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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#16 von Buhli , 04.10.2012 17:07

Ach Joe. Muß manDir wirklich alles wörtlich vorkauen? Bei Besuchen vor Ort ist das doch nun wirklich kein Thema. Deshalb von mir auch nicht erwähnenswert. Wann werden die Fähnchen denn auf der Straße geschwenkt? Noch nicht beobachtet? Am 3.10. oder 17.6. oder 1.5.? Nur mal so als Frage. Ich beobachte, das nur die Fussballereignisse zum Fàhnchenschwenken auf der Strasse, genutzt werden. Gibt es noch andere Wahrnehmungen? Beim Fähnchenschwenken geht es doch eigentlich darum, wie man politisch zu seinem Land steht. Oder? Die Sportfeste sind doch da eigentlich auch nur eine schöne Nebensache.


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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#17 von delta , 04.10.2012 17:10

Ja...wenn der Bundespräsident kommt.................


wer fehler findet, darf sie behalten, ich habe reichlich davon.

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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#18 von frank , 04.10.2012 17:36

Zitat von joesachse im Beitrag #15
Und ich bin mir ziemlich sicher, ohne die Erfindung des Rades hätte es die deutsche Wiedervereinigung am 03.10.1990 auch nicht gegeben.


Man sollte sich schon bemühen, die Hauptdeterminanten von gesellschaftlichen und politischen Prozessen zu verstehen.

Die DDR war bekanntlich seit ihrer Gründung nur mit entsprechender Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht überlebensfähig. 1953 wurde das einige Jahre zuvor von Stalin eingeflogene deutsche Statthalterpersonal um die 'Gruppe Ulbricht' von breiten Kreisen der betroffenen Bevölkerung nicht akzeptiert, und Sowjetrußland stellte die politischen Weichen für das Ende der Sozialdemokratie im Osten Deutschlands bereits 1946 in Moskau, um mit den Konstruktionen von SED und Einheitsliste eine Beteiligung der Bevölkerung am politischen Willensbildungsprozess zu verhindern. Sogar um den Austrieb christlicher Traditionen machte man sich beim Genossen Stalin Sorgen, und als es schon brodelte vor dem Volksaufstand im Juni fasste das Politbüro der KPdSU im Mai 1953 einen Beschluss über "Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR", der auch eine 'sozialistische Alternative' zur Konfirmation vorsah. Die Maßnahme Stalins ging dann als 'Jugendweihe' unter den Randbedingungen der DDR in die Geschichte ein.

Hinzu kam Anfang der 50iger die Zwangskollektivierung, die zu einer Massenflucht der bäuerlichen Bevölkerung führte, denn fast alle alteingesessenen Bauern widersetzen sich der Kollektivierung und in der 'Aktion Ungeziefer' wurden vermeindliche unsichere Kantonisten aus grenznahen Gebieten vom SED-Regime zwangsumgesiedelt.

Das ist in etwa die Gemengelage, die dann zum Volksaufstand im Juni 1953 führte. Ob die Kräfte des SED-Regimes allein den Volksaufstand hätten niederschlagen können, ist reine Spekulation. 1953 gab es noch keinen gigantischen Geheimdienst, keine NVA und nur die 'Kasernierte Polizei', die Landeszentale für Politische Bildung in BaWü jedenfalls meint

Zitat
Ohne das Einschreiten der sowjetischen Truppen wäre die Herrschaft der SED vermutlich schon vier Jahre nach der Staatsgründung an ihr Ende gelangt.

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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#19 von Kolumbus 1492 , 04.10.2012 17:38

Mannonann wo haste denn das nun wieder her ? Die DDR Unterstützung von den Russen ? Von welcher Unterstützung redest Du vom Abbau jeglicher Industrieanlagen und Eisenbahnlinien ?

Mein Gott Kürbis gedeihe.


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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#20 von frank , 04.10.2012 17:45

Zitat von Kolumbus 1492 im Beitrag #19
Mannonann wo haste denn das nun wieder her ?


Aha.

Was meinst du, weshalb bis zum Untergang der DDR 300000 Rotarmisten im Lande stationiert wurden?

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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#21 von Buhli , 04.10.2012 17:50

Die Jugendweihe ein sozialistisches Relikt? Wer hat denn dss Gerücht verbreitet? Die gab es schon, sls Deutschland noch gar nicht existiert hat. Als Äquivalent zu den kirchlichen Festen, für alle glaubensfreien Jugendlichen, von einem Pfarrer ins Leben gerufen. Ironie der Geschichte?
http://de.wikipedia.org/wiki/Jugendweihe...der_Jugendweihe


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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#22 von Kolumbus 1492 , 04.10.2012 17:55

Zitat von frank im Beitrag #20
Zitat von Kolumbus 1492 im Beitrag #19
Mannonann wo haste denn das nun wieder her ?


Aha.

Was meinst du, weshalb bis zum Untergang der DDR 300000 Rotarmisten im Lande stationiert wurden?





Dann sag millitärische besatzung aber nicht unterstützung!


Wenn der Staat den Weg der Gerechtigkeit verlässt , wird ziviler ungehorsam zur Pflicht.

 
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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#23 von frank , 04.10.2012 18:28

Zitat von Buhli im Beitrag #21
Die Jugendweihe ein sozialistisches Relikt? Wer hat denn dss Gerücht verbreitet? Die gab es schon, sls Deutschland noch gar nicht existiert hat.


Klar doch, in der liberalen DDR hat man gern die freigeistigen Bewegungen aus der Weimarer Republik übernommen.

Mal im ernst, diese historische Jugendweihe war in der DDR Diktatur verboten, wie sie auch bei Adolf Nazi verboten war. Da man aber jeden Schwenk vom Genossen Stalin mitmachte, gabs dann die 'sozialistische Jugendweihe' mit dem Gelöbnis als "treue Söhne und Töchter unseres Arbeiter- und Bauernstaates mit dem Sowjetvolk den Frieden zu sichern", die aber nicht die Bohne mit dem zu tun hatte, was den Freigeistern so vorschwebte.


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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#24 von joesachse , 04.10.2012 22:20

Zitat von frank im Beitrag #18
Zitat von joesachse im Beitrag #15
Und ich bin mir ziemlich sicher, ohne die Erfindung des Rades hätte es die deutsche Wiedervereinigung am 03.10.1990 auch nicht gegeben.

Man sollte sich schon bemühen, die Hauptdeterminanten von gesellschaftlichen und politischen Prozessen zu verstehen.



Oh entschuldige Frank. Um Deinem Verständnis von Zusammenhängen zu entsprechen, hätte ich natürlich mit der Nutzung des Feuers durch die Menschen als Ursache für die deutsche Wiedervereinigung beginnen müssen, dies war eindeutig vor der Erfindung des Rades

Um es noch einmal ganz deutlich zu schreiben: Das Thema Deutsche Wiedervereinigung spielte nach allen mir vorliegenden Informationen am 17. Juni 1953 überhaupt keine Rolle.
Und die von mir dargestellten Zusammenhänge sind wesentlich kausaler als die von Dir relativ willkürlich konstruierten Prozesse.


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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#25 von frank , 04.10.2012 22:27

Zitat von joesachse im Beitrag #24

Um es noch einmal ganz deutlich zu schreiben: Das Thema Deutsche Wiedervereinigung spielte nach allen mir vorliegenden Informationen am 17. Juni 1953 überhaupt keine Rolle.



Wenn die Forderungen der Streikleitungen des 17. Juni, die auch im Internet nachzulesen sind, auch nur zu 80 % erfüllt worden wären, hätte dies exakt denselbe Dynamik in Gang gesetzt, die 1989 innerhalb kürzester Zeit zum Untergang des SED-Regimes führte.

Noch eine Bemerkung zum NVA Genossen, der meint, die ostdeutsche Kasernierte Volkspolizei hätte den Aufstand schon alleine niedergeschlagen. Ich glaube, so unbedingt Verlaß war nicht auf den Verein.

Auch Genosse Ulbricht war sich der Sache nicht so sicher, er und andere höhere Chargen des SED-Regimes sprachen nicht zu 'ihrem Volk' sondern suchten bei der Roten Armee in Berlin-Karlshorst Unterschlupf. Das SED-Regime hätte sicher den Gesichtsverlust vermieden, die mit dem Einsatz der Sowjetpanzer verbunden war.


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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#26 von joesachse , 04.10.2012 22:33

Zitat von frank im Beitrag #25

Wenn die Forderungen der Streikleitungen des 17. Juni, die auch im Internet nachzulesen sind, auch nur zu 80 % erfüllt worden wären, hätte dies exakt denselbe Dynamik in Gang gesetzt, die 1989 innerhalb kürzester Zeit zum Untergang des SED-Regimes führte.


Das ist eine reine Spekulation Deinerseits. Ich halte nicht viel von dieser "Was wäre gewesen, wenn" - Geschichtsbetrachtung. Die menschliche Gesellschaft ist ein komplexes chaotisches System mit einer riesigen Zahl an Einflussfaktoren, die von Menschengruppen über Einzelpersonen, von Wetter und Unwetter über psychologische Phänomene reichen, so dass alle diese Aussagen, wie sich die Geschichte bei Änderung einiger weniger dieser Einflussfaktoren entwickelt hätte, im höchsten Grade spekulativ sind.


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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#27 von frank , 04.10.2012 23:12

Ich bin eher der Meinung, es wäre ohne die Russen 1953 noch schneller gegangen als 1989. Denn das Ulbricht-Regime war doch bei großen Teilen der Bevölkerung bedingt durch die brachiale Einführung der sowjet-kommunistischen Strukturen regelrecht verhaßt, der kritische Teil der bürgerlichen Bevölkerung, später durch Flucht und Austrieb dezimiert, war noch vorhanden und es gab noch keinen Geheimdienst in den späteren Ausmaßen.

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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#28 von Kehrwoche , 05.10.2012 07:36

Der Wunsch nach Wiedervereinigung entstand erst mit der physischen Teilung Deutschlands. 1953 haben die Menschen Deutschland noch nicht geteilt empfunden, sondern schlicht und ergreifend besetzt. Man konnte ja noch wählen, wo man leben wollte.


Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir.
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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#29 von Hansrudi , 05.10.2012 08:04

Habt ihr in der Wendezeit , einen normalen BRD - Bürger erlebt oder gar kennengelernt , der gerufen hat : `Wir sind ein Volk , wir gehören zusammen ! ` ?

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RE: 3. Oktober oder 17. Juni?

#30 von Schlawine , 05.10.2012 08:48

@ Hansrudi wir mussten hier nicht auf die Straße gehen und "Wir sind ein Volk" rufen weil die damalige Bundesregierung nicht mehr davon überzeugt werden musste.
Ich weiß aber noch sehr genau wie wir fiebernd vor dem Fernseher saßen. Welche Angst ich hatte dass die Demonstrationen doch noch mit Waffengewalt beendet werden, dass die DDR ihren Laden danach ganz zumachen würde und ich Menschen die mir unheimlich wichtig sind vielleicht erstmal viele Jahre nicht sehen darf (wie nach 1961) und ich weiß auch dass wir vor Freude geweint haben als die Grenzen offen waren, dass ich wochenlang "volles Haus" hatte und jede Minute genossen habe.
Für mich und viele meiner Bekannten, Verwandten und Freunde war die Teilung immer unnatürlich und wir haben uns immer gewünscht dass wir die Wiedervereinigung noch erleben dürfen. Nur daran geglaubt hat kaum jemand. Wenn man diesen Kontrollapparat bei der Ein- und Ausreise zu sehen bekam dann war es auch schwer daran zu glauben.
Genau wie im Osten gab es auch hier natürlich auch andere. Ein Cousin sagte damals zu mir "Ich würde mich finanziell am Wiederaufbau der Mauer gerne beteiligen". Den Kontakt haben wir damals abgebrochen aber Idioten gibt es nun mal in Ost und West


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