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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#91 von elena52 ( Gast ) , 14.04.2008 20:49

"luß ock,´ch gih´ schun!" würde ich übersetzen mit: "Lass mal, ich geh schon". Meine, dass es Sudetendeutsch oder Lausitzer Dialekt ist.


MfG
elena

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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#92 von Renate , 15.04.2008 08:06

Ich tendiere mal ganz stark zur Lausitz. Kenne das von meiner Oma, die Lausitzerin war.


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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#93 von Weilheimer , 15.04.2008 13:59

Meine Damen über mir, Lausitz kann man pauschal nicht sagen, in der Niederlausitz, da wo ich herkomme, gibt es keinen Dialekt. Man könnte sagen die Leute berlinern mit leicht sächsischen Einschlag, denn die Niederlausitz liegt ja geografisch zwischen Berlin und Dresden. Eine Besonderheit sind die Sorben, das was die sprechen ist kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache sprich sorbisch. Wo ich mir den Satz "luß ock,´ch gih´ schun!" hin gehörend vorstelle wäre eventuell die Oberlausitz, die gehört allerdings nicht mehr zu Brandenburg sondern zu Sachsen. Ich war allerdings 4 Jahre in Zittau beim Studium, so einen Slang habe ich dort nie gehört, allerdings auch weniger drauf geachtet, wie dieses "kleine zänkische Bergvolk" in ihrer Mundart spricht. Ich weiss nur noch das bei denen Abbern die Kartoffeln sind und Abbermauke ist Kartoffelbrei LOL.

 
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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#94 von Renate , 15.04.2008 14:25

Hast ja Recht. Meine Oma und auch meine Mutter stammten aus der Oberlausitz!

Abernmauke und und Abern kenne ich daher auch noch ganz gut.


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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#95 von Anja73 ( gelöscht ) , 15.04.2008 23:34


Mein erster Arbeitstag in München und das dritte Telefonat ging so:

ich melde mich und am anderen Ende sagte jemand was und ich verstand: mmmhmmmhhhhmmmmmhhhmmm
ich: entschuldigung?
er: mmmmhhmmmmmhmhmmm
ich: es tut mir leid, ich verstehe Sie nicht.
er: mmmhmmmhhhhhmmmmmhhhm
ich: einen Moment bitte ....

bin dann zu meinem Chef und habe ihn gebeten das Telefonat zu übernehmen, denn da ist jemand dran
der 'ne Wolldecke im Mund hatte

Heute würde ich auch das mmmmmmmmmhhhhhmmhmmmhhh verstehen, selbst sprechen allerdings nicht

LG Anja

Anja73

RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#96 von mathias , 15.04.2008 23:50

mal gucken ob ihr den Dialekt, und was der text bedeutet rauskriegt

In Antwort auf:

Ärdfelburreln

Dit Joar sillten de Betriewe Liede tue de Klapper afstelln. Wäi vont Büro warn ok eene Wochedran. Wäi warn uns eenich, jeler sillte een Dach hen. Ick war dinsdas dran. Morjens noa half sechsen jing nat Dorp. Van doa jings et met det LPJ-Auto noa Reppinicke. Int Auto war kumme noch Platz. Awer det Sticke kunne man ok stoan. Balle warn wai doa.
Jeler wole als ierschter rut, wall jejeler dän besten Platz anne Klapper wolle. Wä neuch ofte doawar, dä vapaßte dän Anschluß. Ick halle een hallwechs judn Platz afjrkricht.
Nou jing det Klappen los.
Man musste uppassen, det de Stehen un de fulen un schorwjien Ärdfel rutjeroapt wardn. Denn hultede Sirene – Fristicke war. Weller jing det Rennen los um een judn Platz. Wäi warn weller deletzten. Awer ne Worscht krichten wäi doch noch, ok Kaffee war noch doa.


Spürst du es in dir? Wie uns das Leben erfüllt mit Glück? Wir alle sind hier zu leben unser Geschick. Sing ein Lied! Vergiss die Sorgen, wenn ein Tag zu Ende ist! Komm vertrau auf morgen, weil das Leben es uns verspricht!

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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#97 von Banaus , 16.04.2008 00:59

Zitat von mathias

Ärdfelburreln

Dit Joar sillten de Betriewe Liede tue de Klapper afstelln. Wäi vont Büro warn ok eene Wochedran. Wäi warn uns eenich, jeler sillte een Dach hen. Ick war dinsdas dran. Morjens noa half sechsen jing () nat Dorp. Van doa jings et met det LPJ-Auto noa Reppinicke. Int Auto war kumme noch Platz. Awer det Sticke kunne man ok stoan. Balle warn wai doa.
Jeler wole als ierschter rut, wall jejeler dän besten Platz anne Klapper wolle. Wä neuch ofte doawar, dä vapaßte dän Anschluß. Ick halle een hallwechs judn Platz afjrkricht.
Nou jing det Klappen los.
Man musste uppassen, det de Stehen un de fulen un schorwjien Ärdfel rutjeroapt wardn. Denn hultede Sirene – Fristicke war. Weller jing det Rennen los um een judn Platz. Wäi warn weller deletzten. Awer ne Worscht krichten wäi doch noch, ok Kaffee war noch doa.

Kartoffelernte
Dieses Jahr sollten auch die Betriebe Leute für die Klapper abstellen. Wir vom Büro waren auch eine Woche dran. Wir waren uns einig, jeder sollte einen Tag hin. Mich traf es am Dienstag. Morgens nach halb sechs ging ich ins Dorf, von da fuhren wir mit dem LPG- Auto, einem zum Bus umgebauten LKW, meist W50, nach Reppinicke. Im Auto war kaum Platz, doch das kurze Stück konnte man auch stehen. Bald waren wir da.
Jeder wollte als erster hinaus, weil ja jeder den besten (Arbeits-)Platz an der Klapper wollte. Wer nicht oft dabeiwar, der verpaßte (leicht) den Anschluß. Ich habe einen halbwegs guten Platz abbekommen.
Nun ging das Klappen los.
Man mußte aufpassen, daß man die Steine und die faulen sowie schorfigen Kartoffeln aussortierte. Dann heulte die Sirene zum Frühstück. Weiter ging das Rennen um einen guten Platz. Wir waren wieder (einmal) die letzten, aber eine Wurst bekamen wir doch und auch Kaffee war noch da.

@Mathias, ich habe mal, wo ich Leerzeichen vermißte, ein "" eingefügt und versucht, den Text zu deuten. Daß meine "Übersetzung" nicht perfekt ist, weiß ich, so könnte der Arbeitsablauf zu einer Kartoffelkombine passen, doch hörte man auch zu DDR- Zeiten selten eine Sirene auf dem Feld. Von daher habe ich die "Klapper" wie auch alle anderen unverstandenen oder unübersetzten Worte kursiv gesetzt.
Was ich auch nicht weiß, ist die Herkunft des Textes. Google zufolge hast Du ihn als flämische Mundart schon mal gepostet?




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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#98 von mathias , 16.04.2008 01:05

Hey cool gut übersetzt ;)
Und ja, es ist eine der vielen flämischen Mundarten, die es hier bei uns gibt, da hier fast jedes Dorp noch ne eignene Variante hat, und sogar manchmal so krass, dass die sich untereinander kaum verstehn


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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#99 von Schlawine , 16.04.2008 06:41

Durch meine Oma kann ich norddt. Plattdeutsch verstehen.Damit konnte ich den Text auch gut übersetzen.Unheimlich viele Worte sind sich sehr ähnlich, den Rest kann man kombinieren.


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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#100 von mathias , 16.04.2008 08:17

Zitat von Schlawine
Durch meine Oma kann ich norddt. Plattdeutsch verstehen.Damit konnte ich den Text auch gut übersetzen.Unheimlich viele Worte sind sich sehr ähnlich, den Rest kann man kombinieren.


Als ich den text mal belgieniern, also genauer Vlaamsen/Flamen, zeigte, haben die das ähnliches gesagt.
Außer das sie anmerkten, dass wir wohl schon sehr stark uns dem Umbruch zum hochdeutschen annäherten, was bei unserer Lage in Deutschland auch nicht anders zu erwarten war, und sie ziemlich erstaunt waren, dass es auch hier in Deutschland eine region gibt, die flämisch ist. In Antweerpen gab es zu dem Thema 2005 eine Ausstellung, und ein Jahr später in Wittenberg, wo sich ja ein verein damit beschäftigt, dass sich Fläming und Flandern wieder annähren, und kontakte knüpfen können. Find ich ziemlich spannend, auch wenn solche dialekte ehr aussterben...

Aber Norddeutsches Platt ist eh eine eignene Sprache für sich, wenn wir ehrlich sind


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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#101 von Buhli , 18.04.2008 21:41

Wello, ich würde ins Erzgebirge tippen. Aue bis Plauen. Das ist dann allerdings auch schon kein Dialekt mehr. Ich würde es genau so als Mundart wie die Oberlausitzer einordnen. Görliz, Bautzen und Zittau unterscheiden sich schon gewaltig.Geht mal in den tiefsten Schwarzwald. Unsere Tochter hat da drei Jahre zwischen Elzach, Triberg und Hornberg gelernt. Da ist es ja so, daß die Leute das Dorf an der Ausprache erkennen. Da müssen nicht mal 10km dazwischen liegen. Es genügt da schon wenn man den Berg erklimmt und im nächsten Ort ankommt, danch wieder auf der anderen Seite herunterkrackselt. Drei Orte und Du hörst den selben Satz in drei verschiedenen Aussprachen. Anfangs hab ich ihr das nicht geglaubt. Es ist tatsache so. Klar muß man da als "Ausländer" etwas genauer hinhören.


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#102 von Der ABV ( gelöscht ) , 21.04.2008 09:30

Zitat von Weilheimer
Meine Damen über mir, Lausitz kann man pauschal nicht sagen, in der Niederlausitz, da wo ich herkomme, gibt es keinen Dialekt. Man könnte sagen die Leute berlinern mit leicht sächsischen Einschlag, denn die Niederlausitz liegt ja geografisch zwischen Berlin und Dresden. Eine Besonderheit sind die Sorben, das was die sprechen ist kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache sprich sorbisch. Wo ich mir den Satz "luß ock,´ch gih´ schun!" hin gehörend vorstelle wäre eventuell die Oberlausitz, die gehört allerdings nicht mehr zu Brandenburg sondern zu Sachsen. Ich war allerdings 4 Jahre in Zittau beim Studium, so einen Slang habe ich dort nie gehört, allerdings auch weniger drauf geachtet, wie dieses "kleine zänkische Bergvolk" in ihrer Mundart spricht. Ich weiss nur noch das bei denen Abbern die Kartoffeln sind und Abbermauke ist Kartoffelbrei LOL.


also ich bin ein vertreter des "kleinen zänkischen bergvolkes" so auch wie meine restliche familie.
"luß ock,´ch gih´ schun!" heißt also: laß nur, ich gehe schon. wir sind genaugesagt in großschönau und zittau angesiedelt gewesen und da redet man wirklich so aber eben nicht mit ortsfremden, das erklärt auch daß du auf den "slang" nicht so gut kennst. (ach so, es wird übrigens APERNmauke geschrieben,die is lecka !) wenn jetz noch ungereimtheiten sind, bescheid sagen

Der ABV

RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#103 von Renate , 21.04.2008 09:37

Ok, dann wird es so geschrieben, aber das ist schon soooo lange her, da weiß ich das echt nicht mehr. Und habe darüber auch nie nachgedacht. Es kommen halt Begriffe hoch, die kennt man und man erinnert sich an die Kindheit.
Meine Oma ist in Ebersbach geboren und meine Mutter in Beiersdorf. In Ebersbach habe ich teilweise meine Ferien verbracht.


Renate




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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#104 von Buhli , 21.04.2008 20:55

Ja meine Mütterliche Sippe ist in Zittau aufgewachsen. Horch`ock rrischtsch hi. Da wurde rrischtsch rrimgerrollt. Warum gab es nicht das Wort Sozialismus, in der Äberlaußitzer Mundart? Kein RRR zum rrollen drinn. Das passende Äquivalent mit RR war dann Wirrwarr.


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RE: Dialekte und die kleinen Missverständnisse

#105 von Karli ( Gast ) , 22.04.2008 09:05

Zitat :


Ärdfelburreln

Dit Joar sillten de Betriewe Liede tue de Klapper afstelln. Wäi vont Büro warn ok eene Wochedran. Wäi warn uns eenich, jeler sillte een Dach hen. Ick war dinsdas dran. Morjens noa half sechsen jing () nat Dorp. Van doa jings et met det LPJ-Auto noa Reppinicke. Int Auto war kumme noch Platz. Awer det Sticke kunne man ok stoan. Balle warn wai doa.
Jeler wole als ierschter rut, wall jejeler dän besten Platz anne Klapper wolle. Wä neuch ofte doawar, dä vapaßte dän Anschluß. Ick halle een hallwechs judn Platz afjrkricht.
Nou jing det Klappen los.
Man musste uppassen, det de Stehen un de fulen un schorwjien Ärdfel rutjeroapt wardn. Denn hultede Sirene – Fristicke war. Weller jing det Rennen los um een judn Platz. Wäi warn weller deletzten. Awer ne Worscht krichten wäi doch noch, ok Kaffee war noch doa.

Nach einer beruflich bedingten Kurzausbildung in Flämisch konnte ich den Sinn der Worte so halbwegs verstehen .
Nur der " Fachbegriff " Klapper hat mich ins Stolpern gebracht - de klappers sind bei uns Sicherungsmittel , wie sie
bei der belgischen Bahn noch verwendet werden - Knallkapseln , auf den Schienen montiert , um Züge vor Gefahr zu warnen !!

Karli

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