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RE: Gegen die Verklärung

#91 von sandmann , 19.02.2013 11:48

Zitat von nüscht im Beitrag #88

Zitat
Bzw. nach der Devise wenn mein Nachbar einen Gartenzaun gebaut hat brauch ich keinen mehr zu bauen.


Nein. Der Westen dachte nie an einen Mauerbau,
weil die Politik ganz klar nach Wiedervereinigung strebte.



Warum sollte der Westen eine Mauer bauen? Schon vor 1989 gab es faktisch keine Grenzen mehr zwischen den Ländern des Schengender Abkommens.

Nach meinem Eindruck hatten die Ossis 1989 die Nase gestrichen voll vom SED-Regime. Eigentlich auch schon vorher, bis 1961 sind die abgehauen, die es nun garnicht mehr ausgehalten haben, und dann war auch nur noch Gekrampfe, um das Gebilde mit einem Spitzelheer im Inneren und Wächtern an der Grenze aufrecht zu erhalten.

Kohl war am Anfang vorsichtig, bei seiner Rede in Dresden an den Trümmern der Frauenkirche sprach er nur von einer Konföderation in ferner Zukunft. Aber dann kam Druck auf, die Ossis drohten in Massen in den Westen 'rüberzumachen. Lafontaine ließ eilig von seinen Staatskanzleijuristen prüfen, wie man die Ossis wieder zurückschicken kann.


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RE: Gegen die Verklärung

#92 von nüscht , 19.02.2013 12:06

Man darf nicht vergessen, daß Herr Kohl nicht Kanzler der Einheit ist,
sondern nur Kanzler der Zufällig Kanzler war als die Einheit kam.

Daß die Einheit kam, ging ausschließlich vom Volk der DDR aus.
Und man kann von Glück sprechen, daß sich die NVA beherrschen konnte
und nicht ein Schuß gefallen ist, sonst wärs echt kritisch geworden.
Für das Volk der DDR.
Ich bin mir sicher, daß unsere Luschen niemals eingegriffen hätten.

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RE: Gegen die Verklärung

#93 von sandmann , 19.02.2013 12:26

Kanzler Kohl hat sich bleibende Verdienste um die Einheit Deutschlands erworben.

Zusammen mit seinem Hauptverbündeten, dem US Präsidenten Busch sen., konnte er die Widerstände gegen eine Einheit von England und Frankreich überwinden, Kohl zusammen mit Genscher nutzten geschickt das "historische Fenster", was sich bei ihren Verhandlungen mit Gorbatschow ergab und Kohl konnte günstige Konditionen für den zügigen Abzug der Roten Armee aus Deutschland mit Jelzin aushandeln.

Denkt man an das armseelige Verhalten von SPD Kreisen etwa an SPD Chef Lafontaine in jener Zeit, hätte es auch anders kommen können. Willy Brandt will ich ausdrücklich von dieser Kritik ausschließen.

Dass aus dem überreichen Waffenarsenal der DDR kein Schuss abgegeben wurde, ist sicherlich besonnenen Kräften bei den 'Sicherheitsorganen' zu verdanken. Allerdings waren insbesondere höhere Stasi-Kreise über den Zustand der DDR bestens informiert und wußten, daß dieser Staat ohnehin weder politisch noch wirtschaftlich eine Perspektive hatte. Und der Rest, der noch alle Sinne beieinander hatte, wußte das eigentlich auch.


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RE: Gegen die Verklärung

#94 von nüscht , 19.02.2013 12:35

Herr Kohl und Herr Genscher haben vielleicht etwas zu tun gehabt
mit den Modalitäten der Wiederwereinigung.
Mit der Grenzöffnung aber nicht.
Ja, vielleicht habe ich mich mißverständlich ausgedrückt.

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RE: Gegen die Verklärung

#95 von altberlin ( gelöscht ) , 19.02.2013 13:30

Zitat von sandmann im Beitrag #93
daß dieser Staat ohnehin weder politisch noch wirtschaftlich eine Perspektive hatte. Und der Rest, der noch alle Sinne beieinander hatte, wußte das eigentlich auch.



Stimmt, und warum diskutieren wir heute noch darüber ? Das war uns schon Anfang der 80-er klar. Vor 40 Jahren !
Ich glaube, manch einer kann nicht ruhig in die Kiste fallen, wenn er nicht bis zum letzten Atemzug darüber diskutiert, oder was sich so nennt.


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E.H.

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RE: Gegen die Verklärung

#96 von Buhli , 19.02.2013 13:36

Ne nüscht, Du hast Dich schon unmissverständlich ausgedrückt. Unsere Geschichtsstudentin muß nur noch ein paar Hausaufgaben machen. Immerhin ist sie schon in der Lage, auch Dich in Sachen Einheitsgeschichte zu belehren. Verklärung wollen wir doch vermeiden. Oder?


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
Buhli

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RE: Gegen die Verklärung

#97 von nüscht , 20.02.2013 05:30

Zitat von Buhli im Beitrag #96
Ne nüscht, Du hast Dich schon unmissverständlich ausgedrückt. Unsere Geschichtsstudentin muß nur noch ein paar Hausaufgaben machen. Immerhin ist sie schon in der Lage, auch Dich in Sachen Einheitsgeschichte zu belehren. Verklärung wollen wir doch vermeiden. Oder?


Naja, wenigstens kann ich unumwunden zugeben, daß ich wenig Ahnung habe von der Geschichte der DDR.
Aber mir in BRD Geschichte reinreden ist schon etwas seltsam. Egal.

Ts...nur gut, daß ich sehr wenig ernst nehme. Und dazu gehörten schon immer
Herr Kohl, Genscher....bla. Ich sach nur: Saumagen.

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RE: Gegen die Verklärung

#98 von delta , 20.02.2013 08:33

So sehe ich das auch Herr " nüscht "


wer fehler findet, darf sie behalten, ich habe reichlich davon.

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RE: Gegen die Verklärung

#99 von sandmann , 20.02.2013 10:24

Es ist ja nicht so, daß mit dem Verschwinden des SED-Regimes nun auch gleich alle Täter, Mitläufer und Anhänger der verschiedensten Sorten mit verschwunden sind. Mit den Ehrlichen unter ihnen, die an einer sachlichen Bestandsaufnahme interessiert sind, kann man heute noch interessante Gespräche führen.

Authentisch sind in erster Linie diejenigen aus der DDR, die dort schon, teilweise sehr zu ihrem eigenen Nachteil, ihre Meinung in der Diktatur geäußert haben. Dazu zähle ich zum Beispiel Lutz Rathenow, Schriftsteller und Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen in Sachsen.

Er sieht das Wirken von Kanzker Kohl bei der Herstellung der Einheit so:

Zitat
Also ich finde, dass die Haltung, das Handeln von Kohl schon eine gewisse Entschlussgenialität in diesem Zeitraum - später hat er dann auch ein paar Fehler gemacht - beinhaltet. Er hat mit großem Entscheidungsinstinkt genau das getan, was in der Situation getan werden konnte, und hat eine Wiedervereinigung angestrebt, offiziell vertreten, die dann ja im Grunde eine Neuvereinigung war - in Grenzen, die es vorher nie gab. Also im Grunde ist der dritte Weg beschritten worden, der Weg zu einem neu vereinigten Deutschland.



Und dass, wass dann hier so verschiedentlich geäußert wird, ist doch bestenfals die private Einzelmeinung von einigen verbitterten Randfiguren, und Rathenow weist darauf hin, daß die Unkenntnis des tatsächlichen Sachverhalts in der untergehenden DDR ein weit verbreitetes Phänomen war:

Zitat
Es fehlten auch die Kenntnisse. Es fehlte zum Beispiel die Kenntnis, wie sehr die Sowjetunion bereit ist, schon aus finanziellen Gründen nicht mehr die DDR an der Backe zu haben. Die Wismut brachte keine radioaktiv verwertbaren Stoffe mehr, die DDR kostete mehr als sie brachte, man wollte sie los werden, darüber gibt es heute eindeutige Fakten, diese Fakten standen damals nicht alle zur Verfügung.



http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1877669/


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RE: Gegen die Verklärung

#100 von altberlin ( gelöscht ) , 20.02.2013 18:39

Weil der Titel lautet : "Gegen die Verklärung", da passen ja ganz prima die neuesten Erkenntnisse aus dem Hessischen Landtag hinein.
Wer war denn alles NSDAP-Mitglied und ist, teilweise unter Unterschlagung der Wahrheit zur eigenen Nazi-Vergangenheit wieder ins Parlament
geschlüpft, aber dieses Mal in ein freiheitlich-demokratisches ?
http://www.fr-online.de/rhein-main/nsdap...tors_picks=true

Wer vor anderer Leute Türen kehren will, sollte erst einmal bei sich selbst für Sauberkeit sorgen.


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E.H.

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RE: Gegen die Verklärung

#101 von sandmann , 20.02.2013 18:56

Zitat von altberlin im Beitrag #100
Weil der Titel lautet : "Gegen die Verklärung", da passen ja ganz prima die neuesten Erkenntnisse aus dem Hessischen Landtag hinein.



Unter der 'Verklärung' der Verhältnisse der DDR-Diktatatur, die hier der User Stasigegner gestartet hat, kann man natürlich auch die Verklärung der älteren deutschen Diktatur anprangern. Ich habe aber eher nicht den Eindruck, daß das die Absicht von 'Stasigegner' war. Wenn ich seine Beiträge verfolge, ging ihm eher das Geschwindel und Geheuchel des DDR Regimes auf den Docht.


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