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Kindheit in der DDR

#1 von Kolumbus 1492 , 11.09.2012 17:38

heute denke ich oft darüber nach. Früher ja da war das anders. Wir hatten Westfernsehen zu Hause - oft habe ich Abends ein wenig wehmütig und zugegeben auch neidisch drein geschaut und gedacht , man was die alles haben.

Ich erinnere mich , an diese Amerikanische Sendung da mit diesem Schielenden Löwen. Oder mit diesem Delphin. Oder abends kennzeichen D. Wir mussten das aber heimlich machen - Vater durfte das nicht wissen , aber ich denke er wollte es auch nicht wissen. Mutter konnte auch nicht anders - sie war Bayer und das ist sie geblieben bis zum Tode.

Die hat immer mit Leidenschaft diese Sendung geschaut mit diesem Ölmulti da aus Texas. Ich glaue das hiess Dallas.

Dann die Werbung - alles schön bunt und im Überfluss. Und da bei uns gabs nicht mal ne Banane. Ausser vielleicht an Weihnachten. Aber im Sommer Pfirsische , Melonen , Aprikosen - schon 3 Tage vorher wussten wir wann die Bulgarischen und Rumänischen Laster ankamen mitten auf dem Erfurter Domplatz , Gotterbärmlich sagen sie aus wenn sie ankamen mit ihren Roman Diesel und Kamaz , die Fahrer müde tagelang unterwegs , meisst die Kühlaggregate kaputt - aber das war vergessen als die Ladeplanken aufgingen - vom LKW runter hat man das Obst verkauft ......Hunderte Meter lange Schlangen geduldig wartende Leute. Es war heiss - irgendwo ein Stand mit Thüringer Rostbratwürsten und Vita Cola - das half die Zeit vertreiben.

Und dann gabe Zuteilung. Jeder ein Kilo. Und dann war da unser Bürgermeister Scheinpflug - eine rote Socke wie sie im Buche stand - aber der war es der dann sagte das kann nicht sein . Kinderreiche ein Kilo und single auch ein Kilo ? So geht das nicht. Er hat dann angeordnet das gegen Ausweisvorlage mehr an Kinder abgegeben wurde.


Meisst am Samstag kam dann noch die Mobile Russische Brotbäckerei auf dem Marktplatz. Das roch so lecker , das frische heisse Brot aus dem Ofen vom Laster runter verkauft , meisstens haben wir gleich zwei genommen weil eins musste unterwegs auf dem Weg nach Hause schon dran glauben .............der Bäcker ein Russischer Soldat der war Dick wie eine Tonne :-)) immer die Wodkaflasche neben und ein Lied auf den Lippen .......wir haben immer heimlich Papyrossi Zigaretten gebettelt , weil rauchen war cool :-)) Hat er uns aber nicht gegeben , Piroggen hat er uns gegebenund gelacht.


Ja ich habe noch mehr so Kindheitserinnerungen - was geblieben ist , das wir uns noch über Kleinigkeiten freuen konnten und unglücklicher waren wir auch nicht. Das weiss ich heute.

Heute ist alles da rund um die Uhr , es hat zur Verfügung zu stehen , egal ob man es nun benötigt oder nicht , und keiner ist zufrieden - keiner weiss den Aufwand zu würdigen. Hier wird gekauft und weggeworfen was das Zeug hält.

Früher hatte ich zwar nicht was ich heute habe , aber ich habe ruhiger gelebt.


Wenn der Staat den Weg der Gerechtigkeit verlässt , wird ziviler ungehorsam zur Pflicht.

 
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RE: Kindheit in der DDR

#2 von Hansrudi , 11.09.2012 18:43

@ Kolumbus ,

dein letzter Satz trifft genau ins Schwarze !

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RE: Kindheit in der DDR

#3 von Kolumbus 1492 , 11.09.2012 18:49

Rudi da gibt es noch mehr worüber ich nachdenke . Wenn wir zum beispiel als Kinder rodeln waren und es hat sich einer verletzt , dann war das eben einfach passiert - keiner konnte was dafür war eben so.


Hier und heute - wer war das ? Warum ? hat der ne haftpflicht ? bla bla bla .....


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RE: Kindheit in der DDR

#4 von Hansrudi , 11.09.2012 19:53

Achja , Schnee hatten wir damals auch noch im Winter !
Heute wird er ja mit allen Mittel als einer der vier großen Feinde ( Frühling,Sommer Herbst und Winter ) der deutschen Volkswirtschaft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln , am besten schon im Anflug, bekämpft !

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RE: Kindheit in der DDR

#5 von Paule , 11.09.2012 20:36

Danke für Deine Geschichte, das weckt Erinnerungen:

Zitat von Kolumbus 1492 im Beitrag #1
Ich erinnere mich , an diese Amerikanische Sendung da mit diesem Schielenden Löwen. Oder mit diesem Delphin.

Daktari und Flipper. Auch ohne das TV-Programm hatten wir eine tolle Zeit - ich kann mich nicht erinnern, etwas vermisst zu haben.

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RE: Kindheit in der DDR

#6 von joesachse , 11.09.2012 20:47

Zitat von Paule im Beitrag #5
ich kann mich nicht erinnern, etwas vermisst zu haben.

Geht mir genau so. Ich habe damals keine Dinge vermisst, ohne die ich heute nicht mehr leben möchte.
Ich habe auch damals die Freiheit nicht vermisst, ohne die ich heute nicht mehr leben möchte.


Jede Geschichte hat vier Seiten. Deine Seite, Ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich passiert ist.(Bruce Sterling)

 
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RE: Kindheit in der DDR

#7 von Kolumbus 1492 , 11.09.2012 21:47

ich habe ja auch nicht gesagt das ich irgendwas vermisse !


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RE: Kindheit in der DDR

#8 von mutterheimat , 11.09.2012 22:03

Es gibt etwas, was ich vermisse. Etwas ganz entscheidentes, die Wärme der Menschen, selbst als Kind, untereinander! Heute heißt es doch, was bist du, was hast du, was stellst du dar. Und noch mehr, wie gut rutscht es, zwischen den Fingern.


Wer sind die besten Fälscher der Welt, die Medien! Wer das alles glaubt, was alles so da drin steht und gesagt wird, (Presse, Rundfunk, Fernsehen, Internet), dem ist nicht zu helfen!

 
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RE: Kindheit in der DDR

#9 von Kolumbus 1492 , 11.09.2012 22:14

Vollzitat gelöscht.
Kehrwoche Mod

Jaja ich weiss was Du meinst ....da gibt es sone Plastikkarte die schiebt man in einen Automaten und dann kommt Geld raus - haste diese Karte nicht , biste sowas von der Arsch ....und das wäre im Osten eben nicht passiert. Versteh ich schon.....


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RE: Kindheit in der DDR

#10 von Hansrudi , 12.09.2012 07:09

@ Kolumbus ,

wieso bist du der Arsch ohne die Plastekarte ??

Im Gegenteil, du bekommst keine Kredite , kannst keine Schulden machen , mußt mit dem Bargeld was du hast auskommen , Miete und andere Dinge übernimmt der Staat, wenn die Arbeitslos bist .

Ich gehöre selber auch noch zu der altmodischen Sorte Mensch , die ihren Lohn statt überwiesen , lieber in der Betriebskasse in Bar abholen würden und dann bräuchte ich kein Konto .

Denn in meinen Augen ist Freiheit , die, unabhänigkeit von Saatskontrolle , aber wo gibt es die schon ??


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RE: Kindheit in der DDR

#11 von Atze , 12.09.2012 10:40

Wir haben damals noch sehr viel draußen, an der frischen Luft, verbracht und Fussball oder Räuber und Gendarm gespielt. Heute spielen die Kinder das am Computer.

Wir sind Fahrrad oder mit dem SR-2 gefahren. Heute fahren die Jugendlichen ne Aprilia oder nen Golf. Das allerdings finde ich schon gut. Allerdings kamen wir nie in den zweifelhaften Genuss von Drogen. Dafür haben wir für ganz, ganz kleines Geld im Freibad gebadet oder waren direkt am Strand der Ostsee oder haben Sport treiben können in den Vereinen und Klubs.
Ich fand meine Kindheit, aus heutiger Sicht sehr erfüllt und sehr schön. Zwänge gab es natürlich auch aber die gibt es heute ja auch noch. Z.B. mußten wir zur Schule gehen (sogar noch am Sonnabend) und am 1. Mai zur Demonstration.

Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, dass einer meine Freunde gehungert hat, die Eltern Existenzängste hatten oder Angst davor hatten, Nachts durch die Straßen der Stadt zu gehen (hab ich heute auch nicht aber sowas soll es ja geben.)

Gruß


Sir W. Churchill

"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."

 
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RE: Kindheit in der DDR

#12 von peppe , 12.09.2012 16:12

Atze deine Zeilen möchte ich dick unterschreiben. Im nachhinein möchte ich behaupten das wir DDR Kinder ein "Luxusleben"hatten was für jeden Staat unbezahlbar ist wenn man sich das mal richtig überlegt.
Was ich besonders toll fand das wir wirklich vom Kindergarten an bis ende des 10.Schuljahrs zusammen waren, und dies hat verbunden und Freunde fürs Leben gebildet. Dies gibt es ja heute nicht mehr in welchen Land man auch lebt, aller paar Jahre wird gewechselt in den Kindergarten werden die zwerge gefahren nicht gelaufen wie wir früher .......es ist einfach eine andre Welt.
Nicht zu vergessen unsere Ferienlager..Ferienspiele ect. pp wo machen heute Kinder noch soviel gemeinsam wie wir früher??
Aber wie schon oft geschrieben als Kind war es schön als man ins Berufsleben ging war fertig lustig wer nicht die Stelle hatte, die er gern wollte hatte Pech, heute und hier hat jeder die Chance aus sich selbstständig was zu machen dies hatten wir in der DDR nicht!!



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RE: Kindheit in der DDR

#13 von Buhli , 12.09.2012 17:48

Zit. Peppe:"heute und hier hat jeder die Chance aus sich selbstständig was zu machen dies hatten wir in der DDR nicht!!" Peppe, das ist ja nun wirklich an der Realitaet Meilenweit vorbei. In der Zwischenzeit hab ich hier in BW reichlich Leute kennen gelernt, die sich in der DDR "entfalten" konnten, auch ohne Parteibuch. In der neuen Republik ist ihnen das verwehrt. So deren Stimme.
In den Kiga sind wir per Fahrrad transportiert worden. Die Hilfsbereitschaft unter Kollegen meiner Eltern konnte ich auch ab und an erleben. Da nahm uns ein Kollege gleich mal mit seinem Berliner Roller mit. Die Siedlungsjungs haben dann auch miteinander gebaebbelt bis die Sonne unter ging. Als wir im Sommer Sonntags im Freibad baden waren, quietschte und pfiff auf KW 6.1 die RTL Hitparade, oder wie die sich damals nannte. Montags hoerten wir mal im DLF die "Schlager der Woche". Die wurden dann am Dienstag beim UTP ausgewertet. Ein Klassenkamerad hat Aerger bekommen, weil er sich, damals noch per Post, mit seiner Stimme daran beteiligen wollte.


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: Kindheit in der DDR

#14 von Buhli , 12.09.2012 18:08

Zit. Peppe:"heute und hier hat jeder die Chance aus sich selbstständig was zu machen dies hatten wir in der DDR nicht!!" Peppe, das ist ja nun wirklich an der Realitaet Meilenweit vorbei. In der Zwischenzeit hab ich hier in BW reichlich Leute kennen gelernt, die sich in der DDR "entfalten" konnten, auch ohne Parteibuch. In der neuen Republik ist ihnen das verwehrt. So deren Stimme.
In den Kiga sind wir per Fahrrad transportiert worden. Die Hilfsbereitschaft unter Kollegen meiner Eltern konnte ich auch ab und an erleben. Da nahm uns ein Kollege gleich mal mit seinem Berliner Roller mit. Die Siedlungsjungs haben dann auch miteinander gebaebbelt bis die Sonne unter ging. Als wir im Sommer Sonntags im Freibad baden waren, quietschte und pfiff auf KW 6.1 die RTL Hitparade, oder wie die sich damals nannte. Montags hoerten wir mal im DLF die "Schlager der Woche". Die wurden dann am Dienstag beim UTP ausgewertet. Ein Klassenkamerad hat Aerger bekommen, weil er sich, damals noch per Post, mit seiner Stimme daran beteiligen wollte. Als wir dann unseren Jugendclub gegruendet haben, haben wir keinerlei politisch motivierte Einschraenkungen erfahren. Unser Clubchef wurde von uns gewaehlt. Nur ein kurzes Naseruempfen durch die FDJ Kreisleitung kam auf, als sie von seiner Vergangenheit bei den "Zeugen Jehovas", erfuhren. Das wars aber schon. Die Zusammenarbeit klappte reibungslos. Damals hatte ich nicht das Gefuehl in irgend einer Weise "die Klappe halten" zu muessen. Heute schon eher.
Kolumbus, Du kannst Dich nicht ans Plastegeld in der DDR erinnern? Hier im Forum hat jemand ne Geldkarte verewigt. Die waren damals schon mit Passbild.
Freier als damals, nur weil ich jetzt Visa fuer die ganze Welt beantragen kann, fuehle ich mich allerdings nicht. Die Ebene, die damals mit Knast belegt sein soll, hab ich damals schon genutzt ohne da zu landen. Nur die Ebene, die damals ohne Folgen blieb, kann heute ganze Existenzen, nicht nur einschraenken, richtig vernichten.


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RE: Kindheit in der DDR

#15 von Buhli , 12.09.2012 18:10

Das Thema Kindheit geistert schon im Forum rum. Kann dieser Thraed nicht da mit rein?


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