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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#46 von reporter , 16.10.2011 22:37

Zitat von reporter

Zitat von reporter
16. Oktober 1961
Berliner SPD beschließt S-Bahn- Boykott in West-Berlin als Reaktion auf Mauerbau



Dank Björns Mithilfe hier der Link:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/16-okt...au/4893724.html




Bischen kompliziert hier mit der Diskutiererei.

Tatsächlich will man mit dem S-Bahn Boykott auch noch etwas anderes erledigen:

Zitat
Der konsequente Boykott der sowjetzonaler Regie unterstellten S-Bahn ist aber nach Ansicht des Schöneberger Senats das einzige Mittel, Ulbrichts weitverzweigtes Stützpunkt-System in Westberlin endlich zu liquidieren.



http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367452.html

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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#47 von reporter , 17.10.2011 08:52

17. Oktober 1961

SED-Chef Ulbricht heizt die Spannung weiter an

Nach dem "erfolgreichen" Mauerbau (Chruschtschow gab dem Drängen von Ulbricht für den Mauerbau schließlich nach) verspürt der SED-Diktator Oberwasser und möchte einen "Friedensvertrag" mit der Sowjetunion abschließen, um den Vier-Mächte-Status von Berlin zu beseitigen.

Für Moskau hingegen hat dieses Thema "keine so große Bedeutung" mehr.

Das bizarre Gewirtschafte der SED-Diktatur jener Tage kommt wohl am besten in einem Beitrag des SED-Zentralorgans "Neues Deutschland" zum Ausdruck, wo wenige Wochen nach dem Mauerbau der "Anbruch des glücklichsten Zeitalters der Menschheitsgeschichte" gesehen wird.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/17-okt...au/5085780.html

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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#48 von Paule , 17.10.2011 12:43

Zitat von reporter
...
die Respektierung der DDR-Staatsbürgerschaft
die Umwandlung der Ständigen Vertretungen in Botschaften

wurden von der damaligen Regierung Schmidt abgelehnt. Der damalige Niedersachsen-Politiker und spätere Bundeskanzler Schröder hingegen war durchaus geneigt, dem SED-Chef entgegenzukommen.
Rückblickend stellte Bundeskanzler Kohl fest, es war und sei beschämend gewesen, „dass große Teile der deutschen Sozialdemokratie am liebsten gleich alle diese Forderungen von Erich Honecker erfüllt hätten".

Die Ablehnung war ein Segen für die eingesperrte Bevölkerung im SED-Staat. Die Erfassungsstelle für die SED-Regierungskriminellen hatte durchaus dämpfende Wirkung, auch das Schußfeld an der Elbe für die Wächter des SED-Staats brauchte man nicht unbedingt zu verbessern, und bei einer eigenen DDR-Staatsbürgerschaft wäre zur Wende die Frage aufgekommen, warum man einen anderen Staat mit gigantischen Summen unterstützten sollte.



Dazu Fakten:
Gründung der BRD: 07.09.1949
Gründung der DDR: 07.10.1949 (also später - vielleicht auch für Reporter ersichtlich)
Zitat Adenauer: "Lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschland halb."
1972 Grundlagenvertrag zwischen der DDR und der BRD (über die gegenseitige Anerkennung und den Aufbau friedlicher Beziehungen).

Meine Fragen an reporter:
Warum soll die DDR-Staatsbürgerschaft nicht respektiert werden nachdem zunächst die BRD gegründet wurde?
Wieso war die Ablehnung ein Segen für die Bevölkerung der DDR?????
Welche abschreckende Wirkung hat die Erfassungstelle in Salzgitter nach Beitritt der DDR zur UN und damit Möglichkeit Handlung nach Artikel 53 der UN-Charta - ok, weit hergeholt, aber ich folge nur reportes fanatischer und primitiver Logik?
Wie konnte sich Schröder doch noch durchsetzen mit seinem Entgegenkommen, wenn er nach meiner Recherche 1971 ein erstes politisches Amt übernahm (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD (Jusos)) und 1972 der Grundlagenvertrag unterzeichnet wurde, dessen Vorbereitung möglicherweise nicht 3 Tagen, sondern eher 12 Monaten gedauert hat?
Warum wurde ein anerkannter Staat dann doch noch "unterstützt"?


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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#49 von reporter , 17.10.2011 17:52

Die 'Gründung der DDR' weist keine Besonderheit auf. Sie ist das Ergebnis planvollen Handelns von Stalin, der überall dort, wo die Rote Armee ihren Fuß hinsetzte, ein von den Sowjets gesteuertes Marionettenregime einrichtete.

Deswegen ist es auch unerheblich, ob diese Einrichtung nun zeitlich vor oder nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland erfolgte.

Was die Vorsicht Adenauers angeht, auf Stalins 'Angebote' einzugehen, sind selbst ehemalige Kreml-Berater der Ansicht, daß diese Angebote niemals ernst gemeint waren. Zusätzlich wird ja Adenauer auch diese Bestandsaufnahme zugeschrieben:

"Sowjet-Rußland hat seit 1925 48 Verträge politischen Inhalts mit fremden Regierungen abgeschlossen, und von diesen 48 hat es 47 gebrochen oder einseitig gekündigt. Elf Nichtangriffspakte waren darunter. Vier nach 1945 geschlossen. Von diesen elf Nichtangriffspakten hat Sowjet-Rußland zehn gebrochen. Sechs Friedensverträge hat Sowjet-Rußland nach 1946 geschlossen und davon drei gebrochen."

http://de.wikiquote.org/wiki/Diskussion:Konrad_Adenauer

Was die völkerrechtliche Anerkennung der DDR angeht, hat es diese nie gegeben. Deswegen hießen die Vertretungs-Behörden auch nur "Ständige Vertretungen" und nicht Botschaften.

Keine deutsche Regierung hätte die Forderung nach einer völkerrechtlichen Anerkennung erfüllen können, da sie damit gegen das Wiedervereinigungsgebot im Grundgesetz verstoßen hätte.

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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#50 von joesachse , 17.10.2011 18:11

Zitat von reporter

Was die völkerrechtliche Anerkennung der DDR angeht, hat es diese nie gegeben. Deswegen hießen die Vertretungs-Behörden auch nur "Ständige Vertretungen" und nicht Botschaften.


Meiner Meinung nach entsprach der Grundlagenvertrag zwischen der DDR und der BRD in vollem Umfang einem völkerrechtlichen Vertrag (wie ja auch das BVerfG in seinem Urteil dazu festgestellt hat).
Hier mal Artikel 4 und 6 des Vertrages:

Artikel 4
Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gehen davon aus, daß keiner der beiden Staaten den anderen international vertreten oder in seinem Namen handeln kann.

Artikel 6
Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gehen von dem Grundsatz aus, daß die Hoheitsgewalt jedes der beiden Staaten sich auf sein Staatsgebiet beschränkt. Sie respektieren die Unabhängigkeit und Selbständigkeit jedes der beiden Staaten in seinen inneren und äußeren Angelegenheiten.


Man hatte sich mit den Politischen Realitäten abgefunden. Allerdings bestand die Vision Deutschland "neu zu organisieren" und irgendwann ein neues geeintes Deutschland zu haben. Aber dieser Vertrag kam de fakto einer Anerkennung gleich.


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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#51 von reporter , 17.10.2011 18:31

Zitat von joesachse

Man hatte sich mit den Politischen Realitäten abgefunden. Allerdings bestand die Vision Deutschland "neu zu organisieren" und irgendwann ein neues geeintes Deutschland zu haben.



Diese "Vision" schlug sich im Brief der Bundesregierung an die sowjetische Regierung zur deutschen Einheit nieder. Überreicht anläßlich der Unterzeichnung des Moskauer Vertrages am 12. August 1970.

Zitat
Im Zusammenhang mit der heutigen Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken beehrt sich die Regierung der Bundesrepublik Deutschland festzustellen, daß dieser Vertrag nicht im Widerspruch zu dem politischen Ziel der Bundesrepublik Deutschland steht, auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt.



http://www.hdg.de/lemo/html/dokumente/Ko...trag/index.html

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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#52 von joesachse , 17.10.2011 19:01

Dieser Brief illustriert meine Aussage von der Vision, hat aber ansonsten nichts mit dem Grundlagenvertrag zu tun, der mehr als 2 Jahre später unterzeichnet wurde. Die zitierten Artikel des Vertragen sind doch eindeutig.
Und zwar so eindeutig, dass auch reporter mit seiner Googlemania nichts Ernstzunehmendes finden wird, was die anders interpretiert (dass er selbst nachdenkt und sich mit eigenen Ansichten dazu äußert habe ich sowieso nicht erwartet)


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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#53 von reporter , 17.10.2011 19:18

Meine Ansicht dazu ist, es ist halt auch ein Formelkompromiß.

Bekanntlich konnten sich die eingesperrte Bevölkerung des SED Staats dazu nicht substantiell äußern. Ich persönlich meine, man ist dem SED-Staat viel zu viel entgegengekommen. Man hat ihn viel zu lange mit am Leben gehalten.

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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#54 von altberlin ( gelöscht ) , 17.10.2011 19:23

Zitat von reporter
eingesperrte Bevölkerung des SED Staats



Da hatte ich ja Glück, das ich 1989 nach sehr mageren Jahren meine Fesseln selbst abstreifen konnte und in Freiheit kam.


.

altberlin

RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#55 von reporter , 17.10.2011 19:51

Zitat von altberlin

Zitat von reporter
eingesperrte Bevölkerung des SED Staats



Da hatte ich ja Glück, das ich 1989 nach sehr mageren Jahren meine Fesseln selbst abstreifen konnte und in Freiheit kam.


.




Ist doch klar. Nicht jeder fühlte sich besser als die Mauer fiel.

Aber mancher doch. Ich weiß nicht, ob er den Mauerfall noch erlebt hat. Jedenfalls, etwa ab der 35. Minute kommt ein wackerer Mecklenburger, Traktorist einer LPG, der mir noch wie heute in Erinnerung ist und der bei der Stasi-Schmierenvorstellung beim Treffen zwischen Kanzler Schmidt und SED-Chef Honecker in Güstrow einen wichtigen Beitrag leistete und auf abenteuerliche Weise sich zum richtigen Zeitpunkt Zugang zu den West-Kameras verschaffte. Und das dreiste Lügen-Geplärre von Stasi-Halunken, die den Mann mit seiner Meinung von den westlichen Kameras wegdrücken wollten.

http://www.youtube.com/watch?v=y8Fr18vunbI


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#56 von reporter , 17.10.2011 20:20


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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#57 von Weilheimer , 17.10.2011 20:26

Zitat von altberlin


Da hatte ich ja Glück, das ich 1989 nach sehr mageren Jahren meine Fesseln selbst abstreifen konnte und in Freiheit kam.




Vermutlich waren wegen der permanenten Unterernährung in der DDR die Handgelenke sehr dünn und die Fesseln fielen von selbst ab. In meinem geistigen Auge läuft gerade ein Film, wie Altberlin die Berliner Mauer total entfesselt überwindet und laut "Freiheit" brüllt.

 
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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#58 von altberlin ( gelöscht ) , 17.10.2011 20:27

altberlin

RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#59 von joesachse , 17.10.2011 20:30

Zitat von reporter
Meine Ansicht dazu ist, es ist halt auch ein Formelkompromiß.
...
Ich persönlich meine, man ist dem SED-Staat viel zu viel entgegengekommen. Man hat ihn viel zu lange mit am Leben gehalten.



Es ist schon grandios, wie Du einen völkerrechtlichen Vertrag, der noch dazu wirklich mit Leben erfüllt wurde und deutliche Auswirkung auf die Politische Entspannung hatte, als "Formelkompromiß" abkanzelst.
Diese Verträge beendeten die Ära des kalten Krieges (aus dem auch immer schnell ein heisser werden konnte).
Durch diesen Vertrag und dieses Entgegenkommen wurde in der DDR manche Verbesserung für das Leben der Menschen möglich. Hätte man Deiner Meinung nach stattdessen einmarschieren sollen?????

Kann es sein, dass Du hier außer einem unbändigen Hass auf die DDR keinerlei wirklich konstruktive Beiträge zur Geschichte bringen kannst (zur Gegenwart diskutierst Du ja sowieso nicht mit)


Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)

 
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RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'...

#60 von altberlin ( gelöscht ) , 17.10.2011 20:33

Zitat von reporter


Ist doch klar. Nicht jeder fühlte sich besser als die Mauer fiel.



Aber glücklicherweise auch nicht schlechter. Für mich hatte sich nicht viel verändert, jedenfalls nicht sofort. Arbeiten mußte ich weiterhin, nur die Fahrt nach (West)berlin war bedeutend einfacher geworden.
Ohne Kontrolettis.

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