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RE: Guter Westen - böser Osten

#61 von Thor-am-Felsen , 09.11.2006 14:09

Zur Zeit ist im Wirtschafts- und Arbeitssystem dieses Landes soetwas wie eine Pionierzeit angebrochen. Das alte System ist marode und bröckelt. Ein neues System ist gerade mit HARTZ IV eingeleitet.

Was zählt ist, dass jeder etwas tun muss, um diesen Staat voranzutreiben; sitzt man nur lethargisch herum passiert hier nichts. Neuerdings bekommt man dafür auch kein Geld mehr. Man muss also arbeiten, um vom Staat Geld zu bekommen (wie eben alle arbeiten müssen, um Geld zu bekommen. Der Begriff Eineurojob ist da ein wenig unpassend, Arbeitslosengehalt wäre besser). Und jeder bekommt soviel Geld, wie er leisten kann. Wer viel Geld haben möchte, muss eben viel arbeiten. Arbeitnehmerrechte stören da nur.

Torsten


 
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RE: Guter Westen - böser Osten

#62 von Iris , 09.11.2006 14:38

Na, da steh ich aber nicht hinter Dir!

Aus der Sicht eines durchschnittlichen Arbeitnehmers gesehen, ist es wohl fast schon - sorry für den harten Ausdruck - ein Schlag ins Gesicht zu sagen, "Und jeder bekommt soviel Geld, wie er leisten kann."

Ich würde wieder mehr Enthusiasmus zeigen, wenn das Gehalt wieder stimmen würde und bekomme da noch von so manchem Kollegen gesagt, dass ich für diesen "Hungerlohn" noch immer zuviel leiste.

Und ich weiß viele andere Fälle, wo die Leute wirklich ranklotzen, Leistung bringen und sich einsetzen, aber nur Geld bekommen und nicht das was sie verdienen, andere widerum verdienen viel mehr, als sie für ihre Leistung bekommen sollten.

Nicht jeder der wenig bekommt, arbeitet wenig! Das ist etwas zu sehr pauschalisiert!

Ich habe jetzt nur vom arbeitenden Volk gesprochen, das daheim sitzende ist aber auch nicht nur von Faulen durchdrängt. Leider ist es eine TATSACHE, dass Du heute bereits mit 40 zu alt eingestuft wirst.
(Auch hier spreche ich aus der Erfahrung im persönlichen Umfeld)
Glücklich kann sich z.B. unsere Renate zeigen, die es geschafft hat und einen neuen Job bekommen hat. Leider sind das die ganz großen Ausnahmen!!!!


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RE: Guter Westen - böser Osten

#63 von MOZI ( Gast ) , 09.11.2006 15:02

Zitat von Thor-am-Felsen
... Und jeder bekommt soviel Geld, wie er leisten kann. Wer viel Geld haben möchte, muss eben viel arbeiten.Torsten


Nun... Dieser Satz ist ein Schlag ins Gesicht! Man ist heutzutage gestraft, wenn man Kinder hat. So schaut's aus. Leistungen für Kinder? Pustekuchen! Was hatte ich für eine Rennerei, bis ich einen Kindergarten fand, der meinen Sohn schon mit 2 1/2 Jahren nimmt - das aber auch nur Mittwochs und Freitags. Ich "kann" nicht arbeiten, weil mein Kind zu klein ist und es niemand nimmt... Im Mai, wenn mein Kleiner schon Groß ist und die Kindergärten endlich Interesse an ihm zeigen, kann auch ich wieder arbeiten gehen. Aber... Leider nur halbtags... Denn wer nimmt mir mein Kind den ganzen Tag? Ahja, da gibt es ja Tagesmuttis... Nur, diese kann ich wiederum nicht bezahlen, weil ich nichts "anständiges" gelernt habe. Ich bin halt nur mal eine Tippse (Bürokauffrau). Und auf der anderen Seite: Hab ich Kinder bekommen, um sie dann abzugeben? NEIN, ich nicht! Ich möchte an ihrem Versagen wenigsten ein wenig mitbeteiligt gewesen sein und nicht nur alles auf Kindergärten/Schulen/Tagesmuttis etc. schieben.

Ich wäre gern bereit, viel zu arbeiten und gut zu verdienen. Nur ist das nicht so, wie man sich das vorstellt. Je mehr man duckt - desto schlechter wird man bezahlt.

Also bin und bleibe ich eine "arme Sau" oder hoffe darauf, daß ich ernährt werde und mein Mann "so viel leistet, damit er meinen Ansprüchen genüge tut"...

In diesem Sinne
Das MOZI


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RE: Guter Westen - böser Osten

#64 von Thor-am-Felsen , 09.11.2006 20:57



Zitat von Thor-am-Felsen
Und jeder bekommt soviel Geld, wie er leisten kann.


Mist, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich meine mit "können" nicht "in der Lage sein", sondern im ich meine es, im Sinne von "befähigt sein". Dumme Leute sollten keinen Job mit hohem Gehalt bekommen, so über Vitamin B oder weil sie zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und vor allem die richtigen Eltern haben.

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RE: Guter Westen - böser Osten

#65 von Buhli , 09.11.2006 22:37

Thor, das mit den Dummen hab ich mit dem Stellvertretendem Marktleiter angesprochen. Es ist schon interessant, was seine Kollegen von sich geben. Alles nehme ich auch nicht ernst, denn ich hab da mal einen Spruch gehört. Der geht so.
Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde. Was kann da wares dran sein Ich weis es nicht. Im kleinen Land (schöner Begriff)war das kein Thema. Den "Blödmann" oder "Idioten" haben selbst die Chefs sportlich genommen.
Motzi, das man mit 40 zu alt für diese "Leistungsgesellschaft" ist, haben wir, (Könnt Ihr Ossis Euch noch leise daran erinnern?)bereits vor mehr als 25 Jahren in der Schule als Thema im Stabü Unterricht gehabt. Nur wer sich daran nicht mehr erinnern kann, hat es gründlich verdrängt. Wir haben nämlich, ich auch, ein inneres zurücklehnen eingenommen.(War das Deutsch jetzt korrekt?) Mit der Gewissheit, daß uns sowas nicht passieren kann. Wir sind ja vor solchen Sachen im Sozialismus geschützt. Gleiches zum Thema Berufsverbot, Kündigung wegen Krankheit usw. Waren ja alles Kapitalismusprobleme.
Für Frieden und Sozialismus, seid bereit (Chor) Immer bereit
Das alte System war schon vor 1990 marode. Will nur so mancher bis heute nicht wahr haben. Dem Westen steht ja das noch bevor, was im Osten schon lange läuft.
Am 3.10.1990 stand ich mit Kumpels am Brandenburger T(h)or und hab auf ein gutes Gelingen der Wiedervereinigung an gestoßen. Natürlich mit Sekt. Mit dem Wunsch, daß die Ossis nicht den Fehler begehen, und den Weststandart haben wollen. Ich war sicher nicht laut genug. Des weiteren kam noch hinzu. Wahrscheinlich auch nicht laut genug. Die Bundesbürger werden ein noch viel größeres Problem bekommen, wenn die von ihrem hohen Roß runter müssen. Deren Wohlstandsniveau schadet dem neuen Deutschland mehr, als die marode DDR.
Buhli


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RE: Guter Westen - böser Osten

#66 von Buhli , 09.11.2006 22:56

Apropos Wiedervereinigung Was habt Ihr am 9.11.1989 gemacht Wisst Ihr das noch
Ich hatte Spätschicht. nach den 19.00 Uhr nachrichten rief der Kranfahrer vom Kran, daß die Grenzen offen sind. Ernst haben wir das nicht genommen. Als ich abends 22.30 zu Hause an kam, sofort ans Radio. Der Wettergott hatte wahrscheinlich zur Feier des Tages für Dresden Überreichweiten spendiert. RIAS,SFB und 110,6. Ich konnte antippen was ich wollte, die Reporter standen alle an den Grenzübergängen und wurden gerade so von den Massen überrannt, daß sie die Reportage kurz unterbrechen mussten. Denn die wurden nicht gleich nach der Verkündung geöffnet. Ich glaube gegen 22.00 Uhr ging der erste auf. Hab heut noch Gänsehaut. Genauso wie bei Herrn Genscher seinem Spruch in der Prager Botschaft. Gibts jemanden im Forum , der dort dabei war?
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RE: Guter Westen - böser Osten

#67 von joesachse , 09.11.2006 23:06

Hallo Buhli,
du hast mit deiner Anspielung auf den Stabü-Unterricht nicht ganz unrecht: Wir haben gelernt, wie und warum der Kapitalismus funktioniert, so wie wir ihn heute erleben. Die Realität von heute überholt die Beispiele von vor 30 Jahren bei weitem. Das Grundproblem ist unserer Gesellschaftsordnung ist doch, dass der Begriff "Soziale Marktwirtschaft" ein Wiederspruch in sich ist. Marktwirtschaft an sich ist nicht sozial, der Arbeiter ist Bestandteil dieses Systems, wie es von der Wirtschaft treffen und entlarvend mit dem Begriff "Humankapital" beschrieben wurde. Soziale Aspekte kommen dort zum Tragen, wo der Unternehmer über sein Unternehmen bestimmen kann und gleichzeitig eine soziale Grundeinstellung (egal ob aus politischen, religiösen oder anderen Gründen) hat. Oder dort, wo die Politik dem Kapital Grenzen setzt und soziale Bedingungen schafft. Das Kapital in der Marktwirtschaft an sich ist asozial!!! Ich vestehe auch das Gejammere über solche Probleme wie die Insolvenz von Benq/Siemens-Mobile nicht. Diese Unternehmen arbeitet schon lange defizitär, und wer ja zur Marktwirtschaft sagt, sagt Ja zu Wettbewerb und damit auch Ja zu Insolvenzen und Entlassungen. Sorry, aber das ist die Basis unsere Gesellschaftordnung!!
Ich sage immer: Was wir in der DDR über Sozialismus gelernt haben, hatte mit der Realität damals nichts zu tun. Was wir über den Kapitalismus gelernt haben, beschreibt sehr sehr genau die heutige Realität in Witschaft und Politik.

JoeSachse


 
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RE: Guter Westen - böser Osten

#68 von Buhli , 09.11.2006 23:38

Wenn sich mehr Leute an den, ach so ungeliebten Stabü Unterricht erinnert hätten, gäbe es nach der Wende nicht so einen Katzenjammer Der wird allerdings noch lauter, wenn die gebrauchten Bundesländer von den notwendigen Reformen erreicht werden. Die sind ja unumgänglich. Ein Anfang ist ja schon gemacht. Panasonic in Esslingen hat auch schon los gelegt. Es ist schon etwas komisch, wenn man an der brennenden Tonne vorbei fährt, die Leute mit roter Weste Tage lang Fußball spielen sieht und daneben ein Schild mit dem Text "Wir wollen arbeiten" steht. Als selbständiger ist man wahrscheinlich auch zu weit weg von dem Thema. Ich hab mich nach Arbeit um geschaut und los gelegt. Vier Wochen nach dem ich hergezogen bin begann ich als Kraftfahrer und hab das sechs Wochen gemacht. Danach gings ab in die Sälbständigkeit. Ohne Überbrückungs- oder Fördergeld. Hoffentlich bleibt es so wie es die ganzen vier Jahre schon läuft.
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RE: Guter Westen - böser Osten

#69 von Wolf , 10.11.2006 06:23

Hallo Joesachse,
eben wollte ich auch noch meinen Senf zu dem Thema dazu geben. Aber nachdem ich Dein Posting gelesen hatte, musste ich feststellen: Ist alles gesagt! Brauch ich nicht mehr rumzulabern.
Übrigens (off-topic): Vor vier Wochen war ich fast in Bretzfeld. Ich mache alle paar Monate mal eine "Abenteuer-Wanderung" in weitgehend unbekanntem Gebiet und ohne Wanderkarte. Diesmal war ich in Oppenweiler an der Murr gestartet und immer nach Norden gelaufen. Löwensteiner Berge. Rausgekommen bin ich in Eschenau an der S4. Schöne Gegend! Aber anstrengend! Die Hohenloher Ebene ist für Langstrecken besser geeignet.


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RE: Guter Westen - böser Osten

#70 von Iris , 10.11.2006 07:54

@ Buhli:

Das Mädel heißt M O Z I, nix Motzi!

Viele Grüße
Iris


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RE: Guter Westen - böser Osten

#71 von Iris , 10.11.2006 07:56

@ Buhli

Am 09.11.1989 hab ich friedlich geschlafen und am nächsten Morgen die neuesten Neuigkeiten nicht glauben wollen.

Gruß
Iris


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RE: Guter Westen - böser Osten

#72 von Thor-am-Felsen , 10.11.2006 08:15

Guten Morgen Buhli!

Zitat von Buhli
[...] das mit den Dummen hab ich mit dem Stellvertretendem Marktleiter angesprochen.


Warum sollte eine minderbegabte Person keine stellvertretende MarktleiterIn werden? Wenn der Laden brummt, ist das gutzuheißen. Und wenn diese minderbegabte Person aufgrund ihrer Persönlichkeit in leitende Positionen gelangen kann, wohlgemerkt aus eigenem, sozial-wirtschaftlichem Engagement heraus (schwer zu formulieren), ohne sich - im Falle einer Frau ist das leicht - hochzuschlafen (auch das ist ja eine körperliche Leistung) ist das vorbildlich.

Torsten


 
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RE: Guter Westen - böser Osten

#73 von Thor-am-Felsen , 10.11.2006 08:18

Zitat von Buhli
Was habt Ihr am 9.11.1989 gemacht


Ich lag im Bett und habe um 23:00 h die Nachrichten gehört. Am Samstag bin ich dann nach Berlin gefahren, nicht wegen der Grenzöffnung, sondern ich wollte ohnehin dorthin. Es war sehr hektisch ab Drewitz. Selbst die rechte Spur an der GÜSt war voll (ein Geheimtip damals, denn die rechte Spur lag aufgrund der Linkskurve versteckt).

Torsten


 
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RE: Guter Westen - böser Osten

#74 von Thor-am-Felsen , 10.11.2006 08:23

Hallo Joe!

Zitat von joesachse
Was wir in der DDR über Sozialismus gelernt haben, hatte mit der Realität damals nichts zu tun.


Welchen Sozialismus meinst Du? Die Ideen von Lenin wurden durchaus realisiert.

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RE: Guter Westen - böser Osten

#75 von Thor-am-Felsen , 10.11.2006 13:56

am 16.11.1989 arbeitete ich in der Tankstelle. Zum ersten Mal in meinem Leben stand ich vor dem Problem: was muss ein Trabbi tanken? Gut, im Westen hatten wir die Pumpsäulen für Mofas. Da konnte man sich 1:50 mischen, literweise. Aber in so einen Trabbi passten 20 Liter ein. Es dauerte ein paar Tage, bis mir klar wurde, dass man den Trabbi-Fahrern einfach eine Flasche 2-Takt-Öl in die Hand drücken brauchte. Andere Tankstellen kamen auch auf diese Idee. Doch einige haben Motoröl in den Tank geschüttet.

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