Da ich noch Jetlag geplagt bin, hole ich das Thema mal wieder hoch. Nach 5 Wochen Aufenthalt in den USA sind die Erinnerungen auch noch frisch und man vergisst nix.
Mittlerweile hat sich ja einiges getan in Deutschland in Bezug auf Kartenzahlung. Immer mehr und auch viele kleine Geschäfte akzeptieren Giro- und Kreditkarten. Trotzdem gibt es weiterhin große Lücken in Bezug auf Kartenakzeptanz. Auch werden gerade bei kleinen Händlern oft nur Giro-Karten angenommen. Dabei geben längst nicht mehr alle Banken giro-cards aus. Immer mehr sind längst auf Debitkarten von VISA oder Mastercard umgestiegen, bzw. verlangen Gebühren für die girocard. Die genannten Debitkarten sind jedoch in der Regel kostenfrei. Frauchen z.B. hat bereits seit Anfang des Jahres keine girocard mehr. Ich hab meine im Urlaub aus Versehen zerbrochen. Da hab ich die direkt abgemeldet. Kann man bei der ING direkt in der App machen. Geht ruck zuck. Nun haben wir beide nur noch AMEX und VISA. Läden, die nur Bargeld annehmen, meiden wir schon länger. Das war nicht unbedingt eine bewusste Entscheidung. Das hat sich so ergeben, da wir beide selten ausreichend Cash dabei haben. Frauchen meidet ja schon seit längerem auch Geschäfte die nur girocard nehmen. Muss ich jetzt auch. Aber auch das ist in der Stadt entspannt. Gibt ja genug Alternativen. Eigentlich mach ich das ja meist jetzt schon. Da ich oft nur mit Telefon aus dem Haus gehe und keine Brieftasche dabei habe. Per Handy kann ich mit google pay zahlen. Mittlerweile ist da längst die AMEX hinterlegt. Falls die nicht akzeptiert wird, hab ich noch ne VISA in der Handyhülle. Reicht auch in Deutschland, auch wenn man nicht in jedem Laden einkaufen kann.
Wie bereits gesagt, ich sehe das ganz entspannt. Jeder Händler und jeder Kunde kann selbst entscheiden, welche Zahlungsmittel er verwendet, bzw. akzeptiert. Wenn ein Händler nur cash will, dann ist das so. Ich sage dann freundlich "Auf Wiedersehen" und gehe in den nächsten Laden. Ich mach das auch nicht, weil ich dem Händler schaden oder eins auswischen will. Nein. Wenn ich das entsprechende Zahlungsmittel nicht habe, muss ich halt woanders kaufen. Und mal ehrlich, kein Händler wird Pleite gehen, nur weil er meine paar Pfennige nicht hat.
Die fehlende Akzeptanz von Kreditkarten führt jedoch manchmal auch zu unschönen Situationen. Brühl ist zwar ein kleines Städtchen. Aber wir haben übers Jahr verteilt mehr Touristen hier, als wir Einwohner haben. Das liegt am Phantasialand. Vor allem an den Wochenenden stehen die Besucher aus dem benachbarten Ausland bereits morgens auf der Autobahn im Stau. Umfährt man als Einheimischer lieber großräumig. Zum anderen haben wir mit unseren Schlössern Falkenlust und Augustusburg zwei UNESCO-Welterbestätten in der Stadt. Während ins Phantasialand viele Niederländer, Belgier und Franzosen kommen, die zur Not auch Euro cash in der Tasche haben, werden die Schlösser von Massen von Asiaten besucht. Aber auch Nordamerikaner und was weiß ich wo die alle herkommen, trifft man oft. Und die haben nicht immer Bargeld einstecken und ne girocard erst recht nicht. Da kommt es dann vor, das man den Leuten das Eis wieder aus der Hand reißt, weil die mit ihrer Kreditkarte nicht zahlen können. Oder einer muss im Restaurant warten, während der andere zum nächsten Automaten rennt. Das ist immer unschön, so etwas zu erleben. Viele Restaurants, Cafes, Eisdielen, Imbisse usw. findet man bei uns auf dem Markt und in unmittelbarer Nähe davon. Kein einziger der alteingesessenen Gastronomen bietet hier Kartenzahlung an. In den neuen Läden kann man dagegen fast überall mit Karte zahlen. Warum das so ist? Keine Ahnung! Für die vielen nichteuropäischen Touristen ist das nicht so toll.
Es geht auch anders. Meine Lieblingsbäckerei ist Max Kugel in der Bonner Südstadt. Ein recht junger Laden. Dort gibt es nur Brot. 10 Sorten Brot. Nichts anderes. Keine Kette. Nur dieser eine Laden. Max und sein Team stehen jede Nacht in der Backstube und machen Brot nach guter alter, traditioneller Handwerkskunst. Keine Zusatzstoffe. Alles Handarbeit. Auch wenn es etwas teurer ist. Es ist das geilste Brot, was ich je im Leben gegessen habe. Oft wird Max Kugel kritisiert. Nicht wegen seiner Produkte, sondern weil er nur Kartenzahlung akzeptiert. Da wird der Untergang des Ladens prophezeit, weil man kein Bargeld nimmt, usw. Negative Kritik bezieht sich fast immer nur auf die Zahlungsmethode. Fakt ist jedoch, man sollte früh kommen, sonst gibts nichts mehr. Denn jeden Vormittag steht dort eine riesige Schlange vor der Tür. Wer hier einkaufen will, sollte Zeit mitbringen. 30, 40 Wartende sind da oft normal. Das Geschäft brummt ohne Ende und wenn man erst mittags kommt, steht man oft vor verschlossener Tür. Dann sind die nämlich bereits ausverkauft. Und ich kenne hier in der Region noch eine Handvoll Geschäfte, wo das ähnlich ist. Kein Bargeld, trotzdem laufen die, dass es besser kaum noch geht.
In den USA ist das anders. Da kann man überall mit Karte zahlen. Bei jedem Straßenhändler, in Restaurants, in Cafes. Man muss nicht rein in die Tankstelle. Man kann direkt an der Zapfsäule mit Karte zahlen. Oder Restaurants. In den Staaten wird man ja von einem Mitarbeiter am Eingang empfangen und zum Tisch gebracht. Dann kommt die Bedienung, die sich um alles kümmert. Zum Schluss gibts einen Bon. Man geht an die Kasse und zahlt. Bedienungen kassieren nicht. Mittlerweile haben aber fast alle Bons einen QR-Code. Den scannt man dann am Tisch. Die Seite mit der Rechnung öffnet sich, Trinkgeld eintragen, Zahlungsmethode wählen (Kreditkarte, google pay, apple pay, paypal, irgendwelche Zahlapps), bestätigen und wenn man will noch die e-mail Adresse für die Rechnung angeben. Aufstehen und gehen. Das wars. Die Zahldaten sind ja eh auf dem Handy gespeichert. Da muss man nix mehr eingeben oder so. Das Ganze dauert nicht mal eine Minute. Wir nehmen meist google pay. Das kostet nix an Gebühren. Oder Parken. Ich habe seit Jahren keinen Automaten in den USA gesehen, wo man Parkgebühren noch cash zahlen kann. In der Regel geht das nur mit entsprechender App oder man scannt einen QR-Code und dann gehts weiter wie im Restaurant. Auch in Geschäften oder in der Gastronomie sieht man des öfteren Schilder "creditcard only". So mancher will sich da mit Bargeld gar nicht mehr beschäftigen. Wir hatten noch ca. 750 Dollar cash zu Hause, die wir mitgenommen haben. Zwischendurch haben wir nochmal 600 Dollar am Automaten geholt. 650 Dollar haben wir mit nach Hause genommen. Heißt, wir haben in den 5 Wochen ca. 700 Dollar cash benötigt. Allerdings haben wir nicht einen einzigen Dollar für Zahlungsvorgänge ausgegeben. Die 700 Bucks sind für Trinkgeld für Zimmermädchen drauf gegangen und wurden im Casino verzockt. Am Roulette-Tisch, beim Black Jack oder an der Slot machine geht nun mal nur cash.
Gebühren - oft das Totschlagsargument wenn es um Kartenzahlung geht. Ja, eine Kartenzahlung kostet Gebühren. Die trägt in der Regel der Händler. Wenn wir jetzt mal AMEX ausnehmen, liegen die bei gängigen Kreditkarten wie VISA und mastercard unter 1 %. AMEX bei bis zu 3 %, liegt aber am Händler, was er mit denen aushandelt. Deshalb hab ich auch absolutes Verständnis, wenn ein Händler keine AMEX nimmt. Nun höre ich des öfteren von überzeugten Barzahlern, diese Gebühren sind ja im Preis einkalkuliert. Die zahlen wir mit. Natürlich. Aber ich als Kartenzahler trage auch die Kosten für den Barzahler mit und beschwere mich nicht. Denn, und das ist den wenigsten bewusst, auch Bargeld verursacht Kosten. Oft mehr als die Kartenzahlung. Denn Bargeld muss abends gezählt werden. Das ist Arbeitszeit und die kostet. Aber auch das Holen von Kleingeld und die Einzahlung des Bargeldes bei der Bank kostet Gebühren. Holt ein Händler gerolltes Münzgeld von seiner Bank, zahlt er. Je kleiner die Stückelung, um so höher sind die prozentualen Gebühren. Wer z.B. cent-Stücke braucht, zahlt 15 cent pro Rolle. 50 cent sind in einer Rolle. Macht satte 30 % Gebühren. Einzahlungen von Münzgeld sind nur über Safebags möglich. Heißt der Händler bekommt so einen Safebag von seiner Bank. Dann kommt das Kleingeld rein, wird verplompt und dann gibt er es ab. Die Bank schickt das zur Bundesbank. Die prüfen die Echtheit der Münzen. Nach 7 - 10 Tagen hat der Händler die Gutschrift auf dem Konto. Pro Safebag berechnet z.B. die Sparkasse Köln/Bonn 8 Euro Gebühr. Bei Einzahlungen über 100 Euro nimmt die Sparkasse Köln/Bonn 3 % Gebühren, höchstens jedoch 60 Euro. Wenn man da als Händler 1.000 Tacken einzahlt, sind das 30 Euro Gebühren. 1.000 € per Karte ist höchstens ein schlapper Zehner an Gebühren. Dort hat man das Geld auch spätestens am nächsten Tag auf dem Konto, im Gegensatz zur Bareinzahlung. Nur scheinen manche Händler das gar nicht auf dem Schirm zu haben.
Naja. Ist jetzt ein langer Text gewurden. Sorry. Vielleicht liest es ja trotzdem jemand. Aber das mit dem Jetlag wird von Jahr zu schlimmer, je älter ich werde. Früher war ich nach einem Tag wieder fit. Heute brauche ich locker ne ganze Woche, um wieder in den richtigen Rhythmus zu kommen. Aber mein nächster runder Geburtstag ist auch schon der 60-igste. In ein paar Jahren. Da hat man eben zu kämpfen.
Ich versuch es dann jetzt mal mit schlafen. Vielleicht klappts ja.
Wünsche allen ein schönes Wochenende,
micha