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RE: deutsche Geschichte...

#316 von ossi1 ( gelöscht ) , 03.10.2014 10:37

Zitat von Gogelmosch im Beitrag #315
Die haben doch nicht mal genug eisatzbereite Waffen für die reguläre Armee, geschweige
denn für Partisaneneinheiten. Also weeste.


An der Aussage dürfte so gut wie nichts stimmen.

Sicherlich hatte die Kampfgruppen der Arbeiterklasse nicht die modernste Technik, aber bis zum Stehkragen mit Waffen aufgefüllt war diese paramilitärische Einheit genauso wie die anderen Militärorganisationen des SED -Staats, ob nun bei der Stasi, der NVA, dem Ministerium des Inneren, der Gesellschaft für Sport und Technik oder den Grenzwächtern.

Und was die Einsatzbereitschaft der Waffen angeht, im gesamten Militär-Bereich des SED-Staats galt die Devise "Technikausstattung und Technikpflege hat absoluten Vorrang vor Bedürfnissen des Waffenpersonals". Die Fahrzeuge standen häufig in geheizten Hallen, aber der NVA-Wehrpflicht-Helot mußte frieren. Einzelheiten bei dem Baupionier Zottmann nachzulesen.

Oder auch hier

http://books.google.de/books?id=JdX8aN_a...rchbach&f=false

Im hochgerüsteten SED-Staat waren prozentual in den waffentragenden Einheiten mehr Leute im Einsatz, als in jedem anderen Land des Ostblocks.

Die paramilitärische 'Kampfgruppe der Arbeiterklasse' war auch keine 'Partisaneneinheit', mal abgesehen, daß dieser Ausdruck außerordentlich verlogen ist, denn diese Sorte von 'Partisanen' sollten lediglich helfen, die SED-Diktatur über Wasser zu halten, in dem die eigenen Bevölkerung mit Waffengewalt der 'Kampfgruppe' niedergehalten werden sollte, ehe offiziell das NVA-Militär eingesetzt werden mußte. Und so kam der Aufbau dieser Militärorganisation, die ggf. dann der NVA unterstellt werden sollte, erst richtig in Fahrt nach dem Volksaufstand 1953, wo noch die Russen den Aufstand niederschlagen mußten, was den Hilfsrussen sehr peinlich war.

Ihren Großeinsatz hatten die Kampfgruppe beim Mauerbau, und zur Wende sollten während einer Montagsdemonstration in Leipzig auch Kampfgruppen gegen das eigene Volk eingesetzt werden. In einem Leserbrief in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) am 6. Oktober 1989 (“Werktätige des Bezirkes fordern: Staatsfeindlichkeit nicht länger dulden“) verlangte der Kampfgruppen-Kommandeur Günter Lutz im Namen der Hundertschaft „Hans Geiffert“, notfalls auch mit Waffengewalt gegen Demonstranten vorzugehen.

Immerhin waren die Betriebskämpfer dann von jeder Wehrübung befreit, und 100 Ostmark gab es zusätzlich zur Ostrente, was gelegentlich fast ein Drittel der damaligen Ostrente ausmachte.


ossi1
zuletzt bearbeitet 03.10.2014 11:06 | Top

RE: deutsche Geschichte...

#317 von ossi1 ( gelöscht ) , 03.10.2014 14:00

3. Oktober 1990 Genosse Gysi schluchzt in der Volkskammer

http://www.youtube.com/watch?v=uysfG7jTHI4 ab 5:00


Denn Genosse Gysi wußte, jetzt waren alle Bemühungen umsonst. Da half nun nicht mehr seine Wiederentdeckung als Jude, der brüderlich von Jude zu Jude hochrangige Juden aus den USA und aus Israel vor dem rechten Putsch als Folge der 'Übernahme durch die BRD' warnte.

Und die Russen blieben diesmal in den Kasernen, obwohl pünktlich aufgetauchte faschistische Schmierereien am sowjetischen Kriegerdenkmal in Berlin-Treptow Genosse Gysi und Tausende von aufrechten Genossen aus der Normannenstraße und der Umgebung bei Kälte bewegten, am Sowjet-Ehrenmal in einer machtvollen Demonstration vor der drohenden rechten Gefahr zu warnen.

http://jungefreiheit.de/service/archiv/?...v01/301yy41.htm


ossi1
zuletzt bearbeitet 03.10.2014 14:20 | Top

RE: deutsche Geschichte...

#318 von Gogelmosch , 05.10.2014 15:14

Zitat von Gogelmosch im Beitrag #315
Die haben doch nicht mal genug eisatzbereite Waffen für die reguläre Armee, geschweige denn für Partisaneneinheiten. Also weeste.

Als erstes bezog sich mein Kommentar auf Hansrudis Beitrag bei dem es um Kampfgruppen
in der heutigen Zeit ging. Und Zweitens galten diese "Truppen" lt. Genfer Konvention international als Partisanen und waren vogelfrei.
Na ja, zu solche Aktionen wie beim Bau der Mauer oder Aktionen gegen das eigene Volk
oder als Verräter an der Grenze waren die brauchbar oder auch als Heckenschützen mit
total vergammelten Waffen konnte man den Volkssturm einsetzen.
Zitat: "Die Mitglieder dieser militärischen Einheit sind „Angehörige der Kampfgruppen
der Arbeiterklasse“. Die Kämpfer sind meist männliche Mitglieder und wenige Frauen aus
den volkseigenen Betrieben (VEB), staatlichen Einrichtungen, Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) sowie Hoch- und Fachschulen, die in ihrer Freizeit
mehrmals im Jahr (meist an Freitagen/Wochenenden) zu militärischen Übungen und Schulungen
in Uniform ausrücken. Ca. 60% der Kämpfer sind Mitglied der SED. Angehörige der Kampfgruppen werden zur Unterstützung der Deutschen Volkspolizei (DVP) mobilisiert, wenn Angehörige der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland mit Munition (meist
mit MPi oder MG mit Patronen sowie Handgranaten) fahnenflüchtig werden. In ihrem Gelöbnis werden die Kämpfer eingeschworen: „Ich bin bereit, als Kämpfer der Arbeiterklasse die Weisungen der Partei zu erfüllen, die Deutsche Demokratische Republik, ihre sozialistischen Errungenschaften jederzeit mit der Waffe in der Hand zu schützen und mein Leben für sie einzusetzen. Das gelobe ich.“ Kommandeursfunktionen sind nur SED-Mitgliedern vorbehalten. Die Mitgliedschaft in den Kampfgruppen ist eine Form des freiwilligen militärischen Dienstes zum Schutze des Vaterlandes, neben der Ausübung eines zivilen Berufes und außerhalb der Nationale Volksarmee (NVA) und der Grenztruppen der DDR".
Zitat: Autorenkollektiv: „Handbuch Militärisches Grundwissen“, Kampfgruppen-Ausgabe, Militärverlag der DDR, 1975


Wer sagt: „Hier herrscht Freiheit“, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht!

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RE: deutsche Geschichte...

#319 von joesachse , 05.10.2014 16:44

Zitat von Gogelmosch im Beitrag #318
Und Zweitens galten diese "Truppen" lt. Genfer Konvention international als Partisanen und waren vogelfrei.

Das ist nicht richtig, die Kampfgruppen der DDR hatten wegen ihrer Struktur und ihrer Uniform eindeutig Kombattantenstatus.


Jede Geschichte hat vier Seiten. Deine Seite, Ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich passiert ist.(Bruce Sterling)

 
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RE: deutsche Geschichte...

#320 von BesserWessi0815 , 05.10.2014 19:50

1964 - heute vor 50 Jahren

– DDR-Grenzer Egon Schultz kommt ums Leben, als insgesamt 57 Menschen durch einen Fluchttunnel von Ost- nach West-Berlin fliehen.
Der tatsächliche Todesschütze wurde erst nach Sichtung des Stasi-Materials nach 1989 bekannt, obwohl den Behörden die Wahrheit bereits zu DDR-Zeiten bekannt war. Es wurde vertuscht, gelogen und betrogen. Soviel zu Gysis "DDR-UN--Rechtsstaat". Als Jurist und Politiker kennt er sich sicherlich besser aus in diesen Dingen, als der einfache Normalbürger, dem man die Ideologie nur rhetorisch gut verkaufen muss. Das kann Gysi in Perfektion und in jedem System


..."Der tut nix!"......"Der will nur spielen"... - Peng! -

 
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RE: deutsche Geschichte...

#321 von ossi1 ( gelöscht ) , 05.10.2014 21:38

Zitat von BesserWessi0815 im Beitrag #320

Der tatsächliche Todesschütze wurde erst nach Sichtung des Stasi-Materials nach 1989 bekannt, obwohl den Behörden die Wahrheit bereits zu DDR-Zeiten bekannt war.


Es ist doch inzwischen hinreichend bekannt, das SED-Gesindel log und verschleierte nach Belieben. Da wurden Schulen und Militäreinrichtungen nach dem erschossenen Wächter benannt, wo doch den oberen SED-Figuren bekannt war, daß Schulz von einer Kalaschnikow eines Wächter-'Kollegen'- erschossen wurde.

In Anbetracht der Gysi-Aufregung über den 'Unrechtsstaat' und den Relativierungsbemühungen der Bundestags-Abgeordneten Enkelmann von den SED-Erben erinnerte ein Kommentator einer angesehenen Tageszeitung an den Umstand, daß Frühgeborene, die weniger als 1000 Gramm wogen, in der größten Frauenklinik der DDR über Jahre hinweg ertränkt wurden.

http://www.tagesspiegel.de/politik/marte...g/10793262.html


Und da kommt so eine Figur wie Gysi und jammert angesichts der Unrechtsstaat-Diskussion ohne Ende, dem noch Ende der 80iger nichts besseres einfiel, die Justiz des SED-Staats beim Bahro-Prozess in den Himmel zu loben, wo tatsächlich der frühere Magdeburger Kollegiumsvorsitzende Klaus Lilie, ein selbstkritischer Altsozialist und Anwalt von 89 Jahren ehrlich einräumt

Zitat
Schon die Vertretung eines normalen Straffälligen war kompliziert, in politischen Fällen geriet sie zur Farce. "Oft gab es erst wenige Tage vor dem Gerichtstermin die Möglichkeit, mit Beschuldigten zu sprechen", erinnert sich Lilie. "Meist bekamen wir nicht einmal die Anklageschriften in die Hand, höchstens während der Gerichtsverhandlung, aber in der Pause wurde sie uns weggenommen."



Link hatte ich angegeben.


ossi1
zuletzt bearbeitet 05.10.2014 22:05 | Top

RE: deutsche Geschichte...

#322 von Smithie23 , 06.10.2014 06:37

Die DDR - auch ohne sie bewusst erlebt zu haben - war ein Unrechtsstaat. Aber ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass das Leben in der DDR nicht für jeden ständig durch Zwang und Repressalien gekennzeichnet war. Und wenn sich Einige über angebliche Ewiggestrige und Ostalgiker aufregen, dann sollte man mal genauer hinschauen. Heimat ist nicht das System, sondern das Zwischenmenschliche, die Nachbarn, die Familie und Dinge im Kleinen Umkreis und da kann man es den gelernten DDR Bürgern nicht vorwerfen, wenn sie sich gerne an schöne Dinge erinnert oder sagen, dass dies und jenes gut und teilweise sogar besser funktioniert hat.

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RE: deutsche Geschichte...

#323 von Daneel , 06.10.2014 14:31

Ich finde die Diskussion um diesen Begriff unsinnig, da es einen Unrechtsstaat juristisch oder politisch nicht gibt? Ich zitier mich hierzu mal selber unter Auslassung der Antworten anderer:

Zitat
Nur weil die DDR kein Rechtsstaat nach der Definition des bürgerlichen Rechtsstaates ist, wird aus ihr nicht durch Umkehrschluß ein Unrechtsstaat, da es diesen Begriff juristisch und politisch und somit auch objektiv garnicht gibt. Diese Diskussion ist Schwachsinn, man hätte auch schreiben können Honni ist doof, die Aussagekraft wäre nicht höher oder geringer, es ist nur eine subjektive Meinung ohne wirkliche Aussagekraft.



Zitat
Unrechtakte hat es gegeben, mehr wahrscheinlich als in der BRD oder in den USA, aber auch dort gibt es die, die Begrifflichkeit Unrechtsstaat impliziert doch das Nichtvorhandensein eines Rechtsstaates, aber auch in der DDR gab es das BGB und ein StgB, dass diese dann auf geheiss der Partei mal ausser Kraft gesetzt wurden ist ein anderes Blatt, es gab Unrecht, welche durch staatlich Institutionen begangen wurde. Nur eine unsinnige Begrifflichkeit "Unrechtsstaat" zu verwenden gibt nicht die objektiven Verhältnisse in der DDR wieder. Es führt nur zu einer Simplifizierung, die hier völlig unangebracht ist. In Folge heisst es dann DDR = Unrechtsstaat und Drittes Reich = Unrechtsstaat also DDR un Drittes Reich sind Unrechtstaaten...Gleichsetzung beider Systeme



Hier verwies User auf weitere Staaten die nach meiner Aussage dann auch keine Unrechtsstaaten wären ( Kambodscha unter Roter Khmer, 3. reich, apartheidstaat südafrika und Sowjetunion unter stalin), da sie ja auch gesetzesbücher hatten....

Zitat
Nirgendwo schreibe ich, dass die DDR ein Rechtsstaat war. sie war es nicht im Sinne dessen, was wir allgemein als bürgerlichen Rechtsstaat verstehen. Zu diesem gehört entschieden die Gewaltenteilung und Schutz durch den Zugriff des Staates auf die Rechte des Einzelnen, also der rechtsschutz des Individuums. Und wenn man daraus diese Simplifizierung macht die User gleich als beweis meiner Feststellung liefert, dann muss man doch merken das ein einfacher Umkehrschluss der Differenzierung dieser Systeme nicht gerecht wird. Natürlich haben diese genannten Systeme Gesetze gehabt, die auch angewandt wurden, man darf niemals Recht mit Gerechtigkeit verwechseln, diese sichert nichtmal der idealste Rechtsstaat. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die verläßlichkeit der Gesetze und ihrer Durchsetzung durch die jeweilige Gerichtsbarkeit. Ich bevorzuge für die DDR eher den Begriff unfreier Rechtsstaat, der immer dann das recht beugte, wenn es seinen ideologischen Interessen widersprach. Unter Unrechtsstaat stelle ich mir vor, das gerichtet wird, ohne gesetzliche Grundlage und gesetzlich vorgegbenes Strafmaß, also das es keinen gesetzgebenden Vorlauf gab der Vergehen definiert und einen entsprechenden Strafmaß für diese Vergehen festlegt. Einen anderen Aspekt habe ich mal ausgeblendet, aber den erwarte ich in den nächsten Ausführungen, ist der Schuldspruch ohne hinreichender Überführung durch Beweise und Indizien, oder der Nichtberücksichtigung von Beweismitteln zur Stützung der Unschuld. Man muß also schon die kriterien festlegen, wann ist ein Staat ein Rechtsstaat oder wann ein Unrechtsstaat, und die Frage klären wieviel grau es zwischen diese beiden begriffe gibt. Nichts ist weiß nur weil nicht schwarz ist.


 
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RE: deutsche Geschichte...

#324 von ossi1 ( gelöscht ) , 06.10.2014 16:58

Jetzt mischt auch Genosse Krenz in der Diskussion um den Unrechtsstaat mit. Der Honecker-Erbe und rechtskräftig verurteilte Totschläger miemte die verfolgte Unschuld, er rief alle Gerichte vom Landgericht über den Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht und dann noch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg an. Vergeblich, überall hörte Krenz, dass es nach europäischem zivilisierten Recht nicht statthaft ist, unbewaffnete Zivilisten wie Hasen an der Zonengrenze abzuschiessen.

Den Ostdeutschen ware Krenz seine kaltblütige Verteidigung der Niederschlagung der Pekinger Studentenproteste noch in Erinnerung.

Der "Unrechtsstaat", so meint Krenz, sei ein "Schmähbegriff", erfunden, um die 'DDR' zu delegitimieren. Dabei besorgte Krenz und das SED-Regime Zeit seiner Existenz die Delegitimierung schon selbst, Krenz war als Leiter der 'Zentralen Wahlkommission' für die Ergebnisfälschungen bei der Kommunalwahl mit verantwortlich und schließlich wußte jedes Kind, daß es im SED-Staat sowieso nichts zu wählen gab. Aber dies reichte den Genossen noch nicht, es wurde gewetteifert, mindestens so 'gut' zu sein wie bei den vergangenen 'Wahlen'.

Zwar wurde Krenz, wie die gesamte Führungsmannschaft des SED-Staats aus der SED geworfen, denn diese Typen waren sowieso nicht mehr vorzeigbar, aber das war alles halbherzig und zonenmäßiges Gemauschel. Oder kann sich jemand erinnern, dass es bei den SED-Erben Diskussionen darüber gegeben hätte? Denn die Empörung und der Rauswurf waren nur Bestandteil von Gysis Theaterstück. Genosse Modrow brachte es trotz/wegen seiner Wahlfälschungen, er ist einer der wenigen, die rechtskräftig deswegen verurteilt wurden, bis zum 'Ehrenvorsitzeden' der SED-Erben.

Aber gut, einen Krenz kann eine Demokratie aushalten.

Aber nicht eine im Bundestag vertretene Partei, die offensicht Rücksicht nehmen muß auf Ostalgiker, die sie unter ihrer Anhängerschaft in Scharen vermutet.

Zitat
Nicht nur die Sektierer von der Antikapitalistischen Linken und der Kommunistischen Plattform. Auch Bodo Ramelow hält den Begriff „Unrechtsstaat“ für eine Worthülse. Gregor Gysi, Wolfgang Gehrcke, Dagmar Enkelmann, fast alle, die in der Partei etwas zu sagen haben, machen mit und zerreden den in Erfurt erzielten Kompromiss zum Kapitel DDR. Der im Übrigen gar nicht schlecht ist, denn er ist in vielen Punkten sehr konkret: Er sieht eine bessere Unterstützung von ehemaligen DDR-Heimkindern vor, eine wissenschaftliche Aufarbeitung der DDR-Diktatur. Und, hübsch formuliert, eine „bauliche Ertüchtigung der Thüringer Opferstätten“.



http://www.tagesspiegel.de/politik/debat...e/10795658.html

ossi1

RE: deutsche Geschichte...

#325 von joesachse , 06.10.2014 20:39

Zwei sehr interessante und differenzierte Betrachtungen zum Thema "Unrechtsstaat DDR":
Einmal die Bundeszentrale für Politische Bildung 2009:
www.bpb.de/system/files/pdf/X9WN7C.pdf (Achtung, PDF zum Download)

Und zum anderen ein Beitrag von Hoff im Freitag von letzter Woche:
https://www.freitag.de/autoren/benjamin-...sstaats-begriff

Nach dem Lesen ist dieser Beiträge halte ich die Verwendung des Begriffes "Unrechtsstaat" im Zusammenhang mit der DDR für problematisch, und zwar aus folgenden Gründen:
- Es gibt keine auch nur einigermaßen genaue Definition des Begriffes Unrechtsstaat
- Der Begriff Unrechtsstaat ist ein politischer Begriff ohne tiefgehenden juristischen Inhalt, und er wird deshalb auch politisch verwendet, insbesondere auch zur Diffamierung des politischen Gegners
- Der Begriff "Unrechtsstaat" ist nicht gleichbedeutend mit "kein Rechtsstaat", auch wenn dies immer wieder suggeriert wird.
- Der Begriff "Unrechtsstaat" suggeriert die Abwesenheit eindeutiger rechtlicher Regelungen nach unseren heutigen Maßstäben.

Es herrscht in der Gesellschaft, auch in Ost und West eine große Übereinstimmung darüber, dass die DDR kein Rechtsstaat war.

Die Unterschiede in der Auffassung zeigen sich aber in der Bewertung des Begriffes Unrechtsstaat für die DDR.

An dieser Problematik ändern auch weitere Beispiele nichts. Es gibt genau so gut eine Menge Beispiele, die der BRD und anderen Ländern, die zweifellos Rechtsstaaten sind, in Einzelfällen und teilweise auch systematisch die Verletzung der Rechtsstaatlichkeit zeigen.


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zuletzt bearbeitet 06.10.2014 | Top

RE: deutsche Geschichte...

#326 von Hansrudi , 06.10.2014 20:53

Also war die DDR ein Linksstaat ?

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RE: deutsche Geschichte...

#327 von joesachse , 06.10.2014 20:58

Wenn Du den Begriff "Linksstaat" definierst, dann kann man deine Frage auch beantworten.


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RE: deutsche Geschichte...

#328 von ossi1 ( gelöscht ) , 06.10.2014 21:47

Zitat von joesachse im Beitrag #325

Es herrscht in der Gesellschaft, auch in Ost und West eine große Übereinstimmung darüber, dass die DDR kein Rechtsstaat war.



Wortbildung ist eine produktive Kraft der deutschen Sprache, so ist das Präfix 'un' belegt mit einer verneinenden Aussage.

Das werden die SED-Erben nicht verändern können.

Deswegen schlag nach beim Duden:

Unrechtsstaat:

"Staat, in dem sich die Machthaber willkürlich über das Recht hinwegsetzen, in dem die Bürger staatlichen Übergriffen schutzlos preisgegeben sind".

Die Frage wäre allenfalls zu diskutieren, welchen Rang in der Skala der Unrechtsstaaten der SED-Staat hatte. Die Bronzemedaille wird man ihm sicherlich zubilligen können.

Der SED-Staat hat schließlich von sich selbst nie behauptet, ein Rechtsstaat zu sein. Es herrschte die "Sozialistische Gesetzlichkeit" und auch die "Diktatur des Proletariats" war eine gängige Selbstbezeichnung.

Durch das Fehlen von Verfassungsgerichts- und der Verwaltungs-Gerichtsbarkeit bestand keine Möglichkeit, Entscheidungen von Behörden des SED-Staats von einem Individuum überprüfen und ggf. korrigieren zu lassen, was ein zentrales Merkmal eines jeden Rechtsstaats ist.

Lediglich eine 'Eingabe' in Anlehnung an die Praktiken eines Feudal-Fürsten war möglich, diese natürlich auch ohne jede überprüfbare Rechtsverbindlichkeit.

Es ist für mich völlig absurd, angesichts der existenznotwendigen Bedingungen des SED-Regimes von Scheinwahlen, Spitzelheer, Mauer und Schießbefehl den SED-Staat durch Wortklaubereien auch nur in die Nähe eines Rechtsstaates zu rücken.


ossi1
zuletzt bearbeitet 06.10.2014 22:05 | Top

RE: deutsche Geschichte...

#329 von joesachse , 06.10.2014 22:55

Das Problem liegt meiner Meinung nach in den sehr verwaschenen Begriffen. Häufig wird neben den Machthabern und dem Territorium das Volk als eine Komponente des Staates angesehen. Damit impliziert der Begriff "Unrechtsstaat" für die DDR auch ein "Unrechtsvolk". Dies ist eine Beleidigung für dieses Volk, welches vor 25 Jahren auf die Straßen gegangen ist, um die Verhältnisse zu Ändern. (Dies ist übrigens nach meiner Meinung auch ein entscheidender Unterschied zum Unrechtsstaat im 3. Reich, der wesentlich mehr vom Volke mit getragen wurde). Und das ist auch der Grund, weshalb die Mehrheit der Ostdeutschen die DDR an sich sich als Unrechtsstaat bezeichnet will.
Wenn der SED-Staat als Unrechtsstaat bezeichnet wird, dass sind das klar die Machthaber in der DDR, wird dem niemand widersprechen.

Zitat
Die Frage wäre allenfalls zu diskutieren, welchen Rang in der Skala der Unrechtsstaaten der SED-Staat hatte. Die Bronzemedaille wird man ihm sicherlich zubilligen können.


Mit dieser sinnlosen Diskussion würdest Du Dich eher aufs Glatteis begeben, denn dann würden die Menschenrechtsverletzungen der "Rechtsstaaten" gegen die Menschenrechtsverletzungen des SED-Regimes aufgerechnet, und da gibt es sicherlich genügend Argumente, die die Diskussion noch mehr verwässern wurden. Damit würde das Unrecht in der DDR relativiert werden, dies halte ich für nicht hilfreich.


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RE: deutsche Geschichte...

#330 von Gogelmosch , 07.10.2014 09:59

Ich beglückwünsche alle ehemalige DDR-Bürger zum 65. Geburtstag der DDR.
www.youtube.com/watch?v=865Sn8JrMvY


Wer sagt: „Hier herrscht Freiheit“, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht!

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