vom Unternehmen PLUS Discount
16.09.2008
Diebstahl-Vorwürfe
Sächsische Supermarkt-Zentrale sperrt Mitarbeiter ein
Bautzen. Viel Schlimmes hat man schon von den Praktiken in diversen Supermärkten gehört: Lidl hetzt Detektive auf seine Mitarbeiter, WalMart kündigte Betriebsräten. Doch was jetzt aus einer Plus-Regionalzentrale bei Bautzen bekannt wird, ist noch unglaublicher.
Am Freitagabend rückte die Polizei in das Firmengebäude in Ottendorf-Okrilla ein. Beim Lagezentrum der Polizei und im Radeberger Polizeirevier waren mehrere, zum Teil anonyme, Anrufe von besorgten Angehörigen eingegangen. Ehefrauen wunderten sich, dass ihre Männer nicht von der Arbeitsstelle nach Hause kamen
Vor Ort stellten die Polizisten fest, dass die 17 Mitarbeiter tatsächlich durch Vertreter der Firmenleitung festgehalten wurden. Der Wachschutz ließ keinen aus dem Gebäude. So sollten die Angestellten gezwungen werden, ihre eigene Kündigung zu unterschreiben. Die Firma bezog sich laut Polizeiangaben auf Videoaufnahmen. Darauf sollen Diebstahlhandlungen und Unterschlagung von Firmeneigentum durch die Mitarbeiter zu sehen sein. Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und Nötigung durch leitende Mitarbeiter auf. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen soll es sich um eine Filiale der Kette Plus handeln. Auch der Vorwurf des Diebstahls gegen die Mitarbeiter wird geprüft. Beide Fälle liegen seit Montag bei der Staatsanwaltschaft Bautzen, wie sie am Montag gegenüber der Tageszeitung 20cent bestätigte.
Die Vorwürfe gegen die Mitarbeiter scheinen obskur. Zumal es sich offenbar um alle Angestellten der Filiale handelt. Ähnliche Fälle der Nötigung sind aus der Branche bekannt.
Die Gewerkschaft ver.di berichtet in ihrem Schwarzbuch Lidl unter anderem: Im gesamten Bundesgebiet gibt es Beispiele von Eigenkündigungen nach Gesprächen, in denen Betroffene unter großem Druck Aufhebungsverträge unterschrieben. Häufig handelt es sich um für die Firma zu teure Mitarbeiter. Plus selbst war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Bodo Baumert