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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#31 von BautznerSenf , 14.10.2011 00:48

Hallo!

Buhli schrieb:

Zitat
"Der andere vorherigeText haut ja halbwegs hin. Aber Mikroelektronik geht daneben. Das Hightech Artikel einem Boykott der USA unerlagen wußtest Du wohl nicht? Das selbe galt für jegliche hochwertige Stahlerzeugnisse. Soviel zur ach so freien BRD. Eisenhüttenstadt ist ein Produkt des Boykottes. Diese Milliarden hätte man sich sicher sparen können."



Moment!
Erstens ist mir die Boykottierung von High-Tech Artikeln sehr wohl bekannt. Diese hat aber die DDR nie wirklich beeintraechtigt, weil Genosse Schalck-Golodkowski dererlei Produkte ueber Drittstaaten zu beschaffen pflegte...

Zweitens rede ich hier nicht von komplexen Rechner-Systemen, sondern von simplen Mikro-Chips - die waren damals von Japan, Korea, Taiwan etc. pp. erhaeltlich. Es wurde damals auf der Hannover-Messe (die CeBit gab es separat noch nicht) stolz darauf hingewiesen, dass die DDR nun endlich auch zu den Technologie-Produzenten gehoere (was im Westen zu dem Spott fuehrte, dass der VEB Robotron den groessten Mikro-Chip der Welt baue - der sei sogar begehbar...)

Drittens war der Stahl ein anderes Kapitel - das VEK Eisenhuettenstadt wurde bereits unmittelbar nach dem Krieg begonnen, da man ja nun von den Eisen- und Stahlproduzenten im Ruhrgebiet abgeschnitten war und zum Aufbau des Landes (auf BEIDEN Seiten!) massenweise Stahl benoetigte. Ferner war der Stahl zur Ruestung geeignet und damit gefaerlich in des Gegners Hand. Die Mikrochips von Robotron waren nicht annaehernd so bedrohlich und waren - wie gesagt - in mehreren Staaten der Welt erhaeltlich (notfalls vom grossen Bruder). Nein, da ging es ausschliesslich ums Prestige.

Gruss

B. S:


Besten Gruss

BautznerSenf

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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#32 von Björn , 14.10.2011 01:22

Na klar "reporter", jeden Morgen 3 Ave Maria für Old Helmut, weil er mit seinen Mannen mehrere gut geschmierte Geschäfte eingefädelt hat, nicht nur Leuna/Elf Aquitaine Ich komme vor lachen nicht in den Schlaf!
http://www.n-tv.de/politik/Deutsche-Mini...icle110070.html
http://www.wallstreet-online.de/diskussi...-fragen-an-kohl

Es gab aber auch Unternehmen, die erfolgreich von ihren Ex-Chefs privatisiert wurden und noch heute bestehen (teilweise ist die Konkurrenz später dann eingestiegen)!
Eins davon ist z.B. Multicar, welches schon vor der Wende 70% seiner Fahrzeuge nach Ost- und Westeuropa exportierte und selbst bei westdeutschen Komunaltechnikhändlern damals schon an erster Stelle stand und immer noch bevorzugt wird
http://de.wikipedia.org/wiki/Multicar
http://www.multicar.de/multicar_de/01_00...02_Historie.php


FAUN "Eden"
http://www.youtube.com/watch?v=lqATZ-934N8

 
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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#33 von Buhli , 14.10.2011 08:42

Björn, Multikar ist so ein Bsp.. Die ehemaligen Betribsangehörigen haben den "schlecht aufgestellten" Betrieb übernommen nachdem ihnen die "Berater" zum Schliessen empfohlen haben. "Brauchen wir in Deutschland nicht." war deren Argument. Dr.Quendt hat auch seine 1988 neu entwickelte Russischbrotmaschine vom Schrott geholt und damit einen Neustart gemacht. Bahlsen hat VEB RUBRO "übernommen" und alles was es an Technik gab auf den Schrott geworfen. Wollte die Maschine nicht. "Brauchen wir in Deutschland nicht". So ging es im ganzen Land. Dies nur für die die hinzugekommenen Wessis. Reporter wird da sicher seine eigene Sicht dazu äußern. 80% der von Westdeutschen Unternehemen "gekauften" Ostfirmen sind weg. 80% der von internationalen gekauften Ostfirmen gibt es noch.



Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#34 von reporter , 14.10.2011 09:45

Spätestens nach fünf Minuten kommt in der Diskussion mit Freunden aus dem Beitrittsgebiet Multikar und die russische Brotmaschine.

Man muß einfach die Größenordnungen sehen, und da war eben der größte Teil wertlos weil nicht wettbewerbsfähig.

Hinzu kommt, der SED-Staat leistete sich zur Aufrechterhaltung seiner Existenz ein weltweit einziges und voluminöses Spitzel- und Überwachungsystem. Die Aufrechterhaltung des Wächter-Systems an Zonen- und Sektorengrenzen verschlang Unsummen.

Darüberhinaus, teilweise von Vorgenanntem kaum zu trennen, die hauptberuflichen SED-Funktionäre, in der DDR war es üblich, eine Karriere als SED-Beamter anzustreben. Diese unproduktiven Durchsteller- und auch Überwachungs-Figuren bildeten eine parallele Struktur in den großen Betrieben, es gab eine SED-Betriebsleitung, die zusätzlich Sand ins Getriebe streute und diese parasitäre Funktionärsschicht mußte mit durchgefüttert werden.

An den Hochschulen mußte, egal was er studierte, jeder Student parallel ein umgangreiches "Marxismus-Leninismus" Studium absolvieren, was zur Folge hatte, daß gut bezahlte, unproduktive und zahlreiche Maxismus-Leninismus-Professoren und das damit verbundene Hofschranzengefolge nicht nur an den einschlägigen "Hochschulen" von Stasi und SED sondern auch an den normalen Hochschulen von der arbeitenden Bevölkerung mit versorgt werden mußten.


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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#35 von FEINDFLIEGER , 14.10.2011 10:05

Zitat von reporter
und diese parasitäre Funktionärsschicht mußte mit durchgefüttert werden.

Ähmmm - kenne ich sowas nicht auch aus der heutigen Zeit: Ein Staat,der weit über seine Verhältnisse lebt und sich Leute leistet,die eigentlich gar keine Daseinsberechtigung haben (ich denke da zum Beispiel an alle unsere "Berater" - oder das beste Beispiel: "Schuhforscher" - um nur einige wenige zu nennen)???!!! Vielleicht heißen sie heute nur anders!??? Wie heißt der Staat nochmal???


Wenn ich groß bin gehe ich zur Volksarmee... :-D Внимание! Внимание!

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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#36 von Buhli , 14.10.2011 20:20

Zitat Reporter: "Spätestens nach fünf Minuten kommt in der Diskussion mit Freunden aus dem Beitrittsgebiet Multikar und die russische Brotmaschine." Da kommt wenigstens was, was auf Fakten beruht.



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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#37 von BautznerSenf , 15.10.2011 10:55

Moin!

Mich wundert, dass Ihr hier in der Diskussion um Multicar (mit "c" bitte) etwas durcheinanderbringt.

Erstens wurde das Unternehmen nicht von Beratern geschlossen, sondern von der Treuhand der Daimler-Benz Tochter Unimog angeboten, die dankend ablehnte, weil sie sich ihres Unimogs so sicher war. Erst, als ostdeutsche Beschaffer und dann auch westdeutsche Beschaffer dem Multicar anhingen, weil man davon 2 fuer den Preis von einem Unimog bekommt (der allerdings, das muss man fairerweise sagen, auch mehr kann), baute man sich selbst einen - den Unimog UX 100. Und wie ein echter Mercedes war das zwar alles gut und edel, aber auch etwas teurer - und das gefaellt Beschaffern, die sparen muessen, nicht...

Zweitens hat Multicar dann tatsaechlich irgendwann geschwaechelt und wurde von einem "West-Betrieb", der HaKo-Gruppe, uebernommen.

Drittens uebernahm diese Gruppe dann auch von Daimler deren defizitaeren Unimog UX 100.

Fazit: Heute laufen die "kleinen Klassenfeinde" Schulter an Schulter vom Band, faktisch deckt das Wettbewerbs-Produkt Unimog die grossen und schweren Anwendungen (mit Gelaendegaengigkeit usw.) ab, waehrens die Multicar-Seite (M27, Fumo, Tremo, UX 100) die schlanken, wendigen, wieselflinken Anwendungen abdeckt.

Sinnvolle Ergaenzung, auf jeden Fall.

Also bitte beim Multicar nicht immer Namen und Geldquelle verwechseln - hier hat das Ost-Produkt mit dem Ost-Namen nur dank West-Geld ueberlebt...

Gruss

B. S.


Besten Gruss

BautznerSenf

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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#38 von Björn , 15.10.2011 17:49

@ BautznerSenf: Ich weiß schon seit 1998, daß Hako zu der Zeit die Anteile der Deutschen Beteiligungsgesellschaft an Multicar übernommen hat und damit zum Hauptgesellschafter wurde. Mein Vater hatte schließlich bis vor 3 Jahren mit der gesamten Branche jeden Tag zu tun und ich habe dadurch auch viele Leute aus dem Hersteller-/Händlerbereich der verschiedensten Einsatzgebiete von GALA-, Komunal- und Landtechnik kennen gelernt
Aber auch Hako aus Bad Oldesloe kommt nicht ohne Finanzinvestoren aus. 2005 wurden Hako und Multicar im Zuge der Übernahme durch die Possehl-Gruppe zu einer Gesellschaft zusammengelegt.
Außerdem sind Übernahmen/Zusammenschlüsse gerade im Fahrzeug- und Maschinenbau doch an der Tagesordnung! Das sieht man ja z.B. ganz deutlich an den Land- und Baumaschinenherstellern. Welche Hersteller von Traktoren/Landtechnik existieren europa-/weltweit denn überhaupt noch alleine? Es haben fast nur noch die 4 Großen (Fiat-New Holland, AGCO, Same-Deutz, John Deere) das Sagen

Hako mußte damals aus wirtschaftlichen Gründen seine Produktpalette ausbauen und da kam das erfolgreiche und ausbaufähige Multicar-Konzept gerade richtig.
MercedesBenz sein Unimog UX 100 (1996) war ein bei den Händlern und Komunal-Kunden nicht gerade "beliebtes" Arbeitsfahrzeug (u.a. da viel zu teuer und problemanfällig), für MB war es ein starkes Verlustgeschäft. Deshalb wurde das Projekt dann auch nach knapp 3 Jahren an Hako verkauft und verbessert.

> Hako (2005): http://www.abendblatt.de/wirtschaft/arti...d-Oldesloe.html
> Multicar: http://www.pressebox.de/pressemeldungen/...bh/boxid/441954


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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#39 von Buhli , 19.10.2011 21:46

Zitat http://www.pressebox.de/pressemeldungen/...bh/boxid/441954 :
"Im November 1991 wurde die Multicar Spezialfahrzeuge GmbH im Rahmen eines Management-Buy-Out privatisiert. Gemeinsam mit der Deutschen Beteiligungsgesellschaft übernahmen die beiden Geschäftsführer Walter Botschatzki und Manfred Windus das Unternehmen."
Diese beiden gingen aus dem Betrieb hervor und taten es, nach dem sie die "Berater" intensiv kennen gelernt hatten. Es gibt ne Fernsehdoku dazu. Das machte das Überleben und spätere Zusammenschließen erst möglich. Falsch?


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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#40 von mutterheimat , 19.10.2011 21:58

Den Muli kenne ich noch aus alten Zeiten, als er noch als Ameise mit Fu0bodenlenkung durch die Gegend "schoß". Dieses Fahrzeug war schon immer ein universell einsetzbares und unverwüstliches Gerät. Wenn man es gut behandelte und keinen Sand ins Getriebe schüttete, war der Muli/Ameise so ziemlich allen anderen überlegen. Egal ob Kiesgrube, unter Tage/Bergbau, Kommunal- oder Werksverkehr, der Muli war erst mit der Ein-Mann, dann mit der 2 Mann Kabine ein internationaler Renner für kleine Lasten welche nicht sehr weit bewegt werden mußten.

 
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RE: Professor Blum: Griechenland von der DDR lernen

#41 von Buhli , 29.10.2011 20:57

Ich nenne mal noch ein etwas "unbekannteres" Unternehmen welches überlebt hat, weil es auf die "Berater" verzichtet hat. Um nicht davongejagt zu sagen. Das lief vor einiger Zeit im MDR. Findet sich so was in der Adenauer Stiftung oder bei Wikipedia? Den Namen weis ich nicht mehr, aber jeder von uns hat in der POS auf dessen Stühlen gesessen und seine Diktate geschrieben. In Büros der DDR galt das gleiche. Auch in reichlich BRD Büros vor 1990 waren und sind sie nach 1990 bis heute wieder zu finden. Die Stuhl- und Tischbeine aus dem Rohrmaterial ist ein DDR Patent. Die Chefs haben sich auf die neuen Bedingungen gefreut um endlich ihrer Phantasie freien Lauf lassen zu können. Die "Berater " wollten das verhindern. Nun sind "Made in Germany" Schulmöbel fast nur noch von ihnen. Kennt das Unternehemen jemand mit Namen?


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