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Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#1 von michaka13 , 23.10.2011 19:43

NEID ! SELBSTMITLEID ! JAMMEREI !

Dingen denen ich im täglichen Leben immer wieder begegne. Im realen Leben, wie auch hier im OF. Können wir Deutschen nichts anderes mehr als argwöhnisch Nachbarn, Kollegen, Verwandte und Bekannte zu beäugen? Wieso hat der schon wieder ein neues Auto? Die Schmidts fahren dieses Jahr 3 Wochen nach Amerika? Haste gesehen was der Lothar für ein Riesen - Fernseher hat? Und immer so weiter. Ich kanns einfach nicht mehr hören. Es gab und gibt eben immer Menschen denen es gut geht und es gibt solche die eben zu knabbern haben. Besonders ausgeprägt scheint dies in den neuen Bundesländern zu sein. Ich selbst fahre nur noch selten in die alte Heimat, meist zu Familienfeiern, aber auch da muß ich mir von einigen Verwanden immer wieder anhören wie guts mir doch im Westen geht. Das ich nichts geschenkt bekomme, und tagtäglich hart dafür arbeiten muß, wird geflissentlich übersehen.

Mir, bzw. uns, gehts gut. Finanzielle Probleme kennen wir schon seit längerer Zeit nicht mehr. Aber uns ist nichts geschenkt geworden. Wir mußten uns dies mühselig erarbeiten. Doch ich habe immer öfter das Gefühl, ich müßte mich dafür entschuldigen oder rechtfertigen.
Heute haben wir ein schönes Auto (bezahlt!), wir haben eine sehr schöne Wohnung in einer privaten Wohnanlage, BW 0815 und queeny waren ja schon hier. Es gibt Gärtner, Hausmeister, Reinigungskräfte. Der Winterdienst wird von einer Firma erledigt. Mit dem Aufzug kann ich direkt in die Garage fahren. Ein kleiner Luxus den wir uns gönnen. Das war aber nicht immer so.

Ich stamme aus recht einfachen Verhältnissen. Meine Mutter war Sekretärin und hat uns Kinder jahrelang allein durchgebracht (meinen Bruder und mich) . Mein Vater, bzw. Stiefvater ist Elektriker. Mit 17, im 2. Lehrjahr hab ich meine erste eigene Wohnung bezogen und bin es daher gewöhnt, mich selbst durchs Leben zu schlagen. Das hat mal besser und mal schlechter geklappt. Ende 1989 nach Bayern gezogen, in die Nähe von Bad Kissingen. Mein Startkapital waren damals ganze 20 DM ! Das war so ziemlich alles was ich hatte, als ich in der BRD ankam. Ich habe kurze Zeit bei einem Autozulieferer in der Lackiererei gearbeitet. Dann kam auch schon die Einberufung zur BW. Insgesamt war ich 8 Jahre dort. Zuerst in Bayreuth, dann nach Aufstellung des KLK (Kommando Luftbewegliche Kräfte) nach Regensburg zum Stabs-und Fernmelderegiment 4. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Kommando_Lu...fte/4._Division ) Das KLK gibts heute nicht mehr. Ende der Neunziger wurde mit der Auflösung begonnen und die Einheiten wurden der DSO (Division Spezielle Operationen) zugeführt. Im Rahmen dieser Einheit habe ich an verschiedenen Auslandseinsätzen teilgenommen. Der erste war 1993 Unosom II in Somalia, der letzte als Reservist 2005, irgendwo auf dieser manchmal nicht so schönen Welt. Aber das ist privat und geht keinen was an.

Nach meiner aktiven Zeit, bin ich Ende der Neunziger für gut 2 Jahre nach Portugal an die Algarve gezogen und habe mich dort als selbständiger Maler durchs Leben geschlagen. Nach der Rückkehr in die Bundesrepublik gemeinsam mit meinem Bruder in der Nähe von Dessau ein Haus gebaut. Dazu ein Mehrfamilienhaus (naja, eigentlich eine Ruine) erworben. Kernsanierung. Heute schlag ich mich damit rum, das die Bude auch immer komplett vermietet ist. Im Zuge dieser Investitionen habe ich mich etwas übernommen und stand plötzlich mit 60.000 in den Miesen da. Rückzieher machen ging nicht, denn dann hätte auch mein Bruder sein investiertes Kapital verloren. So bin ich in Kölle gelandet, denn hier gabs im Gegensatz zur Region Dessau-Wittenberg ausreichend Jobs. Ich habe damals zwei Möglichkeiten gehabt. Erstens, ich hätte den Finger heben können und nach mir die Sintflut. Das Amt hätte schon dafür gesorgt, das ich über die Runden komme und nicht verhungern muß. Oder zweitens, ich könnte durchstarten und die Suppe die ich mir selbst eingebrockt hatte auch alleine auslöffeln. Entschieden habe ich mich für Möglichkeit zwei. Mein erster Wohnsitz hier war ein winziges Zimmer in einer WG in einem schon ziemlich runtergekommenen Altbau. Dafür hats aber nur knapp 200 € gekostet. Ich habe als Maler bei einer Zeitarbeitsfirma angefangen, nach Feierabend bei einer Spedition im Lager gejobbt, ich habe als Geld -und Patrouillenfahrer gearbeitet, hab bei einem Kleinunternehmen Gräben für die Telekom gebuddelt, und und und. Ich hab einfach alles getan um an Geld zu kommen. Nach nicht mal 3 Jahren hatte ich meine Schulden komplett abgebaut.

Danach gings Schritt für Schritt aufwärts. Größere Wohnung, neueres Auto, in Urlaub fahren, usw. Frauchen kennengelernt. Sie ist übrigens ebenfalls mit 17 Jahren aus Sachsen-Anhalt nach Bonn gekommen. Allein, ohne Eltern. Hat hier im BmBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) eine Ausbildung gemacht. Heut ist zwar nicht mehr im Ministerium. Gekündigt, da sie nach Berlin versetzt wurde. Arbeitet aber immer noch in Bonn. Gemeinsam haben wir uns das geschaffen, was wir heute haben.

Im Moment habe ich gesundheitliche Probleme und kann die Arbeit auf der Baustelle kaum noch machen. Ich arbeite selbständig, keine Angestellten. Lediglich einen Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma habe ich seit einem Jahr bei mir. Da ich aber drauf angewiesen bin selbst eine Arbeitsleistung zu erbringen, stellt mich das momentan vor einige Probleme. Auf Anraten der Ärzte werde ich wohl im nächsten Jahr das Malerhandwerk an den Nagel hängen. Das wäre jetzt eigentlich ein guter Grund in Selbstmitleid zu zerfließen und zu jammern wie ungerecht das Leben ist. Doch das würde mir nicht weiterhelfen. Also werde ich im nächsten Jahr nochmal was neues anfangen müssen. Da wir von Ende Dezember bis Ende Januar 30 Tage durch Mexico reisen, werde ich die Zeit nutzen, um mir Gedanken über die berufliche Zukunft zu machen. Staatliche Hilfe kann ich sowieso nicht erwarten, als Selbständiger darf man zahlen, bekommt aber nix wenns mal nicht so läuft. Allerdings will ich auch gar keine Hilfe. Als erwachsener Mensch kann ich auch für mich alleine sorgen.

Unser Hobby sind Reisen. Wir sind einiges rumgekommen in der Welt. Für dieses Hobby geben wir auch eine Menge Geld aus. Aber wir haben es uns erarbeitet und deshalb hab ich auch kein schlechtes Gewissen, nur weil andere mit einem Miniverdienst gerade so über die Runden kommen. Wir gönnen uns hin und wieder mal eine Städtetrip in diverse Städte/Regionen in Europa. Dieses Jahr waren wir z. B. paar Tage an der englischen Kanalküste, einen Kurztrip an die Algarve haben wir gemacht und Brüssel und Amsterdam besucht. Ende Dezember gehts dann für einen Monat nach Mexico. Und jedesmal muß ich mir anhören wie gut es mir doch geht, das man sich selber das nicht leisten kann, wie teuer das doch ist und so weiter und so fort! Mir stellt sich dann die Frage, warum ändert der Betroffene nichts? Warum unternimmt man selber nichts um die persönliche Situation zu verbessern, anstatt neidvoll auf den zu zeigen dem es besser geht?

Auch hier im Forum gibts Leute die ständig über ihre Situation jammern und anderen die Schuld für ihre Lage geben. Und es gibt die , die es trotz allem auch in der Fremde gepackt haben. Ein Beispiel ist Weinböhlaer. Setzt sich im fortgeschrittenen Alter noch mal auf die Schulbank und holt seinen Meisterbrief nach, arbeitet am Aufbau einer Firma mit und schafft es in relativ kurzer Zeit sich einen gewissen Wohlstand zu erarbeiten. Oder queeny, die mit nichts als ein paar Klamotten und ihren Kindern aus der DDR ausreist und es auch in der Fremde schafft anzupacken und sich ein ordentliches Leben aufzubauen. Und da gibt es noch einige andere hier. Vor solchen Leuten haben ich großen Respekt.

Zum Thema H4 möchte ich nur soviel sagen. Es gibt einige die auf die Hilfe der Solidargemeinschaft angewiesen sind, weil sie z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können. Für diese Menschen zahle ich gern meine Steuern und finde man sollte es auch diesen Leuten ermöglichen einen einfachen aber anständigen Lebensstandard zu haben. Aber die faulen Nichtsnutze, die es sich in der sozialen Hängematte bequem gemacht haben, würden von mir nicht einen müden cent erhalten!


So und nun kann jeder gern auf mir rumhacken oder noch ein bissel in Selbstmitleid zerfließen. Ist mir wurscht, ich hab ein dickes Fell !



Gruß, micha


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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#2 von FEINDFLIEGER , 23.10.2011 19:59

Zitat von michaka13
NEID ! SELBSTMITLEID ! JAMMEREI !

Ich selbst fahre nur noch selten in die alte Heimat, meist zu Familienfeiern, aber auch da muß ich mir von einigen Verwanden immer wieder anhören wie guts mir doch im Westen geht. Das ich nichts geschenkt bekomme, und tagtäglich hart dafür arbeiten muß, wird geflissentlich übersehen.


Zum Thema H4 möchte ich nur soviel sagen. Es gibt einige die auf die Hilfe der Solidargemeinschaft angewiesen sind, weil sie z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können. Für diese Menschen zahle ich gern meine Steuern und finde man sollte es auch diesen Leuten ermöglichen einen einfachen aber anständigen Lebensstandard zu haben. Aber die faulen Nichtsnutze, die es sich in der sozialen Hängematte bequem gemacht haben, würden von mir nicht einen müden cent erhalten!


Also ich sehe keinen Grund,auf dir rum zu hacken - und gerechtfertigt hast du dich ja nun... Ich kann dich nur bestätigen! Aber: Warte mal - da kommt bestimmt noch was hinterher...


Wenn ich groß bin gehe ich zur Volksarmee... :-D Внимание! Внимание!

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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#3 von Björn , 23.10.2011 21:00

Sehr gut geschrieben, Micha

Es stimmt auch mit meiner Einstellung überein: es ändert sich für mich nur das was ich selber ändere! Ich habe auch schon genug schlechte Erfahrungen mit einigen Firmen gemacht und um ausstehendes Geld gekämpft. Allein bei einer Gummersbacher Firma wurde ich 1999 um mehr als 10.000 DM Lohn und Auslöse sowie ca. 500 DM vorgeschossenes Betriebsgeld betrogen.
Das deutsche Rechtssystem ermöglicht und fördert aber solche Betrügereien: "Firmenverkäufe" an Geierfirmen durch Freikaufen (in meinem Fall an eine Hannoveraner Bürogemeinschaft, die offiziell über 100 Firmen auf diese Weise besaß ), danach werden die Firmen mit allen Tricks ohne Begleichung der Schulden abgewickelt Der Ex-Besitzer ist seine Schulden los, kann mit derselben Technik unter neuem Namen weitermachen und ist rechtlich unantastbar Man selbst kriegt auch nach jahrelangem Rechts- und Gerichtsstreit keinerlei Geld (auch kein Konkurs-/Insolvenzgeld), weil die Firma ohne Betriebsvermögen auf dem Papier weiter existiert und nicht in Insolvenz geht! Insolvenzanträge und ähnliches durch die "betrogenen" Firmen und Krankenkasse etc. waren mangels Masse usw. alle erfolglos, so daß sie auch alle auf ihr Geld verzichten mußten (allein bei einem Schotterwerk hatte der Gummersbacher ca. 100.000 DM Schulden).

Ich habe mir trotz dieser Probleme immer wieder auf schnellstem Wege eine neue Arbeit besorgt und bin dadurch 2005 hier im Heilbronner Raum gelandet (Bewerbungs-Rundreise durch Südniedersachen, Hessen und BaWü zu 4 Vorstellungsgesprächen > bei der hier unten habe ich sofort einen Arbeitsvertrag gekriegt). Nach 3 Jahren und einigen Reibereien mit dem Chef (wegen Überstunden und Fahrzeiten etc.), habe ich nach 2-maligem Überreden-lassen zum Verbleib in der Firma durch den Chef aber anschließend doch endgültig gekündigt (was der Chef mir erst nicht glauben wollte). Chef hat dann sogar in den folgenden Monaten einige Male durch seinen Bauleiter versucht, mich zur Rückkehr zu überreden Habe ich jedesmal sofort abgelehnt
Ich habe mir erst nach meiner Kündigung (innerhalb der 4 Wochen Kündigungsfrist) eine neue Arbeitsstelle gesucht und habe mich dann aus 3 vernünftigen Angeboten mit kurzfristiger Einstellung für "unseren" Materiallieferanten entschieden.
Seit 3,5 Jahren bin ich jetzt bei der "größeren" Technik im Steinbruch und hoffe, daß ich noch viele Jahre dort bleibe


FAUN "Eden"
http://www.youtube.com/watch?v=lqATZ-934N8

 
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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#4 von altberlin ( gelöscht ) , 23.10.2011 21:13

Hut ab, Micha, du triffst den Nagel auf den Kopf.
Die eigene Lage bejammern ohne Bereitschaft, Initiative zu zeigen, das genau ist der Zustand, den viele Deutsche in Ost und West für "gottgegeben" ansehen.
Ich bin mit 53 weg aus dem berliner Raum, nach 53 guten Jahren, solange ging es nie schlecht. Dann brachen die Aufträge weg im Handwerk, so ab 2000/2001 wurde die Situation immer schlechter. Die Arbeitslosigkeit stieg, die Preise sanken, was blieb, war, Firma schließen.
So geschah es, dann 1,5 Jahre auf Suche (über 50 !), keine Stütze nach über 17 Jahren Selbständigkeit, das Geld wurde nicht von selbst mehr. Endlich: Stuttgart. Unterbringung fast unzumutbar, Bezahlung schlecht, aber dann nach 6 Monaten Festanstellung, nicht mehr Zeitbude, gerechtes Einkommen.
Inzwischen aber Ehe restlos im A...., Scheidung folgte dann 2006, ein Glück aus heutiger Sicht. Haus ist auch mittlerweile verkauft, was solls. Also kompletter Neustart mit mitte 50, der zu schaffen ist. Mir geht es gut, bin jetzt 62, und meine Zukunftspläne sind hier im Forum kein Geheimnis mehr.
Was ich sagen will ist, diesen Couchpotatoes, egal ob in O oder W, sollte gehörig Feuer unter dem Allerwertesten gemacht werden. Es gibt doch leider genug, die ihre Arbeitsstelle am Besten zu Fuß erreichen wollen. Und bloß nicht (wie ich) weg, und dann noch 700 km, von zu Hause. Ich kenne Mitmenschen, denen ist eine Stunde Weg, egal ob mit dem Auto oder dem ÖPNV, zu weit. Bequemlichkeit, die leider seit der Wende sehr viele wie eine Krankheit befallen hat. Aber kein Wunder, der Staat, also wir, finanzieren diese Bequemlichkeit auch noch.
Sicher, nicht jeder hat mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt, und denen soll auch eine angemessene Stütze gezahlt werden, aber all denen, die es immer wieder schaffen, rechtzeitig "krank" zu sein oder aus welchen fadenscheinigen Gründen auch immer eine Arbeit umgehen, sollte der Geldhahn wirklich zugedreht werden.
Aber viele von denen jammern, um aufs Thema zurückzukommen, wie gut es den "Wessis" geht, den heutigen Rentnern oder auch den Menschen, die den Willen und den Mut hatten, woanders neu durchzustarten.
Das die Arbeit ins Haus kommt, das gibt es nur ganz selten und dann meist im Film. Selber bewegen, auch wenn es anfangs weh tut, sonst passiert nichts.
Ich bin jetzt seit 8,5 Jahren hier in BW, und mir geht es, nachdem mein Tal durchschritten ist, so gut wie nie zuvor. Und wenn mir jetzt zukünftig meine Schulter das Arbeiten verbietet, ok, dann eben früher in Rente.
Ich habe über meine wirtschaftliche Lage nie gemeckert, es lag immer in meiner Hand, sie so zu gestalten, das das Leben lebenswert ist und bleibt.

altberlin

RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#5 von peppe , 23.10.2011 21:30

Micha hast gut geschrieben ganz ehrlich
Aber glaub mal am besten hält man den Schnapel was private Dinge angeht egal ob es ein gut oder schlecht geht...........entweder man hat Neider oder man hat lacher die über das Pech von einen sich noch lustig machen können
Beste Beispiel; Wir schicken schon seit Jahren keine Ansichtskarten mehr von den Ferien genau aus dem Grund! Auch privat treffen wir uns am liebsten mit Freunden im Restauant irgendwo ganz einfach ne lustige Runde keine kocherei alle haben Zeit und jeder kann gehen wann er will ...........inkl danach gibt es keine ja hast gesehn Satz



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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#6 von Weilheimer , 23.10.2011 21:49

Der Wortlaut "da kann man nichts tun, das kann man nicht ändern" ist bei mir auch ein Punkt, wo sich der Blutdruck bei mir erhöht. Meine Frau und ich sind im Osten im Prinzip zu nichts gekommen, obwohl wir beide gearbeitet haben. Meine Frau wurde von Ihren eigenen Eltern, beide seit Jahrzehnten auch zu DDR Zeiten selbständig, wirtschaftlich ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Für eine 45 Stundenwoche und auch die eine oder andere Arbeit am Sonntag bekam sie genau 300 Euro im Monat, kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld, nichts. Ihr wurde immer gesagt, Tochter das alles gehört später alles mal dir. Mein Schwiegervater an sich als Mensch ein netter Kerl, ist unter kapitalistischen Bedingungen ein lausiger Geschäftsmann gewesen. Später hat er dann meine Frau ernsthaft gefragt, ob sie nicht auf die 300 Euro im Monat verzichten könne, weil die Firma nicht mehr gut läuft und ich als Ehemann ja Geld verdienen würde, was für uns (3 Personen) ja ausreiche. Das war der Punkt, wo ich gesagt habe nun ist Schluss hier. Hinzu kam das mir mein Chef, ein Elektromeister, immer wieder meinen Lohn schuldig blieb, am Ende war er 3 Monate im Rückstand, Geld um einen Wintergarten an sein Haus zu bauen hatte er. Das war für uns eine richtig schwere Zeit, meine Frau hatte damals nicht mal das Geld sich eine Winterjacke zu kaufen. Ich habe dann gekündigt und dann später eine Arbeit bei einem bundesweiten Filialisten angenommen und hatte so auch die Chance den Sprung nach Baden-Württemberg zu schaffen. Somit brauchte ich mir hier in BW keine Arbeit zu suchen, sondern habe mich nur vom Osten in den Westen versetzen leider, das ich auch dabei um Lohn besch... wurde ist ein anderes Thema. Meine Schwiegereltern mussten später dann ihr Geschäft verkaufen, meine Frau hätte im Osten, wenn wir diesen Weg nicht gegangen wären, ohne Job und Existenz dagestanden. Erst nachdem wir hier beide in BW arbeiteten, ging es uns auch finanziell besser. Zu meinen Verwandten im Osten, überwiegend alles H4 Empfänger, teils berentet, habe ich anfangs immer noch Kontakt gehalten. Es war aber immer so, das die Initiative von mir ausging, irgendwann habe ich es dann gelassen. Bei Besuchen im Osten, kam von denen dann der eine oder andere kesse Spruch, was mir damals sehr Nahe ging. Heute können sie labern was sie wollen, ich stehe darüber. Der Kontakt in die Heimat ist allerdings nach 11 Jahren weitgehend eingeschlafen.


 
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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#7 von Ilrak , 23.10.2011 21:54

Nichts für ungut , aber meckern und lästern können eben auhc Spaß machen und/oder eventuellen Frust abbauen .
Selbst habe ich eigentlich auch keinen Grund , vor allem , wenn ich , ähnlich michaka , meine Herkunft bedenke .
Aufgewachsen bin ich in einer recht kleinen Wohnung mit Klo ne halbe Treppe tiefer in einer nicht eben angesagte Gegend von Leipzig.
Mutter Büro, Vater Straßenbahn , nicht arm , aber eben auch keine Känguru-mäßigen Sprünge .
Gut , das Glück war mir hold und ich hatte mit 22 schon eine eigene Wohnung .

Und jetzt : Tolle Frau , traumhafte Tochter . Einen Job , der Spaß macht und etwas einbringt . Sicher auch kein Topp-Salär ,
aber es hat zu einer schnuckeligen Doppelhaushälfte gereicht .
Ich weiß natürlich auch , daß das alles ziemlich schnell weg sein kann .
Aber Grund zu meckern und zum Nörgeln hab ich eigentlich nicht .

Ab und zu tu ich es aber gern , meist mit etwas Augenzwinkern und Selbstironie , manchmal aber auch mit bösen Spott .

Ist meiner Meinung nach gesünder als überhebliche Selbstzufriedenheit .

Und Ihr seid ja meist ein dankbares und duldsames Publikum .


Revolution ist das Morgen schon im Heute,
ist kein Bett und kein Thron für den Arsch zufriedener Leute.
(Renft - Zwischen Liebe und Zorn )

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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#8 von peppe , 23.10.2011 22:00

Es war aber immer so, das die Initiative von mir ausging, irgendwann habe ich es dann gelassen. Bei Besuchen im Osten, kam von denen dann der eine oder andere kesse Spruch, was mir damals sehr Nahe ging. Heute können sie labern was sie wollen, ich stehe darüber. Der Kontakt in die Heimat ist allerdings nach 11 Jahren weitgehend eingeschlafen.


Kann ich nur dick unterschreiben Traurig aber wahr



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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#9 von Bücherwurm , 23.10.2011 22:20

Danke, Micha, dass du das Thema mal auf den Tisch bringst. Danke auch an Björn und altberlin, das ihr eure Geschichte dazu aufgeschrieben habt. Vielleicht macht dieses Thema ja anderen unter uns neuen Mut.

Auch ich habe im Leben nichts geschenkt bekommen, habe aber, trotz einiger Niederlagen, nie aufgegeben. Im Oktober 1995 bin ich hier in Niedersachsen "gelandet", arbeitslos, weil mir von meinem Ost-Chef gekündigt wurde, weil ich an der Beerdigung meiner Tante teilnehmen wollte. Im Sommer 1996 habe ich dann hier eine Festanstellung bekommen mit gleicher Bezahlung (nach Tarif), wie meine männl. Kollegen. 1999 habe ich mich für die Meisterschule entschieden. Die ersten beiden Teile habe ich neben der Arbeit absolviert, die anderen zwei in Vollzeit. Dafür musste ich natürlich meinen Job kündigen. Nach der Meisterschule, also ab 2001 habe ich zwei Jahre bundesweit erfolglos Arbeit gesucht. Ende 2003 hatte ich dann so die Nase voll, dass ich den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt habe. Mehr als arbeitslos konnte ich ja nicht wieder werden. Mitte 2004 habe ich ungeplanterweise meinen Bruder (auch Malermeister) einstellen müssen, viel zu früh, weil die Firma noch keine 2 Leute durchbringen konnte. Mitte 2006 wurde mein Bruder dann schwer krank und ich habe bis Ende 2008 für 2 gearbeitet, weil mein Bruder mit seiner Krankheit keine neue Arbeit bekommen hätte. 2009 habe ich dann die "Quittung" für mein ständiges Über-die-Grenze-gehen bekommen, Diagnose Burnout und das zu 100 %. Eine längere Auszeit oder gar Aufgeben kam für mich nicht infrage, ich liebe meinen Beruf über alles und es gibt nichts Schöneres für mich, als das Strahlen in den Augen meiner Kunden, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin. Jetzt haben wir das Jahr 2011, ich bin (trotz aller Widrigkeiten und Schikanen durch die Konkurrenz) immer noch selbstständig, versuche meine Genesung und die 60 Std. Woche im Sommer gemeinsam auf die Reihe zu bringen und kann leben.

Eins habe ich in meinen 45 Lebensjahren gelernt: Es gibt nur zwei Dinge, die man im Leben geschenkt bekommt. Das eine ist das Leben und das andere der Tod. Den Rest dazwischen muss man schon selbst gestalten und dafür ist jeder selbst verantwortlich. Jeder Mensch hat sein Päckchen im Leben zu tragen. Das eine ist leichter, als das andere, aber mit ein wenig Mut kann jeder sein Leben meistern.

@micha
Ich drücke dir beide Daumen, dass du bald wieder auf die Beine fällst, vorallem aber, dass du für dich und deine Firma eine Lösung findest!

 
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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#10 von peppe , 23.10.2011 22:28

Es gibt nur zwei Dinge, die man im Leben geschenkt bekommt. Das eine ist das Leben und das andere der Tod. Den Rest dazwischen muss man schon selbst gestalten und dafür ist jeder selbst verantwortlich. Jeder Mensch hat sein Päckchen im Leben zu tragen. Das eine ist leichter, als das andere, aber mit ein wenig Mut kann jeder sein Leben meistern.


Das ist auch ein wichtige Satz in meinen Leben ein wenig anders kenn ich Ihn aber er sagt das gleich aus; Man kommt allein auf die Welt und geht allein von der Welt und muss nicht meinen das dies mitten im Leben anders ist *Selbst ist Mann/Frau für dies verantwortlich* und das schönste im Leben ist Gesund zu sein und jemand an seiner Seite zu haben mit dem man glücklich ist .........alles andre kann man Regeln



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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#11 von Smithie23 , 23.10.2011 23:12

@michaka13: Bei mir bräuchtest du dich nicht rechtfertigen. Ich respektiere jeden Menschen, der durch Fleiß und das Einstecken von Rückschlägen, endlich dort angekommen ist, wo er sich wohlfühlt. Ich gebe auch zu, dass viele Menschen im Osten ein sehr augeprägtes Neidverständnis haben. Bei Manchen liegt es aber nur daran, dass sie hart schuften und immer irgendwie die Dummen sind. Wer für die selbe Arbeit im Osten erheblich weniger bekommt und dazu noch länger arbeitet, dem kann ich es nicht übel nehmen. Das richtet sich aber nicht gegen das Pendant im Westen, sondern es ist ne Unzufriedenheit dem System gegenüber. Deshalb auch der so oft unüberlegte Spruch "früher hätte es das nich gegeben." Auf sowas antworte ich immer:" Früher hatten wir auch noch nen Kaiser!"

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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#12 von FEINDFLIEGER , 23.10.2011 23:18

Quatsch! Wir hatten früher Spatzen,die wogen einen Zentner und haben unsere Dächer zerlatscht...


Wenn ich groß bin gehe ich zur Volksarmee... :-D Внимание! Внимание!

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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#13 von Ilrak , 24.10.2011 00:14

Zitat von Smithie23
" Früher hatten wir auch noch nen Kaiser!"




Klar , und alles war aus Holz .

Zu meinen Worten von vorhin muß ich noch ergänzen , daß ich natürlich nicht freiwillig gen Westen gezogen bin , wie vielleicht viele
andere . Allerdings erwies sich mein Arbeitgeber mit dieser Versetzung wohl zuerst selbst einen Bärendienst.
Hier habe ich alles mitgenommen , was in Leipzig schon rein geografisch weder möglich noch nötig gewesen wäre :
Ausbildung für zwei ( mit Kölsch drei ) Fremdsprachen und , woran ich früher nicht mal im Traum gedacht habe .
TGV-Lokführer . - Wenn auch in Deutschland die geselllschaftlichte Reputation nicht annähernd mit der in Frankreich vergleichbar ist.
Das ist mir aber weitestgehend egal .
Und : wenn ich so aus dem Fenster schaue , den Spielplatz im Wohngebiet , die ganzen unbeschwerten Kinder ,
bald wieder unseren illegalen Weihnachtsbaum und auch die allgemein doch recht intakte Infrastruktur sehe ,
den nahen Wald und das alles , denke ich schon , daß für Selbstmitleid gar kein Grund besteht . und Neid , nur weil meine kasachischen Nachbarn
Granitfußböden und Edelstahlgeländer haben ? Käse .


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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#14 von Smithie23 , 24.10.2011 09:29

Wenn man hinter die Fassade schaut, dann ist eh nicht alles Gold das glänzt. Viele, die Reichtum zeigen, leben meist dermaßen spartanisch. Ich vergleich das immer mit den Leuten, die ihr Auto bis zum geht nicht mehr tunen, alles Geld reinstecken und für die grundlegenden Dinge nichts mehr übrig haben.

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RE: Neid und Selbstmitleid - die neuen Tugenden der Deutschen???

#15 von Atze , 24.10.2011 15:11

Klasse. So sind die richtigen Ossis.

Am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen, ist echt etwas, was Viele aus der ehemaligen DDR können.
Ich freue mich über jeden Ossi, der es gepackt hat.

Ich selber beklage mich auch nicht. Die Wende hätte für mich zwar 5 Jahre früher kommen können aber es war noch nicht zu spät.
Pech hatten die, bin ich der Meinung, die kurz vor der Rente standen und in der DDR auch nicht so viel hatten.

Von meinen, mir zuletzt unterstellten Offizieren, haben es, bis auf einen, eigentlich alle geschafft (von denen ich es weiß), sich in der neuen Gesellschaftsordnung fest zu etablieren. Darunter sind Rechtsanwälte, Beamter in den SEK´s der Länder, Rettungsassistenten, natürlich einige Selbständige und viele im höheren Manegement von Sicherheits- und anderen Firmen.

Ich selber habe mich ja vorgestellt.
27 Wohnungen und Häuser habe ich mit einem Freund zusammen. Die sind großteils zwar noch nicht abbezahlt aber es ist alles so geregelt, dass in 12 - 15 Jahren alles bezahlt ist. Und ja, ich kenne das Problem mit der ständigen Vermietung und Mietern, die die Eigentümer als Schiedsgericht ansehen auch. Wir haben aufgrund unserer sozialen Einstellung auch schon richtige Pleiten mit Mietern erlebt, wo im Jahr bis zu 4000 € Rückstände nur an Betriebskosten zu beklagen sind und diese natürlich kein Amt übernimmt. Diese Mutter mit 5 Kindern hatte unsere größte Wohnung (179 qm - eine im Erdgeschoss liegende, von uns umgebaute Kneipe). Zum Glück ist sie jetzt raus. Die Wohnung bedurfte einer Grundsanierung, deren Kosten auch bei uns, als Vermietern, hängen blieb. Die Schulden müssen wir deckeln. Ich bedauere nur Ihre Kinder.

Meine eigentlich Firma läuft so, dass wir beruhigt und gut davon leben können. Und das alles in Brandenburg und Berlin.
Die Kinder sind alle in Lohn und Brot, was ja für den persönlichen Seelenfrieden auch wichtig ist und meine Frau und ich können unseren Hobbys frönen.

Ich verdamme auf keinen Fall die Zeit in der DDR aber rein menschlich gesehen, geht es meiner Familie jetzt besser als je zuvor. Und richtig, dass ist uns nicht in den Schoss gefallen, dafür haben wir 18 Jahre schwer geackert. Erst jetzt kann man langsam etwas ruhiger treten.

Gruß


Sir W. Churchill

"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."

 
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