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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#211 von Kehrwoche , 16.04.2012 19:30

Zitat von Atze
Weist Du Mauselinchen, schreib doch am Besten nur über Dinge von denen Du was verstehst. Dann würden uns 99 % Deiner Beiträge erspart bleiben. Wäre doch auch nicht schlecht, oder ?


@Atze, schreib doch auch am Besten nur über Dinge von denen Du was verstehst. Dann wären wir endlich wieder beim Thema.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#212 von michaka13 , 16.04.2012 20:10

Zitat
Übrigens macht das der MAD genauso. Er nutzt die Uniform, die in jeweiligen Verband der Bundeswehr getragen wird.



Das ist nicht ungewöhnlich, denn:

Zitat
Das Amt für den militärischen Abschirmdienst (MAD), inoffiziell: Militärischer Abschirmdienst, bis 1984 Amt für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw), ist der Nachrichtendienst der Bundeswehr, der dort die Aufgaben einer Verfassungsschutzbehörde wahrnimmt. Organisiert ist der MAD als Dienststelle des Bundesverteidigungsministeriums und beschäftigt etwa 1250 zivile und militärische Mitarbeiter. Er untersteht dem Inspekteur der Streitkräftebasis und ist Teil der Streitkräfte. Die Zentrale des MAD liegt in der Konrad-Adenauer-Kaserne in Köln, hinzu kommen 12 über das ganze Bundesgebiet verteilte Außenstellen.



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Amt_f%C3%BC..._Abschirmdienst

Die Angehörigen des MAD sind Soldaten wie jeder andere Soldat auch. Warum sollten diese Soldaten keine Uniform tragen? Die Zivilangestellten tragen keine Uniform. Genauso wie übrigens jeder andere Zivilangestellte des BmVg. Während des Einsatzes im Ausland tragen die Zivilangestellten des MAD allerdings meißt auch Uniform. Das ist jedoch nichts außergewöhnliches. Auch die anderen Zivilangestellten der BW tragen im Auslandseinsatz Uniform.


Die Mitarbeiter des MfS waren meines Wissens nach ja keine Sodaten. Sie waren auch einem völlig anderen Ministerium unterstellt. Deshalb ist es in meinen Augen etwas seltsam, das diese Leute im Dienst Uniform trugen.



Gruß, micha


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#213 von Buhli , 16.04.2012 21:21

Michaka, was ist daran so seltsam? So wie ich es in der Dresdner BEPO mitbekommen habe, wurden die Jungs von den anderen Ministerien ausgebildet. MdI oder NVA wurden da gleichermaßen genutzt. Die Uniform des MfS war genau so grau wie das der NVA. Nur eben in der BEPO fielen die Jungs auf, da die Polizeiuniform grün war. Das galt allerdings nur für Ausgangs- und Paradeuniform. Die Trainings- und Kampfanzüge waren gleich.

Wir kommen vom Thema ab.



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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#214 von michaka13 , 17.04.2012 05:46

Also waren Mitarbeiter des MfS gar keine Zivilisten, oder wie muß man das jetzt verstehen?

Ich muß dazu sagen, ich hab schließlich keine eigenen Erfahrungen mit NVA, BePo usw. Ich bin nur verwundert, das der Mitarbeiter des einen Ministeriums ( MfS) bei einer anderen Einheit seinen Dienst versieht (NVA) und dabei dessen Uniform trägt. Wenn ich Dich jetzt richtig verstehe, trugen die Mitarbeiter des MfS die ihren Dienst bei der NVA verrichteten überhaupt keine NVA-Uniform, sondern eine MfS-Uniform. Diese sah jedoch der Uniform der NVA recht ähnlich, so das andere Soldaten wiederrum dachten, diese Leute wären Soldaten. Nun war das Mfs meines Wissens nach ja ein ziviles Ministerium. Demzufolge dürften die Mitarbeiter des MfS ja keinen militärischen Rang gehabt haben, Thema Schulterstücke, und damit leicht zu erkennen gewesen sein. Vielleicht könnte ja Atze noch mal was dazu schreiben. Für mich hört sich das alles sehr seltsam an.

Eines möchte ich noch anmerken. Wenn in unserem Zug oder unserer Kompanie jemand rumgelaufen wäre, der eine ähnlich Uniform der unsrigen trug, wäre das wohl jedem aufgefallen. Warum sollte dann der Angehörige der NVA so blöd sein und nicht mitbekommen, das dort seit Jahren/Monaten/Wochen jemand mit einer anderen Uniform rumläuft? Ich kann mir das ehrlich gesagt nur schwer vorstellen.


Gruß, micha


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#215 von Buhli , 17.04.2012 08:24

Michaka, der erkennbare Unterschied galt nur für die erwähnten Uniformen. Die waren nicht ähnlich, sondern gleich. Das MfS war genau so ein militärisch organisiertes Ministerium wie die anderen beiden. MdI und MfS hatten nur andere Aufgabenbereiche. Das das MfS in den anderen Einrichtungen Leute hatte, war nie ein Geheimnis. Wird alledings gern mal anders dargestellt. An den Ziernäthen der Hosen und Jacken, sowie an den Kragenspiegeln, war der Unterschied zu erkennen. Ich weiß nur, daß die Grenztruppen grüne und die Luftwaffe hellblaue Zierstreifen hatte. Die Schulterstücken für die Dienstgrade waren ab Offiziersdienstgrad, bei allen gleich. Ob die Stasi auch Unteroffiziersgrade hatte, weiß ich nicht. Bei der BePo waren diese Schulterstücke ab Anwärter (Soldat) bis Obermeister (Oberfähnrich), grün. Atze hilf mal bitte aus. Zur Ermittlung von Unregelmäßigkeiten, wird die Stasi sicher mit der entsprechenden Abteilung vertreten gewesen sein. Möchte ja auch sein. Was denkst Du, was in den wäldlichen Umgebungen von militärischen Einrichtungen für ein "Verkehr" von aliierten Fahrzeugen war? Das da die Stasi nicht einfach so die Tore öffnet, ist ja wohl nachvollziehbar. Oder? Die neugierigenTruppenteile befanden sich im eigenen Auto ja auf Aliiertengebiet. Solange die im Auto waren, durften die noch nicht mal kontrolliert werden. Daran ist auch erkennbar, was die Chefetagen der beiden Großmächte alles ausgeheckt haben. Da soll es schon mal vorgekommen sein, daß die SA hat Panzer kommen lassen um die Fahrzeuge entsprechend zusammen zufalten. Das mal so nebenbei.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#216 von reporter , 17.04.2012 08:34

Hauptberufliche Stasi-Mitarbeiter waren für den DDR Bewohner, der dumm gehalten wie Brot, fallweise gerade das, was die beste Tarnung und die bestmögliche Erschleichung von Vertrauen des jeweiligen Umfeldes für die aktuelle 'operative Aufgabe' versprach.

So waren sie fallweise Stasi-Schergen in den illegalen Stasi-Haftanstalten, Verhörer, Wühler und Zersetzer oder eben auch NVA- oder 'Grenzschutz'-Angehörige welche als "Jungs" mit den offiziellen Boilern vertrauenesvoll zusammenarbeiteten. Oder sie steuerten das Heer der Hunderttausede der nebenberuflichen Stasi-Spitzel in allen gesellschaftlichen Bereichen und Verästelungen des SED-Staats.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#217 von Atze , 17.04.2012 08:35

Das Ministerium für Staatssicherheit war schon ein militärisches Organ, zumindestens war es militärisch organisiert.

Alle Mitarbeiter, mit Ausnahme der wirklich zivilen Angestellten, wie z.B. eine Köchin, hatten militärische Dienstgrade. Es gab dort auch eine Regiment, welches militärische- und Schutzaufgaben wahr nahm. Das war das Regiment "F. E. Dsershinsky". Soldaten dieses Regimentes sicherte z.B. die Wohnsiedlung in Wandlitz.
Ansonsten waren die Männer dieses Regiments ausgebildet wie ein MotSchützenregiment mit einigen zusätzlichen Komponenten.
So hatte dieses Regiment eine Kompanie, die wie die Fallschirmjäger der NVA ausgebildet wurden. Die Unteroffiziere dieser Kompanie wurden im Unteroffizierausbildungszuges des Fallschirmjägerbataillons, über 10 Monate hin, zum Unteroffizier ausgebildet. Während dieser Zeit trugen sie auch die Uniform der Fallschirmjäger der NVA und jedem Angehörigen dieses Zuges war klar, diese drei Männer kommen vom MfS und gehen nach dem sie die "Gurkenschalen" erhalten haben, zurück in ihr Regiment.

Die Uniform ließ sich von Schnitt und Farbe, von Schulterstücken und Dienstlaufbahn, kaum von einem TT der NVA unterscheiden. Wo die MotSchützen weiße, die Pantersoldaten rosa Schulterstücke und Bisen hatten, trugen die Angehörigen dieses Regiments kaminrote Schulterstücke und Bisen. Sie hatten einen Ärmelstreifen an der Ausgangs- und Paradejacke (ich glaube linker Unterarm - bin aber nicht ganz sicher) wo der Name des Regiments drauf stand, so wie wir das aus der deutschen Geschichte kennen, wo z.B. Grenztruppen der DDR drauf stand, oder noch weiter zurück, z.B. "Hermann - Görig - Regiment".

Insofern war für den Laien eine Unterscheidung auf den ersten Blick kaum möglich.

Quelle des Bildes der Uniform: http://www.google.de/imgres?q=wachregime...241&tx=81&ty=90


Sir W. Churchill

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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#218 von reporter , 17.04.2012 09:03

Zitat von Atze
Das war das Regiment "F. E. Dsershinsky".




Wie man sich gerade auf den stalinistischen Verbrecher Dserschinski sozusagen ehrenhalber berufen kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Es zeigt allerdings die Verkommenheit und die Unterwürfigkeit des SED-Regimes gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht, so einen Berufskiller noch bis Ende der 80iger Jahre als Vorbild zu feiern. Der Rückgriff auf die "Deutsche Geschichte" ist daher nicht nur absolut unpassend, sondern anmaßend.

Was das "militärische Organ" MFS angeht, im militaristischen SED-Staat kann da leicht die Übersicht verloren gehen. Entgegen dem offiziellen Propaganda-Gesülze vom "Friedenstaat" hatte alleine die SED-Boiler-Armee ("NVA") wohl vergleichsweise viermal soviel Waffengerät wie die Bundeswehr. Neben dem MFS und der NVA gab es allerdings noch eine Reihe anderer kasernierter Einheiten in der Form von Wächtertruppen und "Volkspolizei"-Kasernierten. Abgesehen von den sonstigen uniformierten Formationen für Spitzel- und Überwachungsaufgaben und vormilitärische Ausbildungen.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#219 von michaka13 , 17.04.2012 19:53

Atze schrieb:

Zitat
Die Uniform ließ sich von Schnitt und Farbe, von Schulterstücken und Dienstlaufbahn, kaum von einem TT der NVA unterscheiden.


Zitat
Insofern war für den Laien eine Unterscheidung auf den ersten Blick kaum möglich.


Wenn ich das richtig verstehe, ließen sich die Angehörigen des MfS optisch von den Soldaten der NVA unterscheiden. Ob der Laie den Unterschied sieht oder nicht, halte ich für nicht so wichtig . Es war aber jedem Soldaten möglich, den MfS Mann in den eigenen Reihen zu erkennen, sofern er nicht völlig blind war. Habe ich das so richtig verstanden?

Mir stellt sich die Frage, was war die Aufgabe der Mitarbeiter des MfS innerhalb der NVA. Haben Sie genauso am Dienstalltag teilgenommen wie die Soldaten auch? Oder hatten sie eine Sonderstellung? Ich glaube mich zu erinnern, das Du mal geschrieben hast, es gab in jeder Kompanie einen MfS-Verbindungsmann (oder so ähnlich). Verbessere mich bitte, wenn ich da jetzt daneben liege. Gab es nur diesen einen Mitarbeiter oder gab es noch mehr Leute von denen innerhalb einer Kompanie? Wieso war überhaupt diese offenbar doch recht hohe Präsenz von MfS-Mitarbeitern in der NVA nötig?

Vielleicht kommen Dir die Fragen etwas seltsam vor, aber bedenke bitte, ich bin im Januar 1971 geboren und habe deshalb keinerlei Erfahrung oder eigene Erlebnisse in Bezug auf die NVA.



Gruß, micha


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#220 von Buhli , 17.04.2012 20:24

Michaka, mich würde es nicht wundern, wenn in jeder Kompanie einer präsent gewesen wäre. Würde allerdings rein rechnerisch schon mal die Kapazität der Firma und deren Helfer übersteigen. Nötig war diese geballte Präsenz eh nicht. Reporter wird da sicher aus Wikipedia oder anderen "Fachzeitschriften" was anderes herrausgooglen.
Das mit der Erkennbarkeit hab ich ja selbst erlebt. Also keine Geheimniskrämerei auf diesem Gebiet. Passt nicht so recht ins Bild. Was? Ich schrieb schon mal. Diese Leute waren während der Ausbildungzeit da. Danach ging es in die entsprechenden Einheiten wohin sie eingeteilt wurden. Wo das auch immer war. Den Handballer von Dynamo Halle hab ich schon hier irgend wo erwähnt. Der war meine erste Infoquelle zu diesem Thema. Als er in grauer Uniform inmitten der Grünen stand, bemerkte ich den Unterschied und sprach ihn dann ein paar Tage später, in der Sporthalle diesbezüglich an.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#221 von Atze , 18.04.2012 08:58

In jedem Truppenteil (TT = selbständiges Bataillon / Regiment) gab es einen offiziellen Mitarbeiter des MfS. Diese waren Angehörige der HA 1 des MfS und wurden in der NVA, "VO" (Verbindungsoffizier - Vau Nuller) genannt. Im Verband (also ab Division aufwärts) gab es wohl drei hauptamtliche Mitarbeiter des MfS. Also bei 17.000 bis 22.000 Mann waren das etwa 12 bis 18 hauptamtliche Mitarbeiter insgesamt. Also für ca. 1000 Mann, ein hauptamtlicher Mitarbeiter. Bei der oft vorhandenen Sensibilität (Waffen, Munition, Geheimhaltung, fern von "Muttern", irgendwo im Walde, hohe psychische und physische Anspannung usw.) erscheint mir das als nicht zu viel.
Die Hauptamtlichen nahmen nicht am täglichen Dienstbetrieb des TT teil sondern hatten ihre eigenen Aufgaben.

Die Aufgaben dieser Herren des MfS in der NVA war:

Die Sicherung der Führungsorgane des Ministeriums für Nationale Verteidigung, deren Lehr- und anderen Einrichtungen, Institute und aller anderen militärischen Dienststellen der NVA sowie aller Teilstreitkräfte gegen Spionage, Sabotage, Diversion und terroristische Anschläge gegen deren Personalbestand, Technik und Ausrüstung.
Vorbeugende Verhinderungen von Fahnenfluchten von Armeeangehörigen oder ungesetzlichem Verlassen der DDR durch Zivilangestellte der NVA.
Übergabe von Informationen über erkannte Mängel auf den Gebieten der Sicherheit / Geheimhaltung, Disziplin und Ordnung an die Kommandeure.

Jetzt wird Mauselinchen uns noch klar machen, dass es in jeder MotSchützenkompanie noch Informelle Mitarbeiter gegeben hat.
Das ist sicherlich wahr. Diese waren aber keine hauptamtlichen MfS-er, sondern eben Soldaten die ganz normal im TT ihren Dienst als Soldaten versahen und am täglichen Dienstbetrieb ihrer Einheit teil nahmen. Mir ist kein glaubhaftes Dokument bekannt, wo über deren zahlenmäßige Stärke Auskunft gegeben wird. So kann es durchaus gewesen sein, dass in einer Kompanie kein IM vorhanden war und in einer anderen Kompanie dafür Zwei. Ich weiß es wirklich nicht.
Mir ist nur bekannt, dass in TT, die hauptsächlich aus Zeit- und Berufssoldaten bestanden, es so gut wie keine Informellen Mitarbeiter (IM) vorhanden waren, wie z.B. in den fahrenden Einheiten der Volksmarine (Dienstzeit mindestens 4 Jahre) oder Fallschirmjäger (Mindestdienstzeit 3 Jahre).

Reicht das erstmal Michaka?


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#222 von reporter , 18.04.2012 09:55

Wie üblich abseitiges Gerede vom Genossen Ätzchen. Hauptaufgabe der Stasi V2000 bei der NVA war nicht der Kampf gegen den bösen Feind, sondern die Verhinderung von Fluchten der eigenen Leute von der SED-Boiler-Armee oder den Wächtertruppen. Um eine möglichst hoche Stasi-Informantenbelegung in den Truppenteilen zu erreichen, griff die Stasi, ggf. im Zusammenspiel mit dem zur Stasi-Mitarbeit verpflichteten NVA-Boiler, auf die bewährten Mittel von Heimtücke und Erpressung zurück.
Denn für den militärischen Bereich gab es bei der NVA selbst ja noch zusätzlich eine Geheimtruppe, die mit der Mielke-Stasi nicht zu verwechseln ist.


Das DDR Lexikon schreibt zum Thema Stasi und NVA

Zitat
Seit dem Mauerbau 1961 war die HA I verstärkt mit dem Problem der Republikflucht beschäftigt, eine ihrer wichtigsten Aufgaben bestand in der Vereitelung von Fluchtplänen bei Angehörigen der NVA und der Grenztruppen.
Dazu bediente sich die HA I eines engmaschigen Netzes aus Tausenden oder sogar Zehntausenden Inoffiziellen Mitarbeitern in den Truppenteilen. Die hohe Zahl der IM folgte aus einer Planvorgabe innerhalb der HA I, wonach mindestens in jedem Zug - und im Idealfall "auf jeder Stube" - ein Informant der Abteilung vertreten sein sollte. Da sich mittels Anwerbung auf freiwilliger Basis oder aufgrund der "politischen Überzeugung" der IM-Kandidaten dieses Ziel nicht verwirklichen ließ, wurden NVA-/Grenztruppen-Angehörige (Wehrpflichtige), die sich kleinerer Dienstvergehen schuldig gemacht hatten, häufig zur IM-Tätigkeit erpresst. Die wirkungsvollste Drohung war dabei die mit dem Militärgefängnis Schwedt - um dem zu entgehen, oder um einen "schwarzen Fleck in der Kaderakte" zu vermeiden, erklärten sich zahlreiche Wehrpflichtige zur inoffiziellen Mitarbeit bereit.

Die genaue Zahl der Inoffiziellen Mitarbeiter der Verwaltung 2000/HA I wurde nach der Wende 1989/90 nicht bekannt, allerdings gab es 1988 in der HA I 1.025 Planstellen für IM-führende Offiziere. Bei einer (konservativen) Annahme von durchschnittlich acht bis zehn aktiven IM je Führungsoffizier ergäbe sich somit bereits eine Gesamtzahl von annähernd 10.000; dazu kam, dass sich die zu bearbeitende "Zielgruppe" alle 18 Monate erneuerte (siehe auch Wehrpflicht). Oft entstanden daraus jedoch keine "IM-Karrieren", da die Bereitschaft zur Spitzeltätigkeit rapide abnahm, wenn der Wehrpflichtige aus dem direkten Machtbereich der NVA bzw. der HA I entlassen wurde.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#223 von Paule , 18.04.2012 12:29

Zitat von reporter
Hauptberufliche Stasi-Mitarbeiter waren für den DDR Bewohner, der dumm gehalten wie Brot, fallweise gerade das, was die beste Tarnung und die bestmögliche Erschleichung von Vertrauen des jeweiligen Umfeldes für die aktuelle 'operative Aufgabe' versprach.

So waren sie fallweise Stasi-Schergen in den illegalen Stasi-Haftanstalten, Verhörer, Wühler und Zersetzer oder eben auch NVA- oder 'Grenzschutz'-Angehörige welche als "Jungs" mit den offiziellen Boilern vertrauenesvoll zusammenarbeiteten. Oder sie steuerten das Heer der Hunderttausede der nebenberuflichen Stasi-Spitzel in allen gesellschaftlichen Bereichen und Verästelungen des SED-Staats.

Gibt es dafür Quellen? Ich bin doch bemüht aus meinem Status "dumm, wie Brot" mit Deiner Hilfe irgendwie zur Erleuchtung zu kommen. Danke für entsprechende Unterstützung.

Auch für "dumm gehalten wie Brot" wäre eine verständliche Erklärung nicht schlecht.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#224 von Atze , 18.04.2012 13:29

Ach Mauselinchen.

Da hamvas wieder. Du glaubst auch jeden Dreck, der ausgekippt wird.

Einfache Rechnung gefällig?

Die NVA (nur auf die beziehe ich mal) hatte ca. 100.000 Mann. Davon etwa 60.000 Soldaten im Grundwehrdienst, also für 18 Monate. Dem entsprechend gab es ca. 2000 Züge in der NVA und etwa 650 bis 800 Kompanien / Batterien oder Gleichgestellte.

Die NVA wurde 1956 gegründet. Ich lasse mal die ersten 14 Jahre weg und setze bei 1971 an.
Also nur 18 Jahre liegen in meiner Betrachtung. Wenn wir die mal durch die 18 Monate teilen kommen wir auf 12 Verrechnungseinheiten pro Jahr. Wenn nun in jedem Zug nur ein IM wäre, wären dass 9600 IM im Soldatendienstgrad pro Jahr.
Wenn auch nur auf jeder zweiten Soldatenstube ein IM gelegen hätte, wären dies etwa 24.000 IM pro Jahr.

Erkennst Du die Dummheit Deiner Aussage?

Wenn nun auf jeder Soldatenstube ein IM gelegen hätte, wären das ca. 48.000 IM pro Jahr bei etwa 60.000 Wehrpflichtigen also von 5 Wehrpflichtigen, wären vier inoffizielle Mitarbeiter gewesen.
Und wenn wir das auf unsere Ausgangsbetrachtung hochrechnen, wären das ca. 570.000 IM, allein in der NVA in den letzten 18 Jahren.
Junge, junge ich bin platt. Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Du siehst mich nur noch kopfschüttelnd.

Merkst Du eigentlich noch, was Du so von Dir gibst und was Du uns hier als der „Weisheit letzter Schluss“ auftischst? So dumm kann man doch gar nicht sein, oder irre ich mich da?

Curt Götz sprach mal einen klugen Satz.
„Sprächen die Menschen nur von Dingen, von denen sie etwas verstehen, die Stille wäre unerträglich.“

In diesem Sinne, träum weiter und lass Dich von nicht Wissenden berieseln.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#225 von Buhli , 18.04.2012 14:01

Paule, auf Deine gewuenschten Erklaerungen wirst Du vergeblich warten. Warum? Atze, Deine Rechnungen werden ihr Ziehl nicht erreichen. Warum nicht? Ist das so schwer nachzuvollziehen? Unser Reporter ist doch, seinen eigenen Worten entnommen, ehemaliger DDR Buerger. Also auch Opfer der DDR Politik, "Das Volk dumm wie Brot halten" geworden. Die Auswirkungen lesen wir ja schon laenger. Oder ist das nur die Auswirkung durch die lagjaehrige Einwirkung des amerikanischen Gehirnweichspuelers? Das waere dann allerdings nicht dem Netz der alten Genossen zu verdanken.


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