. Ich kann mir vorstellen, dass es das in anderen Einheiten so nicht gab. Aber es waren auch besondere Sodlaten.
Sir W. Churchill
"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."
Angefügte Bilder:
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#520 von
Volker Zottmann
(
gelöscht
)
, 09.01.2012 18:55
Hallo Atze, Ich war im Baupionierregiment 2, Baupionierbataillon 4, Baupionierkompanie 2 in Neiden bei Torgau. Dort auf der Baustelle habe ich mit 450 weiteren Soldaten auf einer Baustelle gearbeitet. Ich habe "nur" meine 2 Homepages geschrieben. Einmal 2 Stunden und einmal etwa 7 Stunden Lesestoff. Nur Selbsterlebtes! Dieses Baupionierbataillon wurde um 1976 umstrukturiert in 2 Teile. Das verbliebene Regiment hieß fortan IBR 12. Stationiert in den dann fertiggestellten Kasernen in Neiden. Atze ich irre auch mal, sicher. Aber unsere 3 Obersten waren ein Stabschef Major Reß, ein Bataillonskommandeur Oberstleutnant Mertinkat und der Politoffizier des Bataillons Oberstleutnant Mikut. Wohlgemerkt Stand 1971. Für die Soldaten des Winters 1969/70 wurden neben 3 beheizten Baracken 2 Essenszelte mit einer Beton-Fußbodenplatte und Heizkörpern gebaut und benutzt. Im Frühjahr 1970, bevor mein Durchgang auf diese Baustelle eingezogen wurde, wurden die Heizkörper demontiert und sollen (Hörensagen) privat bei einem dieser 3 Herren verbaut worden sein. Im kommenden Winter sahen uns nur noch die aus dem Boden ragenden Rohrfragmente an. Wir froren. Den ganzen Winter! Die 3 aber saßen jeden Tag mollig warm und amüsierten sich sicherlich, oder bejammerten gar, dass es keine Heizung für uns gibt... Ich habe dort nur einen einzigen Oberleutnant mit Anstand erlebt, der uns während seine OVD-Dienste bei Kälte in unsere Baracken zum Essen verwies. Das waren etwa 5 Tage. Die Zelte waren alt, zerrissen, verschlissen.
Das schilderte ich auch schon mal im NVA-Forum. Auch dort gibt es vernünftige ehemalige Offiziere, die das Geschilderte nie in Abrede stellten. Aber es tummeln sich dort auch bornierte Geister, die alles leugnen. Niemals werdet Ihr aber einen mit mir parallel Gedienten treffen, der meine Ausführungen anzweifelt.
Die 3 Stabsoffiziere sind für ihre stete Unmenschlichkeit nie belangt worden. Aber lies vielleicht mal all mein Geschreibsel, das gibt Dir dann erst ein Gesamtbild.
Mein Anliegen ist es, dass möglichst viele Menschen, von diesen "kleinen" Verbrechen erfahren, damit alle begreifen, wie die DDR auch war und wie sie mit großen Teilen ihrer Jugendlichen rücksichtslos umging.
Ich kann mich auch an eine kleine Episode mit Bausoldaten erinnern. Ich war damals noch Schüler in der Grundstufe 1. bis 4. Klasse. Unsere Schule, war steinalt und die Mauer um die Schule war nah am Umfallen. Diese Mauer wurde durch Bausoldaten der NVA wieder hergerichtet. Uns wurde von der Lehrerschaft "aufgetragen" mit diesen Bausoldaten nicht zu sprechen und sie auch nicht anzusehen, weil die "böse" sind. Folglich sind wir als Kinder dann nach verlassen der Schule an diesen Bausoldaten vorbeigerannt. Verstanden habe ich das damals nicht, weil ja NVA Soldaten eigentlich immer "gut" waren, so wurde das schon im Kindergarten beigebracht. Außerdem fand ich die kleinen Spaten auf den Schulterstücken schön und hätte gern welche gehabt.
.....stimmt Weili daran kann ich mich auch noch erinnern in der Schulzeit Persönlich kenne ich ein einzigen der dabei war aber relativ schnell wie ich ging Westen ging
Soweit ich Volker Zottmann's Internet-Darstellung verstehe, war er ein normaler NVA Wehrpflichtiger und kein Bausoldat. Offensichtlich war es im SED-Staat üblich, Bauhandwerker formal als NVA-Wehrpflichtige einzuziehen, um dann ihre Handwerks-Arbeitskraft in entsprechend zusammengefaßten militärischen Bauhandwerker-Einheiten als rechtlose NVA-Heloten mit Hilfe des dann geltenden Militärrechts auszuplündern, um etwa bauliche NVA Anlagen zu errichten.
Eine Kriegsdienstverweigerung war im SED-Staat nicht möglich, erst im März 1990 zum Zeitpunkt der freien Wahlen trat die "Verordnung über den Zivildienst in der DDR" in Kraft. Da nach dem Mauerbau sich immer mehr Leute weigerten, in der NVA zu dienen und ggf. an der Zonengrenze die eigenen Leute umzulegen, mußte der SED-Staat dem Rechnung tragen und er setzte 1964 eine "Bausoldaten" Regelung in Kraft.
Die Bausoldaten waren im Gegensatz zu den Zivis in der Bundesrepublik weiterhin militärischer Bestandteil der NVA und sie unterlagen dem Militärrecht. Lehnten Bausoldaten Arbeiten an militärischen Anlagen ab, so konnte das genauso unmittelbare und negative Folgen haben, wie z.B. Einweisung in den Militärknast Schwedt, wie bei dem normalen NVA Wehrpflichtigen.
Die Schilderungen von Volker Zottmann zu den unmenschlichen Zuständen in den NVA Kasernen decken sich mit den Schilderungen von Bundeswehrsoldaten, die nach der Vereinigung die NVA Kasernen in Augenschein nahmen. Ich hatte hierzu einen Link angegeben.
Du setzt hier die Schilderungen der Zeiten von 1969 bis Anfang der 70´er Jahre pauschal erst mal wieder mit den Jahren bis hin zur Wende gleich. Welcher User hier kann denn wirklich aus eigener Erfahrung über den Zustand der Unterkünfte, Einrichtungen und Ausstattung aus späteren Jahren (nach 1970- Wende) etwas berichten? Wie war der Umgang bzw. die Behandlung der Wehrpflichtigen in anderen Truppenteilen?
Ich habe (wie schon mal geschrieben) kurz nach der Einheit mit der Umstellung von NVA auf BW in Hagenow/MV meinen Wehrdienst abgeleistet und habe da keine miserablen und unmenschlichen Zustände vorgefunden (es war auch noch nichts durch die Bundeswehr modernisiert worden)! Unter Bundeswehrregie mußten wir dann allerdings die meiste Ausstattung unseres Wartungs- und Bergetrupps in riesigen Schrottcontainern entsorgen, nur weil die TGL-Norm dort drauf stand und nicht die DIN (selbst nagelneues Werkzeug) Was da an Geld vernichtet wurde (und vermutlich sich einige "Schrotthändler" aus dem Lübecker und Hamburger Raum eine goldene Nase dran verdient haben). In Nienburg/Weser waren die Unterkünfte auf jeden Fall in einem schlechteren Zustand als in Hagenow, während in Schwanewede bei Bremen (Grundausbildung) alles erst Ende der 80´er Jahre modernisiert wurde. In Schwanewede steht sogar bis heutzutage noch stolz der größte Schrottpanzer den die Welt gesehen hat auf einem Sockel rum (HS 30).
Björn die Bausoldaten wurden auf jeden Fall schlechter behandelt als der normale NVA Wehrpflichtige. In der DDR galt doch allgemein, wer nicht für uns ist, ist gegen uns und so wurde der Bausoldat der NVA auch behandelt, als Gegner und Feind der sozialistischen Ordnung in der DDR. Das Menschen aus persönlichen Gründen keine Waffe anfassen wollten, galt für die DDR Politelite als Verrat.
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