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Aufbau von Instititionen der SBZ / DDR mit Unterstützung fähiger Menschen

#1 von Atze , 17.10.2011 11:01

Ich erlaube mir diesen Tread zu eröffnen in der Hoffnung, dass das Thema "Gesundheitwesen in der DDR" nicht mehr so strapaziert wird mit artfremden Themen.

Ich werde auch gleich mal den Startschuss abfeuern.

Die damalige SBZ (Sowjetische Besatzungszone - so hieß das glaube ich, bis zur Gründung der DDR am 07. Oktober 1949, lieber Reporter) war auf ganz Deutschland gesehen, wohl der industriell schwächere Teil Deutschlands. Und das bißchen Schwerindustrie um Magdeburg war recht stark durch Kriegschäden (vor allem Bombardements) zerstört. Nicht viel besser sah es im Ruhrgebiet und anderen Schwerindutriegebieten des westlichen Deutschlands aus. Es wäre blind das nicht zu erkennen.

Nun hatte aber der westliche Teil Deutschlands das große Glück, dass die Amerikaner, Briten und Franzosen dort saßen und bei weitem nicht so hohe Reparations-bedingungen an Deutschland stellten, da dort im Verhältnis viel weniger zerstört worden war, als in der Sowjetunion. So bedienten sich die Sowjets ganz anders an den paar noch heilen Maschinen, Technologien und Rohstoffen, als es die westlichen Aliieretn im Westen Deutschlands getan haben.
Die Sowjets hatten selber nichts mehr und Wagonladungen fuhren aus der SBZ ins große Land.

Im Westen griff ab 1948 der Marschallplan und schlagartig erhöhte sich das Lebensniveau der Bürger im Westn Deutschlands.

Die Bürger in der SBZ krebsten immer noch mit hungrigen Bäuchen durch die Gegend und versuchten aus Schei.. e, Gold zu machen.

Und da in der SBZ viele Ingenieure, Akademiker überhaupt fehlten, die in die damalige "Rote Gesinnung" paßten, wurde eben auch auf den Akademiker zurück gegriffen, der einem bürgerlichen Haus entstammte oder gar das Parteiabzeichen der NSDAP getragen hat, solange man ihm keine Verbrechen vorwerfen konnte.

Das war so in allen Bereichen des täglichen Lebens und auch in den bewaffneten Organen, mit vielleicht der Ausnahme des 1950 gegründeten Ministeriums für Staatssicherheit, so.

Anders war es auch gar nicht möglich. Die sowjetische Militäradministration war sehr daran interessiert, nach dem das Amt Blank im westlichen Teil Deutschlands gegründet worden war, auch den Ostteil Duetschlands zu bewaffnen. Dazu wurden Hundertschaften der Kasernierten Volkspolizei (KVP) gegründet und mit sowjetischen Uniformen und Waffen ausgerüstet. Die Taktik war die der Roten Armee.
Die Führung dieser Hundertschaften und Abteilungen übernahmen damals ausnahmslos ehemalige Soldaten der Wehrmacht, die dort vom Unteroffizier bis zum General gedient haben. Die Führung der KVP jedoch übernahmen Deutsche Antifaschisten, die entweder an der Seite der Roten Armee gegen den Faschismus gekämpft haben oder Mitglieder des NKFD gewesen sind. Seltener völlig unpolitische ehemalige Soldaten. Jeder dieser Kommandeure, die ja eigentlich meistens gar kein Wissen hatten, wie größere Truppenkontingente zu führen waren, bekam einen Militärspezialisten (so hießen die damals und sogar bis zum Schluss der NVA) an die Seite gestellt, die diese unerfahrenenen Kommandeure in militärfachlichen Fragen zu beraten und zu unterstützen hatten.

Die Sowjetunion führte meherer Sonderlehrgänge zur Heranbildung des ostdeutschen Kommandeursnachwuchses durch. Aus diesen Sonderlehrgängen gingen z.B. die späteren Genarloberste Stechbarth (Stellv. des Ministers und Chef der Landstreitkräfte) und Streletz (Stellv. des Ministers und Chef des Hauptstabes der NVA - praktisch des Generalstabes der NVA) hervor. Hervorragende Kommandeure, die der NVA ihren Stempel aufgedrückt haben.

Mit der Zeit wurden die Kommandeure bis zur Ebene Division (eine Division ist ein taktisch operativer Verband mit etwa 14 - 17.000 Soldaten) im eigenen Land ausgebildet und man war immer weniger auf die ehemaligen Offiziere und Generale die einst in der Wehrmacht gedient haben, angewiesen.

1955, also fünf Jahre nach Gründung der DDR wurde der Warschauer Vertrag, als Antwort auf die Gründung der NATO, gebildet. Deren Mitglied war die DDR mit Ihrer KVP vom ersten Tage an. Jedoch hatte die DDR noch keine militärische Komponente in diesem WV.
Die KVP wurde am 1. März 1956 in NVA umbenannt. Es gab neue Uniformen, Strukturen und neue Dienstgrade.

Erst 1961 / 1962 wurde die noch junge NVA, durch eine ausgedehnte Kontrolle mit Regimentsübungen, Übungen zur Überprüfung der Gefechtsbereitschaft und vielem anderen mehr, durch das Vereinte Oberkommando (VKO) des WV in den militärischen Bestand des WV aufgenommen und wurde in der strategischen Planung des WV, mit Gefechtsaufgaben bedacht.
Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch alle ehemaliegen Generale und Offiziere, die einst in der Wehrmacht gedient haben, aus dem aktiven Dienst entfernt worden.
Viele waren bereits so alt, dass sie sich zur Ruhe setzen konnten. Andere bekamen ihrer Position entsprechend, Spitzenposten in der Industrie und Wirtschaft der DDR. Z.B. der Konteradmiral Nordin wurde Chef (oder Präsident?) der Deutschen Seereederei.

Ich persönlich habe diese Zeit ja noch nicht bewußt wahr genommen muss aber aus heutiger Sicht diesen Schritt bemängeln. Gute Soldaten, die weniger einer Partei als mehr einem Staat die Treue halten, sind unersetzbar. Das Soldatenhandwerk ist kein Leichtes. Es erfordert nicht nur von dem Soldaten sondern auch von der Familie und dem gesamten Backround viel Verständnis und Aufopferung, welches ein Nichtmilitär gar nicht nachzuvollziehen mag. Das aber trifft nicht nur auf den Soldaten der NVA zu, sondern auf jeden Soldaten dieser Welt.

Gruß Atze


Sir W. Churchill

"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."

 
Atze
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zuletzt bearbeitet 17.10.2011 | Top

   

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